Jagd: Mehr als nur Trophäen
Autor: Robert Wagner
Kitzingen, Freitag, 28. Oktober 2016
Stundenlang auf Lauer liegen. Was reizt Menschen an der Jagd?
Klaus Damme sitzt unter mehr als einem Dutzend Trophäen, eine Wildschweinschwarte hängt an der Wand neben ihm. „Die ganzen Knochen kann man entsorgen, wenn ich mal sterbe“, sagt der Vorsitzende der Kreisgruppe Kitzingen im Bayerischen Landesjagdverband (BJV). „Für mich verbinden sich Erinnerungen damit, Geschichten und Erlebnisse.“ Doch für jeden anderen? Seien es eben nur Knochen.
Regelmäßig ist Klaus Damme in dem Revier bei Atzhausen, das er sich mit einem Freund teilt. Viele Stunden verbringt er draußen. Wie viele genau? Damme überlegt. Schon allein um die vorgeschriebene Anzahl Rehe zu schießen, kommt einiges zusammen. Drei, vier Stunden pro Ansitz – bis zu zehn Ansitze für nur einen Abschuss. „Sagen wir's mal so: Viele andere Hobbys brauchst'e da nicht mehr machen.“
Warum geht er dann überhaupt auf die Jagd? „Das ist eine Leidenschaft, für viele vielleicht sogar eine Sucht“, sagt der Vorsitzende der Kreisgruppe. Jede Jagd sei eine Überraschung. „Es gibt keine Wiederholungen.“ Man ist draußen in der Natur und kann selbst gestalten. „Vielleicht sind es auch ein bisschen die Gene – wir waren ja früher alle Jäger.“
Geld sei hingegen ganz sicher kein Grund. Klaus Damme lacht. „Ich kenne keinen einzigen Jäger, der am Ende auch nur auf plus/minus null kommt.“ Die Jagdpacht, das ganze Equipment, die Fahrten, Versicherungen. „Der Stundenlohn wäre extrem schlecht.“
Noch dazu, da die Jagd ja nur einen Teil der Arbeit und des Aufwandes ausmacht. „Es gibt jede Menge Aufgaben, um die wir uns kümmern“, betont Damme. Es gehe darum, ein Revier zu gestalten. Deshalb baue man Futterstationen – beispielsweise zuletzt für die selten gewordenen Rebhühner. Auf rund ein Zehntel sei deren Zahl zurückgegangen. Zumindest, wenn man die Streckenlisten als Maßstab nimmt. Viele Jäger würden extra Flächen pachten, um Deckungs- und Äsungsflächen für das Wild zu schaffen, erklärt Damme.
In den letzten Jahren habe man außerdem, unterstützt durch das Landratsamt, rund 2000 blaue Wildbahnreflektoren angeschafft und angebracht, um Wildunfälle zu verhindern. Man unterstütze das Veterinäramt bei der Krankheits- und Seuchenvorsorge, nehme regelmäßig Proben. „Wir sind die ersten, die sehen, wenn etwas mit den Tieren nicht stimmt.“