Mit Bulldog, Bier und viel Bewegung

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Mit dem McCormick der Sonne entgegen: Ano Engelhardt machte sich mit seinem Oldtimer-Traktor auf die 320 Kilometer weite Fahrt von Mariaposching nach Altmannshausen ...
Anton Engelhardt
Einkehr in Bad Abbach: Müde, aber glücklich machen Ano Engelhardt und Sohn Anton in der Nähe von Straubing Rast.
Anton Engelhardt
Hochwasseralarm: Nur wenige Zentimeter fehlten, und Ano Engelhardt und seine Truppe hätten statt der Fährüberfahrt einen langen Umweg nehmen müssen.
Anton Engelhardt
Ein Traktor und drei Mofas: In dieser Besetzung machte sich Ano Engelhardt mit seiner Crew von Stritzing nach Altmannshausen auf.
Anton Engelhardt
Ano Engelhardt und seine Truppe in einem der schönsten Biergärten Deutschlands: bei Schneiders Bräu in Kelheim.
Anton Engelhardt
Traktor gegen Donaudampfer...
Foto: Anton Engelhardt
Nach drei Tagen und 320 Kilometern nimmt Ano Engelhardt auf seinem McCormick, Baujahr 1962, Kurs auf seinen Heimatort Altmannshausen.Fotos: Anton Engelhardt
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Ano Engelhardt hat sich mit seinem Oldtimer-Traktor auf eine 320 Kilometer lange Wallfahrt von Stritzing nach Altmannshausen begeben. Mit zwei Mofas, einem Piaggio – und jeder Menge Wahnsinn.

Zuerst hört man nur das Tuckern in der Ferne. Dann wird es lauter und lauter – der typische Sound des McCormick, Baujahr 1962. So langsam wird es schwieriger, dem achtjährigen Anton zuzuhören, wie er von seiner aufregenden Reise erzählt. Mit dem Traktor, von Stritzing nahe Passau bis nach Altmannshausen bei Markt Bibart ist er gefahren, mal mit dem Rad, mal auf dem „Bulldog“, und immer unter Beobachtung von Papa Ano Engelhardt. Der ist voll in seinem Element, als er mit dem Oldtimer um die Kurve kommt, im Schlepptau einen Anhänger, den er mit Tischen und Bänken bestückt hat. „Kleine Ausfahrt gefällig?“, fragt der Zwei-Meter-Mann, der verschmitzt wie ein kleiner Bub vom Fahrersitz herunter lächelt. Die große Ausfahrt liegt längst hinter ihm. Über 320 Kilometer hat der 52-Jährige sein neues Schmuckstück in seine Heimat überführt – begleitet von drei guten Freunden auf Oldtimer-Mofas.

Frage: Wie kommt man denn auf so eine Idee?

Ano Engelhardt: Ich habe meine Cousine in Lalling besucht. Ihr Mann hatte in seiner Scheune den alten McCormick stehen und wollte ihn loshaben. Da habe ich nicht lange überlegt. Aber ich wollte ihn selber abholen. Eine Oldtimer-Ausfahrt der etwas anderen Art. Das war die Voraussetzung.

Es kam Ihnen also gar nicht auf den Traktor an, sondern auf die Fahrt?

Engelhardt: Ja genau. Wann macht man so was schon mal? Die anderen vier Jungs waren, nach dem ein oder anderen „Gedeck“ (Bier und Schnaps, Anm. d. Red.), auch gleich begeistert. Ich musste sie gar nicht groß dazu überreden, ihre Mofas zu satteln.

Mofas?

Engelhardt: Jürgen Schmid, Andreas Berndl und Sepp Stangl haben zwei alte Zündapp-Mofas und einen Piaggio-Roller. Und mein Freund Kersten Hornung wollte die sportliche Herausforderung und mit dem Fahrrad mitkommen. So wie übrigens auch mein Sohn Anton. Ursprünglich wollte ich mich mit Kersten abwechseln. Nachdem er aber den ersten Tag unbeschadet überstanden hatte, hatte er Lunte gerochen. Und es schließlich ganz durchgezogen. Anton ist in Etappen nebenher geradelt.

Und sonst?

