"Nach außen fett gefressen, verhungern wir innerlich."
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Dienstag, 21. April 2020
Thomas Doell provoziert: „Wir in Deutschland sind kalt geworden, seelenlos. "
Auf seinem Schreibtisch steht ein Herz aus Ton. Es ist nicht rot, es ist nicht glatt. Jemand hat es Türkis bemalt und ein Auge und ein Ohr draufgetöpfert. Der Seelsorger will mit dem Herzen sehen und hören – aber auch gehört und gesehen werden: „Lebe voll, lebe begeistert, mach? dein Ding!“ Thomas Doell ist ein christlicher Freigeist, verheirateter Vater zweier Kinder, Seelsorger, Unternehmensberater, Motivator, Marathonläufer, Naturliebhaber und Weihbischof der Christ-Katholischen Kirche. Das große Ziel des Franken lautet: „Ich will Menschen wieder für den christlichen Glauben begeistern.“
Thomas Doell: Bevor Worte wirken können, muss man irgendwie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Zur Not mit Soße. Aber natürlich geht es um den Inhalt. Ich wollte mich mit den Top-Speakern des Landes messen und bin sehr glücklich darüber, dass man mir den Titel „Inspirationspapst“ gegeben hat. Die Zeit ist überreif, dass die Menschen Gottes Botschaft wieder hören: Tu, was du liebst! Vertraue dem Leben, aber klammere dich nicht daran fest, sonst wirst du es verlieren. So wie Jesus in Matthäus 16 sagt: Wer sein Leben erhalten will, der wird?s verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.
Klingt sehr christlich. Wie wichtig ist Ihnen der Glaube?Der Glaube ist mein größtes Geschenk: Ich glaube an das Leben, auch das ewige Leben. Gott trägt mich immer! In meinem ganzen chaotischen Leben war er immer da.
Schon als Kind wollte ich unbedingt Priester werden. Ich war ganz besessen von der Berufung. Nach der Schule habe ich das Bamberger Priesterseminar besucht, mich aber gefühlt wie in einer Kaserne. Kurz vor der Priesterweihe bin ich in eine Lebenskrise geraten.
Ja, ich habe mir als Thomas Doell eine Karriere aufgebaut, aber den Wunsch, Priester zu werden, nie verloren.
Jetzt ist der Wunsch doch noch in Erfüllung gegangen. Ja, ich bin ein gutes Beispiel dafür, dass aus einer Krise ein großer Erfolg erwachsen kann – und das ER – Gott – vollendet, was er begonnen hat.Allerdings sind Sie kein katholischer Priester, sondern ein christ-katholischer. Was ist der Unterschied?Viele Jahre lang hat es mir wehgetan, kein „richtiger“ Priester zu sein. Dann habe ich Kontakt zu Dr. Robert Schuller bekommen, dem Gründer der Reformkirche Crystal Cathedral in Kalifornien. Er hat mich sehr inspiriert und mir gezeigt: Es gibt für mich einen guten Weg, meine Berufung doch noch zu erfüllen. So habe ich die Christ-Katholische Kirche mitbegründet, die weder dem Zölibat noch der Unfehlbarkeit des Papstes anhängt. Seit Mai 2019 bin ich sogar ehrenamtlicher Weihbischof.
Ihr Geld aber verdienen Sie weiterhin mit Unternehmensberatung. Auf der Homepage definieren Sie Ihre Firma so: „Ihr Partner für höchste Potenzialentfaltung.“ Warum in Gottes Namen muss immer alles optimiert werden?Mit Potenzial meine ich die inneren Werte und die Möglichkeiten, diese zu entfalten – also das Gegenstück zu Hochleistung und äußerlich sichtbarem Erfolg. Ohne dieses Gegenstück wird man das Gefühl nicht los, nicht gut genug zu sein. In Matthäus 16 heißt es weiter: „Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme Schaden an seiner Seele?“