Druckartikel: Messe oder Masse?

Messe oder Masse?


Autor:

Von unserem Redaktionsmitglied

Julia Volkamer



, Donnerstag, 28. Sept. 2017

Würzburg Wenn Anfang Oktober fast 100 000 Besucher das Gelände an der Talavera stürmen, dann kann das nur eines bedeuten: Es ist wieder Mainfrankenmesse! Alle zwei Jahre findet das Großereignis statt, nach 2015 bieten auch in diesem Jahr 650 Aussteller ein buntes Potpourri an Waren und Dienstleistungen an – aber um welchen Preis?
Bei Kanler & Seitz in Geiselwind laufen die Vorbereitungen für die Mainfrankenmesse seit Anfang der Woche auf Hochtouren. Unter anderem wird ein Teil der Ausstellung im Geiselwinder Betrieb ab- und in Würzburg wieder aufgebaut.


Würzburg Wenn Anfang Oktober fast 100 000 Besucher das Gelände an der Talavera stürmen, dann kann das nur eines bedeuten: Es ist wieder Mainfrankenmesse! Alle zwei Jahre findet das Großereignis statt, nach 2015 bieten auch in diesem Jahr 650 Aussteller ein buntes Potpourri an Waren und Dienstleistungen an – aber um welchen Preis?

Kathrin Winkler vom Nürnberger Veranstalter AFAG Messen und Ausstellungen GmbH erklärt, dass „die Mainfranken-Messe für Betriebe aus der Region eine ideale Möglichkeit“ sei, einerseits ihr Image zu pflegen und sich andererseits auch (Neu-)Kunden zu präsentieren.

Genau so sehen das Alexander und Elke Lück von der Firma „Raumgestaltung Lück“ in Prichsenstadt. Seit rund 20 Jahren stellen sie regelmäßig bei der Mainfrankenmesse aus. Bereut haben sie es bisher nicht, im Gegenteil. Sie freuen sich, auf diesem Weg den Kundenkontakt pflegen zu können. „Wie viele neue Kunden wir durch die Messe gewonnen haben, kann man nicht sagen“, überlegt der Raumausstattermeister. „Aber es schauen immer wieder Kunden beim Stand in Würzburg vorbei, wollen mit uns ins Gespräch kommen.“ Etwa 1000 werden es wieder sein, schätzt er. Die Neukundenakquise sei dabei ein wichtiger Aspekt. „Bei uns kommt es dabei aber nicht auf die Masse an“, sagt Alexander Lück.

Dafür investiert die Unternehmerfamilie massenhaft Zeit – ein halbes Jahr dauern die Vorbereitungen schon an – und natürlich auch Geld. An die 20 000 Euro kostet der Messestand, der Personalaufwand ist hoch. Zwei Tage Aufbau, zwei Tage Abbau. Und an den Messetagen leisten Alexander, Elke und Jessica Lück selbst den Dienst.

Zu viel Aufwand? „Man kann nie sagen, es hat sich rentiert“, gibt Alexander Lück zu. Trotzdem ist die Mainfrankenmesse ein fester Termin im Werbe-Kalender des Betriebs. Damit kein Draufleg-Geschäft daraus wird, laden die Lücks zwei Wochen später zum Infotag in ihre Ausstellung ein und zeigen noch einmal das Material, das sie für die Messe erstellt haben. „Dann verteilen sich die Investitionen zumindest auf zwei Werbeveranstaltungen“, so Elke Lück.

„Natürlich ist eine Messebeteiligung mit Kosten verbunden“, gibt Kathrin Winkler zu. „Wir sind aber stets bemüht, für alle Aussteller die passende Beteiligungsform zu finden und sie zu begleiten, damit die Messe für sie zum Erfolg wird.“

Peter-Michael Himmel von der Privatbrauerei Kesselring ist noch skeptisch. „Wahrscheinlich gibt es schon einen Grund, dass für diese Mainfrankenmesse nur zwei Brauereien aus der Region zugesagt haben“, wundert sich der Juniorchef des Marktstefter Familienunternehmens. Er meint damit nicht den „Papierkrieg“ um das 70-Seiten-Anmeldeformular – auch wenn Himmel einige Zeit investieren musste, um Ausschank, Müllentsorgung und Zugangsbedingungen zu regeln.

