Druckartikel: Mit Liebe gemacht und ausgewählt

Mit Liebe gemacht und ausgewählt


Autor: Diana Fuchs

Rödelsee, Montag, 19. Oktober 2015

Der Name soll nicht nur bleiben. Er soll wortwörtlich genommen werden. „Treffpunkt“ heißt der Klosterladen auf dem Schwanberg. Nach rund 20 Jahren übernehmen die Schwanbergsschwestern erstmals die Geschäftsführung.
Fühlt sich gut an: Die Schwanbergsschwestern Ellen, Roswitha und Marion lieben die handgefertigten Krippenfiguren, die es seit kurzem im Klosterladen gibt.


Im „Treffpunkt“ sollen Gäste und Ordensmitglieder miteinander in Kontakt kommen. Die Besucher sollen in einem liebevoll bestückten Laden Geschenke für sich selbst und andere finden. Die Schwestern haben nun sogar begonnen, für ihr Geschäft selbst in Produktion zu gehen.

Mit viel Leidenschaft stellen sie derzeit allerlei „echte Schwanberger“ her, zum Beispiel Rosmarin-Essig, Lavendelsäckchen, selbstgestrickte Söckchen oder Postkarten mit Fotos vom „heiligen Berg“ und seiner Umgebung.

Schwester Hanna Maura näht, was das Zeug hält. Mit ihren 86 Jahren ist sie zwar die Älteste der Communität Casteller Ring CCR. Doch ihre Leidenschaft und Freude halten sie jung. Mit Sorgfalt wählt sie die Stoffe aus und verwandelt sie an der Nähmaschine in hübsche Säckchen, die sie mit Borten verziert und mit getrocknetem Lavendel aus dem Schlossgarten füllt. Mit ebenso viel Liebe schwingt Schwester Caecilia unterdessen die Stricknadeln. Schwester Heidrun Schörk, die Priorin der Evangelisch-Lutherischen Ordensgemeinschaft, veredelt Essig mit würzigem Schwanberger Rosmarin.

„Das ist unser Anfangssortiment“, sagt Schwester Ellen Ancilla Reisig. „Es ist ausbaubar, wir haben da schon ein paar Ideen.“ Nach wie vor werden Waren aus anderen Klöstern angeboten, etwa Gummibärchen, Seifen und der Humofix-Blumendünger.

Etwa 20 Jahre lang hatte der Verein „Geistliches Zentrum Schwanberg e.V.“ das Geschäft geführt. Doch nachdem die Ladenleiterin gestorben war, stand die Frage im Raum, wie es weitergehen soll. Schwester Ellen hatte seit Jahren immer wieder im Laden mitgeholfen. Sie freute sich, dass ihre Mitschwestern die Situation ganz ähnlich beurteilten wie sie selbst: Der „Treffpunkt“ sollte ganz in Schwesternhand kommen. „Der Schwanberg war schon immer ein Ort der Begegnung. Durch den Klosterladen möchten wir garantieren, dass er solch ein Treffpunkt bleibt“, erklärt Schwester Ellen, die als neue Leiterin fungiert und auf ein kleines, aber feines Helferinnen-Team bauen kann.

Zusammen mit Schwester Marion Paula Täuber, der Geschäftsführerin, hat sie als erste Tat für ein bisschen mehr „Luft“ im Raum gesorgt. Die beiden Frauen haben einige Regale umgestellt, so dass der Eingangsbereich jetzt größer und einladender wirkt als früher. Nach wie vor im Sortiment sind Kerzen und Karten, Kissen und Kinderspielsachen – vom Holzauto bis hin zur Holzbox für die „erste Locke“. Auch das große Büchersortiment bleibt, ebenso wie die berühmten Schwanberger Lichtschalen aus der eigenen Töpferei, die Duftlampen, Schwanbergskreuze, Kelche und Hostienschalen.

„Ebenfalls bewährt hat sich die Zusammenarbeit mit dem Verbund Fränkischer Werkstätten“, betont Schwester Ellen. „Da sind im Lauf der Zeit ganz enge Beziehungen gewachsen, zum Beispiel zu den Werkstätten für Behinderte in Bruckberg bei Ansbach. Daran wollen wir nichts ändern.“

Ergänzen aber schon. „Kunsthandwerklich haben wir uns echt was getraut“, stellt Schwester Ellen fest, während sie über eine kleine Schaf-Figur streichelt. „Fühlt sich gut an.“ Das Schaf besteht nicht aus Wolle, sondern aus zertifiziertem Holz, das in einer Holzmanufaktur im Erzgebirge in Handarbeit geschliffen und bemalt wurde, ganz ohne Schnörkel, aber mit viel Sinn für die Wirkung des Holzes. Das Schaf gehört zu einer von mehreren Krippen, deren Gestaltung eine – im wahrsten Sinn des Wortes – runde Sache ist.

„Ich bin gespannt, wie unsere Neuerungen ankommen“, sagt Schwester Ellen. Die gelernte Haus- & Ernährungswissenschaftlerin (Diplom-Ökotrophologin) und Erzieherin steckt viel Herzblut in die Gestaltung des Klosterladens. „Er soll ein Ort sein, an dem man sich trifft“, wünscht sich die 55-Jährige. Schwester Marion nickt und fügt hinzu: „Ich hoffe, dass wir hier unsere seelsorgerische Aufgabe und die wirtschaftliche Rentabilität in Einklang bringen.“

Erste Lesung

Öffnungszeiten: Der „Treffpunkt“ ist dienstags von 9 bis 10 und 18.30 bis 19.15 Uhr geöffnet, mittwochs bis freitags je von 14 bis 17.45 Uhr, samstags von 9 bis 12 und 13.30 bis 17.45 Uhr und sonntags von 10.30 bis 11.45 und 13.30 bis 15 Uhr.

Eröffnungslesung: Am Donnerstag, 22. Oktober, liest Dr. Gabriele Ziegler (Oblatin des Klosters Münsterschwarzach) aus ihrem Buch „Wüstenmütter“, das sie kürzlich auf der Buchmesse vorgestellt hat. Die berühmten spirituellen „Wüstenväter“ waren Aussteiger aus der spätantiken Gesellschaft. In Vergessenheit gerieten die weisen Frauen, die als „Wüstenmütter“ lebten. Sie waren für ihre Zeitgenossen gefragte geistliche Begleiterinnen und haben auch uns heute immer noch viel zu sagen. Die renommierte Wissenschaftlerin Gabriele Ziegler erschließt kenntnisreich die Weisheit und die Bedeutung der wichtigsten Wüstenmütter für unseren heutigen Alltag.

Die Lesung beginnt um 18.30 Uhr im „Treffpunkt“.