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Marktbreit: Runter vom Schuldenberg


Autor: Ralf Dieter

Kitzingen, Mittwoch, 27. Januar 2016

Gemeinden im Landkreis (22): Marktbreit hat sich finanziell erholt. Bürgermeister Erich Hegwein im Gespräch.
Zufrieden: Bürgermeister Erich Hegwein freut sich über beliebte Bauplätze und gute Gewerbeeinnahmen.


Erich Hegwein sieht zufrieden aus. Auch wenn er Sätze sagt, die gar nicht nach Zufriedenheit klingen. „Das Gestalten wird einem manchmal ganz schön schwer gemacht“, meint er beispielsweise. So gesehen hat sich Marktbreit in den vergangenen Jahren richtig gut entwickelt.

Einer Stadt geht es im Grunde genommen wie jedem Bürger auch: Sie muss Einnahmen und Ausgaben in ein vernünftiges Verhältnis bringen, vorausschauend planen und Chancen ergreifen. Vor gar nicht all zu langer Zeit stand Marktbreit tief in der Kreide. Zwölf Millionen Mark Schulden hatte die Stadt im Jahr 2001. „Das war unser Schuldenzenit“, erinnert sich Hegwein, der damals noch Kämmerer war. Sein Vorgänger Walter Härtlein wurde spaßeshalber als „Gigant der Unterwelt“ bezeichnet. „Wir mussten viel Geld ins Kanal- und Wasserleitungsnetz stecken“, erinnert sich Hegwein. Der Anschluss an die Kläranlage Winterhausen war bei den rund 30 Millionen Mark Investitionen in zehn Jahren dabei. Längst hat sich die Stadt von diesem Schuldenberg erholt. Sie hat ein florierendes Neubaugebiet und sprudelnde Gewerbeeinnahmen. Wie konnte das funktionieren?

Grund- und Gewerbesteuer sind die wichtigsten Einnahmequellen einer Stadt. Marktbreit hat zur Jahrtausendwende den Hebesatz für die Grundsteuer auf 500 anheben müssen und war damit Spitzenreiter in der Region. „Jetzt sind wir wieder auf 450 runter“, sagt Hegwein. Immer noch viel im Vergleich zu Kitzingen (315) oder Wiesentheid (300). Der Attraktivität Marktbreits hat das offensichtlich keinen Abbruch getan. Für Hegwein ist ein ganz anderer Faktor entscheidend: die Baulandpreise.

„Die Regulierungsflut wird immer schlimmer.“
Erich Hegwein Bürgermeister

„Am Ohrenberg“ in Marktbreit drehen sich vielen Monaten die Kräne. Es wird fleißig gebaut. Von den 90 Bauplätzen, die vor acht Jahren ausgewiesen wurden sind 40 bis 50 belegt und weitere 20 bereits verkauft. Vor allem aus dem „Speckgürtel“ von Würzburg sind die Häuslebauer nach Marktbreit gezogen. Obwohl das Baugebiet nicht gerade ideal liegt, eingebettet zwischen Autobahn und Bahngleisen, mit einem Richtfunkmast und einem ehemaligen Tierhalterbetrieb in Sichtweite. Die Bauplätze sind dennoch weggegangen wie warme Semmeln. Dem Preis sei Dank.

Zwischen 70 und 75 Euro kostete der Quadratmeter am Anfang – voll erschlossen, wohlgemerkt. Jetzt liegt der Preis bei 80 bis 90 Euro. Zum Vergleich: In Kitzingen liegen die Preise bei rund 150 Euro, in Iphofen bei rund 90 Euro.

„Die Nachfrage ist riesig“, freut sich Hegwein. Vor allem Familien werden angelockt. 1500 Euro Rabatt gibt es pro Kind. Und die finden eine intakte und breit gefächerte Schullandschaft vor. Grund-, Haupt-, und Realschule gibt es in Marktbreit. Dazu ein frisch renoviertes Gymnasium. Zusammen mit dem Ortsteil verfügt Marktbreit über ein Angebot von vier Kindergärten und Krippen. Und die werden gebraucht. Etwa 25 Kinder leben bereits in der neuen Siedlung, schätzt der Bürgermeister. Weitere Familien sollen angelockt werden.

