Mit Sicherheit besser
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Montag, 10. Oktober 2016
Die Alte Synagoge wird umgebaut. Trotz Überraschung liegen die Arbeiten im Zeitplan.
Er hat viel dazugelernt in den letzten Wochen und Monaten, einige Überraschungen erlebt und etliche gute Gespräche geführt. Richard Arndt-Landbeck hat das erste Mal beruflich ein Bauvorhaben begleitet. Und das hatte es gleich in sich: Die Alte Synagoge in Kitzingen wird seit Anfang Mai aufwändig saniert.
Seit 2010 ist der Leiter der Volkshochschule in Kitzingen auch verantwortlich für das Kulturleben in der Alten Synagoge. Er hat sich eingelesen in die Geschichte des markanten Gebäudes am Kitzinger Mainufer, das 1993 nach einem Komplettumbau und Gesamtkosten von rund neun Millionen Mark eröffnet worden war. Nach rund 20 Jahren Nutzung als kulturelles Zentrum war ihm schnell klar, dass einiges verändert werden muss – dass es gleich so viel werden würde, hat nicht nur ihn überrascht.
Mit der Erneuerung der Ton- und Lichtanlage vor vier Jahren fing der Umbau schleichend an. Mit einer Prüfung durch den TÜV und später durch die städtische Bauaufsicht nahm er dringliche Züge an. „Mehr als 40 Mängel hat die Aufsicht festgestellt“, erinnert sich Arndt-Landbeck. Deren Empfehlung war ein Schock: „Sofort schließen.“ Die Argumente: Kein ordnungsgemäßer Brandschutz, keine zweiten Fluchtwege, kein ausreichendes Sicherheitskonzept. Fast drei Jahre ist diese niederschmetternde Diagnose alt. Das Kulturleben ging trotzdem seinen Gang – allerdings unter strengen Auflagen.
Bei Veranstaltungen mit mehr als 100 Besuchern musste eine Brandschutzwache von der Feuerwehr gestellt werden. Alle Räume mussten vor und nach der Veranstaltung inspiziert werden, während der Veranstaltung musste die Wache natürlich auch präsent sein. Keine einfache Zeit. Weder für Arndt-Landbeck noch für die Kitzinger Wehr. 100 bis 150 Veranstaltungen finden jährlich in der Synagoge statt. Ein Großteil lockt mehr als die besagten 100 Besucher an.
Dem Oberbürgermeister und dem Stadtrat war klar: So kann es auf Dauer nicht weitergehen. Ein Konzept musste her, der Brandschutz auf ganz neue Beine gestellt werden. 2015 sind die Pläne erstellt worden, im Mai diesen Jahres konnten die Arbeiten beginnen. Trotz mancher unvorhergesehener Entwicklung liegen sie im Zeitplan. Das ist auch dringend notwendig. Am 9. November muss alles fertig sein. Dann lädt der Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen traditionell zur Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht inklusive Kranzniederlegung ein.
Die Arbeiten hatten es bislang in sich. Stühle, Tische, Bühne: Alles musste im Mai ausgeräumt und im Bauhof eingelagert werden. Dann ging es an die handwerklichen Arbeiten: Decken öffnen, Brandschutzvorrichtungen einziehen, gleichzeitig Netzwerkkabel für die digitale Technik legen. Alle Holztüren mussten durch Stahltüren ersetzt werden, überall wurden zusätzliche Notbeleuchtungen und Rauchmelder installiert. In den Turmfenstern gibt es jetzt Öffnungen, die im Brandfall automatisch aktiviert werden, damit der Rauch abziehen kann. Moderne Technik hilft den Einsatzkräften, im Notfall schneller und gezielter einzuschreiten. Im Foyer wird eine Konsole angebracht, die den Feuerwehrleuten einen Hinweis gibt, an welcher Stelle der Brand entstanden ist.