Ano Engelhardt hat sich mit seinem Oldtimer-Traktor auf eine 320 Kilometer lange Wallfahrt von Stritzing nach Altmannshausen begeben. Mit zwei Mofas, einem Piaggio – und jeder Menge Wahnsinn.
Zuerst hört man nur das Tuckern in der Ferne. Dann wird es lauter und lauter – der typische Sound des McCormick, Baujahr 1962. So langsam wird es schwieriger, dem achtjährigen Anton zuzuhören, wie er von seiner aufregenden Reise erzählt. Mit dem Traktor, von Stritzing nahe Passau bis nach Altmannshausen bei Markt Bibart ist er gefahren, mal mit dem Rad, mal auf dem „Bulldog“, und immer unter Beobachtung von Papa Ano Engelhardt. Der ist voll in seinem Element, als er mit dem Oldtimer um die Kurve kommt, im Schlepptau einen Anhänger, den er mit Tischen und Bänken bestückt hat. „Kleine Ausfahrt gefällig?“, fragt der Zwei-Meter-Mann, der verschmitzt wie ein kleiner Bub vom Fahrersitz herunter lächelt. Die große Ausfahrt liegt längst hinter ihm. Über 320 Kilometer hat der 52-Jährige sein neues Schmuckstück in seine Heimat überführt – begleitet von drei guten Freunden auf Oldtimer-Mofas.
Frage: Wie kommt man denn auf so eine Idee?Ano Engelhardt: Ich habe meine Cousine in Lalling besucht. Ihr Mann hatte in seiner Scheune den alten McCormick stehen und wollte ihn loshaben. Da habe ich nicht lange überlegt. Aber ich wollte ihn selber abholen. Eine Oldtimer-Ausfahrt der etwas anderen Art. Das war die Voraussetzung.
Es kam Ihnen also gar nicht auf den Traktor an, sondern auf die Fahrt? Engelhardt: Ja genau. Wann macht man so was schon mal? Die anderen vier Jungs waren, nach dem ein oder anderen „Gedeck“ (Bier und Schnaps, Anm. d. Red.), auch gleich begeistert. Ich musste sie gar nicht groß dazu überreden, ihre Mofas zu satteln.
Mofas?Engelhardt: Jürgen Schmid, Andreas Berndl und Sepp Stangl haben zwei alte Zündapp-Mofas und einen Piaggio-Roller. Und mein Freund Kersten Hornung wollte die sportliche Herausforderung und mit dem Fahrrad mitkommen. So wie übrigens auch mein Sohn Anton. Ursprünglich wollte ich mich mit Kersten abwechseln. Nachdem er aber den ersten Tag unbeschadet überstanden hatte, hatte er Lunte gerochen. Und es schließlich ganz durchgezogen. Anton ist in Etappen nebenher geradelt.
Und sonst?Engelhardt: Neben mir auf dem Traktor gesessen. Wir sind ja gemütlich 20 Stundenkilometer gefahren, haben zwei Mal übernachtet. Eigentlich wurde es nur zwei Mal brenzlig. Einmal, als Andis Zündapp, Baujahr 1954, streikte. Mit ein bisschen Geduld und während einer Rast brachte er den „Bergsteiger“ wieder zum Laufen. Da floss aber einiges an Schweiß und Öl. Ein paar Tränen waren auch dabei (grinst).
Und dann gab es noch eine Panne?Engelhardt: Naja, das Hochwasser hätte uns fast einen Strich durch unsere Routenplanung gemacht. Hätte die Donau nur ein paar Zentimeter höher gestanden, wäre die Fähre nicht mehr gefahren und wir hätten einen Umweg nehmen müssen. Wir hatten Glück, mussten aber auch ein Stück durch knietief stehendes Wasser kommen.
Bei so viel Aufregung braucht es doch sicher auch viele Pausen...Engelhardt: Wir sind am ersten Tag von Lalling und Mariaposching bis Bad Abbach bei Straubing gefahren und sind dort eingekehrt – schließlich stand das Ganze unter dem Motto „Bierwallfahrt“ (lacht). Dort haben wir übernachtet, bevor wir am nächsten Tag über Kelheim, die Altmühl und entlang des Rhein-Main-Donau-Kanals bis nach Roth, Stein und schließlich Oberaspach weiter getuckert sind. Am dritten Tag starteten wir dann in Richtung Markt Erlbach, Neustadt/Aisch und Diespeck, wo wir uns in der Kohlenmühle mit unseren Familien trafen – die anderen hatten natürlich einen Rückholservice organisiert. Auf dem gleichen Weg zurück, dafür hatten sie keine Nerven mehr.