Beim Verkauf der Bauplätze ist Marktbreit neue Wege gegangen. Ein schneller Reibach war nicht das Ziel des Stadtrates. Dank der erhöhten Grundsteuer und der Einkommenssteuer sollte vielmehr kontinuierlich Geld in die Kassen fließen. Der Plan geht auf. „Wir konnten die Abwanderung aufhalten“, freut sich Hegwein. „Unsere Einwohnerzahl ist um zirka 200 Personen gestiegen.“ Statt nach Obernbreit oder in andere umliegenden Gemeinden zu ziehen, bleiben bauwillige Marktbreiter jetzt im Ort. Wer in der Innenstadt lebt und dort investieren will, der profitiert vom kommunalen Förderprogramm. 100 000 Euro pro Jahr stehen zur Verfügung. „Das Programm wird genutzt“, freut sich der Bürgermeister. „Es wird wieder mehr an den Häusern gemacht.“

Marktbreit ist auf einem guten Weg, kann in die Erweiterung von Krippenplätzen oder in die Infrastruktur investieren. „Das haben wir natürlich unseren Gewerbetreibenden zu verdanken“, sagt Hegwein.

In den 90er Jahren haben sich Firmen angesiedelt, die sich gut entwickelt haben. An den Gewerbesteuereinnahmen lässt sich das leicht ablesen. Von rund zwei Millionen Mark am Anfang des Jahrhunderts sind die Einnahmen auf rund 3,5 bis 4 Millionen Euro gestiegen. „So konnten wir unsere Darlehen zurückzahlen und die Entwicklung weiter vorantreiben.“

Zusammen mit Marktsteft ist beispielsweise ein gut belegtes Gewerbegebiet erschlossen worden, in Gnodstadt ist ein Baugebiet und auch ein kleines Gewerbegebiet ausgewiesen worden, in Zukunft soll auch ein gemeinsames Gewerbegebiet mit Obernbreit und Martinsheim erschlossen werden. Neue Bauplätze in Marktbreit hat Hegwein auch im Auge, selbst wenn die topografische Lage nicht die einfachste ist. Weinberge, Main, Autobahn, Bahnstrecke und das historische Römerlager erschweren ein weiteres Wachstum.

Also alles gut in Marktbreit? Hegwein schüttelt den Kopf. Natürlich kennt er auch Sorgen: „Die Regulierungsflut wird immer schlimmer.“ Mehr als 40 Träger öffentlicher Belange müssen zum Beispiel bei der Erstellung eines Bebauungsplanes gehört werden. „Da besteht natürlich die Gefahr, zur Untätigkeit verdammt zu werden, weil es so viele Bedenkenträger gibt.“ Der Mindestlohn schlägt sich auch im Haushalt der Städte nieder und genug Kindergartenplätze müssen auch erst mal vorgehalten werden. „Sonst können die Bürger klagen.“ Alles in allem sieht Hegwein Marktbreit allerdings auf einem guten Weg. „Dafür braucht es natürlich auch einen verständigen Stadtrat, der die Entscheidungen mitträgt“, sagt er.

Marktbreit

Marktbreit liegt im südlichen Landkreis an der Spitze des Maindreiecks und ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Marktbreit. 3725 Einwohner (Stand Dezember 2014) leben in Marktbreit und im Ortsteil Gnodstadt. Es gibt zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Kindergärten, Grund- und Mittelschule, Realschule und ein Gymnasium. Die Verkehrslage ist mit der Anbindung an die Autobahn A7 und dem Bahnanschluss an die Strecke Würzburg-Treuchtlingen ideal. Besonderheiten sind die historische Altstadt mit dem Schloss und das Museum Malerwinkelhaus. Bürgermeister Erich Hegwein ist seit 2002 im Amt.