Druckartikel: Meditation zu zweit

Meditation zu zweit


Autor: Ralf Dieter

Rödelsee, Montag, 20. Mai 2019

Warum der Tango viel mehr als nur ein Tanz sein kann.
Christa Eichelbauer: Im Tango können wir unseren Beziehungsmustern auf die Spur kommen.


Schwanberg „Gott liebt Tango.“ Eine Aussage, die erstaunt. Und Fragen aufwirft. Christa Eichelbauer hat einige Antworten. Sie bietet vom 24. bis 26. Mai im Geistlichen Zentrum Schwanberg einen Kurs mit genau diesem Titel an.

An wen richtet sich Ihr Angebot?

Eichelbauer: An jeden, der neugierig auf Tango ist und darauf, sich selbst mit Hilfe des Tango auf die Spur zu kommen. Man kann auch ohne Tanzpartner oder Tanzpartnerin teilnehmen.

Sind Vorkenntnisse erforderlich?

Eichelbauer: Vorkenntnisse sind ausdrücklich nicht erforderlich.

Wie kann man sich selbst mit Hilfe des Tango näher kommen?

Eichelbauer: Es gibt einen Ausspruch, der besagt: „Wenn Du Gott erkennen willst, lerne erst Dich selber kennen.“ Im Tango können wir unseren Beziehungsmustern auf die Spur kommen und uns darin weiterentwickeln. Das bleibt nicht ohne Wirkung auf unseren Alltag.

Das müssen Sie näher erklären.

Eichelbauer: In unserem Seminar geht es um die Vertiefung einer Haltung. Einer Haltung von liebevoller Aufmerksamkeit, von Klarheit und Präsenz. Letztlich wohl von Liebe. Das ist nicht nur bei einer Meditation, allein auf einem Kissen, sondern auch mitten in der direkten Interaktion möglich. Der Tango ist dafür ein wunderbarer Übungsweg.

Wohin soll dieser Übungsweg führen?

Eichelbauer: Mit der Übung am Tango können wir durchlässiger werden für die Energie von Liebe, die unser Miteinander beleben will.

Welche Menschen fühlen sich durch Ihre Kursangebote in der Regel angesprochen?

Eichelbauer: Die Mischung ist bunt – es kommen Menschen aus allen Altersstufen und Berufssparten und mit den unterschiedlichsten Weltanschauungen zu uns. Diese Mischung zeigt uns, dass unser Thema universell ist. Ein Thema, das für jeden aktuell sein kann.

Auf Ihrer Homepage heißt es, dass Sie seit 2007 an der Schnittstelle Tango Argentino – Psychologie – Meditation arbeiten. Wie kann man sich diese Arbeit vorstellen?

Eichelbauer: In unserer Arbeit nutzen wir einfache Elemente aus dem Tango. Sie werden begleitet von Achtsamkeitsübungen, auch von Meditationen im Sitzen. Es gibt gesprochene Impulse. Sie sollen den Blick auf Beziehungsmuster, auf uns selbst oder auf unser Miteinander lenken. Es geht uns ausdrücklich nicht primär um das Erlernen von Tanzschritten. Die Freude am gemeinsamen Tanzen und an der Musik der Tango kommt dennoch nicht zu kurz.

„Gott liebt Tango“. So lautet der Titel des Kurses auf dem Schwanberg. Ketzerisch gefragt: Liebt Gott keinen Walzer oder Foxtrott?

Eichelbauer: Das Eine muss das Andere ja nicht ausschließen. (lächelt).

Warum bietet sich der Tango besonders an, um Lebensfreude, Lebendigkeit aber auch eine Besinnung zu aktivieren?

Eichelbauer: Tango hat viele Gesichter. Weil im Tango sehr viel improvisiert wird, müssen beide Partner sehr aufeinander bezogen sein. Den Anderen spürt man dann besonders gut, wenn man mit sich selbst gut in Verbindung ist und man sich selbst gut spürt. Das ist wie eine Reise nach innen. Damit sind wir schon in Richtung Meditation unterwegs. Eine Meditation zu zweit, könnte man sagen.

Eine Meditation, bei der man sich intensiv begegnet.

Eichelbauer: Die Begegnung ereignet sich am intensivsten im „Hier und Jetzt“ – im ganz und gar „Präsent-Sein“. Da spielt dann alles eine Rolle, was so zwischen zwei Menschen ablaufen kann. Lebensfreude und Lebendigkeit sind nur ein Aspekt von vielen. Der Tango ist wie ein Spiegel, in dem wir unsere Beziehungsmuster erkennen können. Insofern findet auch eine „Besinnung“ statt. Wir können daran verstehen, welche Muster uns daran hindern, dass die Kraft von Liebe sich in unserem Leben entfalten kann.

Fühlen Sie sich beim Tanzen Gott nahe?

Eichelbauer: Diese Formulierung würde ich persönlich so vermutlich nie verwenden. Aber wenn Sie wollen: Tango kann schon ziemlich nah dran sein…

Sie haben über zehn Jahre lang gemeinsam mit Mönchen der Benediktinerabtei Münsterschwarzach Workshops geleitet. Worum ging es in diesen Workshops? Wie kommt es zu der Verbindung nach Unterfranken?

Eichelbauer: Das waren überwiegend Workshops im Rahmen der Jugendarbeit der Abtei. Ich stamme aus Unterfranken und war früher selber einmal Teilnehmerin der Jugendarbeit der Abtei gewesen. In den Workshops ging es um benediktinische Spiritualität, Kreativität und Selbsterfahrung. Leiblichkeit und Erotik standen dabei nicht im Gegensatz zu Spiritualität und Frömmigkeit. Sie wurden als zwei Pole aufgefasst, die letztendlich in ein und demselben Ursprung münden. Das war eine gute Schule für meine spätere Arbeit als Psychologische Psychotherapeutin und als Tangolehrerin. Letztlich geht es in allen meinen Arbeitsfeldern immer wieder um verinnerlichte Beziehungserfahrungen und um die Integration von Gegensätzlichkeiten.

Termin: 24. Mai, 17 Uhr, bis 26. Mai, 14 Uhr. Teilnahmegebühr: 180 Euro. Unterkunft und Verpflegung im Schloss: 157 Euro.

Anmeldung: Geistliches Zentrum Schwanberg, Mail: rezeption@schwanberg.de; Tel.: 09323 32-128 oder Fax: 09323 32-116