Es geht grundsätzlich um die Bedingungen – zum Beispiel im Umgang mit Gratisproben. „In der Vergangenheit haben es einige Besucher übertrieben mit dem Alkoholkonsum“, sagt der Brauereichef. „Nun ist die Gratisverkostung laut Messevorgabe pro Besucher limitiert.“ Der maßlose Konsum in der Vergangenheit habe vielleicht die ein oder andere Brauerei abgeschreckt. Dieses Jahr stehe jedenfalls die kostenpflichtige Bewirtung im Vordergrund, auch wenn Kathrin Winkler betont, dass es „im Rahmen der individuellen Gestaltung des Messeauftritts“ sei, Kostproben an die Besucher auszugeben.

Grundsätzlich findet Peter-Michael Himmel die Idee gut, verschiedene gastronomische Angebote in unterschiedliche Konzepthallen zu verteilen. So findet man zum Beispiel einen internationalen Bereich mit der Piazza Italia oder dem Afrikanischen Dorf und ebensolchen kulinarischen Spezialitäten. Oder auch den Food-Truck-Park. „Es gibt in diesem Jahr ein noch größeres, kulinarisches Angebot“, so Kathrin Winkler.

Mit seinem Stand, den er in einen kleinen Biergarten verwandeln will, präsentiert sich Himmels Brauerei in der Halle „Mainfranken Original-Regional“ neben Winzern und Direktvermarktern, dem Bayerischen Bauernverband und – am Tag der Deutschen Einheit – der Würzburger Barista-Meisterschaft um den Titel des besten Kaffeekochs. Hier dürfte er sein persönliches Messe-Ziel, seine Bier-Spezialitäten noch bekannter zu machen, in die Tat umsetzen. „Insgesamt ist das Konzept gastronomiefreundlicher als bisher“, findet Peter-Michael Himmel. „Darum bin ich gespannt, was von der Mainfrankenmesse 2017 für uns hängen bleibt.“

Im Geiselwinder Metallbaubetrieb Kanler & Seitz ist man sicher, dass sich der Auftritt auf der Verbrauchermesse lohnt. „Man darf die Aufträge allerdings nicht kurz- oder mittelfristig erwarten“, sagt Max Seitz, Metallbauermeister und Betriebswirt im elterlichen Unternehmen. „Erst vor Kurzem haben wir eine Balkonerweiterung verkauft an einen Kunden, der uns bei der letzten Mainfrankenmesse besucht hat.“ Dank einer speziellen Zertifizierung darf Kanler & Seitz ein sehr großes Produktsortiment anbieten und spricht damit nicht nur Privatkunden, sondern auch Bauträger und Architekten an.

Dafür investiert der Betrieb auch einiges in die Messe. Zunächst wird die Ausstellung in Geiselwind teilweise abgebaut, ganze Balkon- und Zaunanlagen, Vordächer und Spindeltreppen werden nach Würzburg gefahren und dort in der Woche vor dem Messestart auf rund 30 Quadratmetern wieder errichtet. Und nicht nur das braucht Personal: „Unter der Woche werden immer zwei Kundenberater vor Ort sein, am Wochenende, bzw. dem Feiertag bis zu fünf Berater – darunter Vertreter aus der Chefetage“, erklärt Max Seitz.

Ob die nach dem 8. Oktober – wie bisher immer – ein positives Fazit aus dem Auftritt bei der Mainfrankenmesse zieht? Im Geiselwinder Metallbaubetrieb ist man genauso gespannt wie beim Raumausstatter in Prichsenstadt und dem Brauereichef aus Marktsteft. Die Vorbereitungen sind jedenfalls abgeschlossen – jetzt geht es darum, die Massen bei der Messe zu begeistern.

Mainfrankenmesse 2017

Daten Die Verbrauchermesse in Würzburg findet vom 30. September bis 8. Oktober jeweils von 9.30 bis 18 Uhr (Einlass bis 17 Uhr) auf dem Veranstaltungsgelände an der Talavera statt. In 23 Hallen und auf dem Freigelände präsentieren sich Aussteller aus Handel und Dienstleistungsgewerbe auf rund 28 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Träger ist die Stadt Würzburg.

Neu sind der Food-Truck-Park, der „Red Grizzly Saloon“ im Western-Stil und die Spiele-Welten für die ganze Familie.

Tickets kosten 9,50 Euro, Kinder bis zehn Jahre sind in Begleitung Erwachsener kostenlos, Kinder von elf bis 14 Jahre sechs Euro, die Familienkarte kostet 21 Euro, ermäßigte Karten gibt es für Rentner, Schwerbehinderte, Arbeitslose, Schüler ab 15 Jahre und Studenten zu acht Euro.

Infos gibt es unter www.mainfranken-messe.de