Engelhardt: Neben mir auf dem Traktor gesessen. Wir sind ja gemütlich 20 Stundenkilometer gefahren, haben zwei Mal übernachtet. Eigentlich wurde es nur zwei Mal brenzlig. Einmal, als Andis Zündapp, Baujahr 1954, streikte. Mit ein bisschen Geduld und während einer Rast brachte er den „Bergsteiger“ wieder zum Laufen. Da floss aber einiges an Schweiß und Öl. Ein paar Tränen waren auch dabei (grinst).

Und dann gab es noch eine Panne?

Engelhardt: Naja, das Hochwasser hätte uns fast einen Strich durch unsere Routenplanung gemacht. Hätte die Donau nur ein paar Zentimeter höher gestanden, wäre die Fähre nicht mehr gefahren und wir hätten einen Umweg nehmen müssen. Wir hatten Glück, mussten aber auch ein Stück durch knietief stehendes Wasser kommen.

Bei so viel Aufregung braucht es doch sicher auch viele Pausen...

Engelhardt: Wir sind am ersten Tag von Lalling und Mariaposching bis Bad Abbach bei Straubing gefahren und sind dort eingekehrt – schließlich stand das Ganze unter dem Motto „Bierwallfahrt“ (lacht). Dort haben wir übernachtet, bevor wir am nächsten Tag über Kelheim, die Altmühl und entlang des Rhein-Main-Donau-Kanals bis nach Roth, Stein und schließlich Oberaspach weiter getuckert sind. Am dritten Tag starteten wir dann in Richtung Markt Erlbach, Neustadt/Aisch und Diespeck, wo wir uns in der Kohlenmühle mit unseren Familien trafen – die anderen hatten natürlich einen Rückholservice organisiert. Auf dem gleichen Weg zurück, dafür hatten sie keine Nerven mehr.

Aber eine Wiederholung der Bierwallfahrt soll es schon geben?

Engelhardt: Die Jungs haben irgendwas vom Gardasee gesagt. Das fällt für mich dann wohl flach. Aber ich könnte mir schon vorstellen, die ein oder andere Ausfahrt mit dem McCormick zu organisieren. Nicht unbedingt kommerziell. Aber mit Freunden. Oder meinen Kollegen von den Altmannshäuser Musikanten. Eine musikalische Bierfahrt, sozusagen. Das würde mir gefallen.

Sie sind nicht der Typ, der es sich überwiegend auf dem Sofa bequem macht?

Engelhardt: Naja, tagsüber schon (lacht). Grundsätzlich bin ich schon viel unterwegs, in Bewegung und in Kontakt mit anderen. Ich war in den letzten Monaten in Kurzarbeit, und da hatte ich viel Zeit, mir solche Projekte auszudenken und teilweise auch durchzuführen.

Zum Beispiel, sich einen uralten Bulldog anzuschaffen. Wer repariert den eigentlich, wenn mal was sein sollte? Das kann doch ziemlich teuer werden.

Engelhardt: Ich habe Kfz-Mechaniker gelernt, und bei den alten Maschinen kenne ich mich noch gut aus. Neulich ist er mal nicht angesprungen, die Batterie war leer, obwohl sie noch ziemlich neu war. Da habe ich ein bisschen rumgeschraubt und entdeckt, dass die Lichtmaschine Strom zieht. Ich hab das entsprechende Teil im Internet bestellt und eingebaut. Solche Dinge kann ich noch gut selber machen.

A propos selber machen: In ihrem Garten stehen eine Blockhütte mit Sauna und ein Pavillon mit Strohdach. Alles selbst gemacht?

Engelhardt: Ja, die Sauna hat mir schon jemand eingebaut. Aber das andere außenrum habe ich alles selbst gemacht oder zumindest tatkräftig unterstützt. Zum Beispiel beim Bau meines Erdkellers. Ich hatte auch mal eine Krananlage im Garten. Da ist jetzt aber das Hühnergehege, wo unser Hahn „Glitzer“ mit seinen Hennen lebt – die übrigens alle einen Namen haben. Die haben sich meine Kinder ausgedacht, zum Beispiel, wenn sie im eigens gezimmerten Baumhaus gespielt und oder auf unserem drei mal acht Meter langen, überdachten Trampolin getobt haben.

Kann es sein, dass Sie zu verrückten Ideen neigen?

Engelhardt: Das ist definitiv so. Mit mir wird es nicht langweilig. Deswegen passt das Thema unserer Wallfahrt ja auch so gut zu mir: „Fehlende PS werden durch Wahnsinn ersetzt“.