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Liebe, Angst und Pizza


Autor: Robert Wagner

Kitzingen, Mittwoch, 26. Oktober 2016

Schüler organisieren einen Poetry Slam im Kitzinger Jungstil. Der soll Spaß machen - und Selbstvertrauen geben. Dabei hilft ihnen eine professionelle Slammerin aus Würzburg.
Profi Slammerin Pauline Füg gibt den Schülern Tipps für ihren Auftritt am Freitag.


Ein bisschen nervös sind sie ja schon. „Nein, Mann, du denkst nur an dich, an deine Gefühle, dass es dir gut geht. Aber an mich – hast du auch mal an mich gedacht?“ Das Blatt, von der die Schülerin ihren Text abliest, zittert ein wenig. Ihre Stimme ist etwas brüchig. „Druckt euch den Text möglichst groß aus – und am besten legt ihr noch einen Block drunter“, rät Pauline Füg. „Dann zittert das Papier nicht und eure Nervosität fällt nicht so auf.“

Pauline Füg muss es wissen. Seit 14 Jahren ist die Würzburgerin als „Poetry Slammerin“ unterwegs, trägt auf Bühnen in ganz Deutschland ihre Texte vor. Doch an diesem Tag ist sie aus einem anderen Grund im Jungstil in Kitzingen. Sie soll den Schülern und Schülerinnen des Armin-Knab-Gymnasiums (AKG) und der Richard-Rother-Realschule Profi-Tipps für ihren Auftritt am 28. Oktober geben.

„Man weiß nicht, was einen erwartet. Das macht den Reiz des Poetry Slam aus.“
Pauline Füg Poetry Slammerin

Dann nämlich sollen die zwölf Teilnehmer ihre eigenen Texte vortragen. Und das mit viel Emotionen, ausdrucksstark und eindrücklich. Schließlich geht es dann darum, die Gunst des Publikums zu erringen. Wie bei einem Poetry Slam üblich, dürfen die Gäste per klatschen den Sieger küren. Bei dem Vorbereitungstraining mit Pauline Füg sollen die Schüler darauf vorbereitet werden.

Die Slammerin hat für jeden Vortragenden ein paar warme Worte bereit. Und immer wieder hilfreiche Tipps: „Ihr müsst die Texte immer wieder vor euch hersagen. Das Schlimmste ist, wenn ihr euch verhaspelt“, betont sie. „Ihr müsst Gefühl in eure Worte legen und laut sprechen. Eure Worte sollen schließlich Jeden erreichen.“ Füg geht mit gutem Beispiel voran: Ihre Stimme erfüllt den ganzen Raum, sie gestikuliert großzügig.

Der geplante Poetry Slam am Freitag ist Teil und Krönung eines Projektseminars des AKG, geleitet von Deutschlehrerin Antje Pöllot. Die Schüler des Porjekts nehmen nicht selbst am Slam teil, sie müssen organisieren, vorbereiten und den Teilnehmern helfen. Der Poetry Slam ist als schulübergreifendes Projekt gedacht. „Wir wollten möglichst viele Jugendliche erreichen“, sagt Pöllot.

„In der Schule beschäftigen wir uns meist mit Texten toter Autoren“, erzählt sie. „Ich versuche immer, auch moderne Literatur mit einzubeziehen.“ Am Poetry Slam reizen die Lehrerin, die auch für die Theatergruppe des Gymnasiums verantwortlich ist, nicht nur die Texte. „Mich fasziniert die Verbindung der Literatur mit der Präsentation auf der Bühne.“

Slammerin Füg sieht das ähnlich. „Es ist jedes mal eine Wundertüte. Man weiß nicht, was einen erwartet – das macht den Reiz des Poetry Slam aus“. Mit den Texten der Schüler vom AKG und der Richard-Rother-Realschule ist die Würzburgerin sehr zufrieden. „Fantastisch“ seien sie. Nur an der Präsentation müssten die Schüler noch arbeiten. Und gerade da sieht Füg auch den Sinn ihrer Arbeit als „Coach“. Denn ein sicherer Auftritt, die Fähigkeit sich deutlich und selbstsicher zu präsentieren – das sei nicht nur in der Kunst, sondern auch bei der Arbeit, beim Studium und in Bewerbungsgesprächen wichtig.

Die Schüler des Projekt-Seminars sollen derweil noch etwas anderes lernen: Ihnen obliegt die ganze Organisation. „Das ist eher Eventmanagement“, erklärt Lehrerin Pöllot. Ihre Schüler waren selbstständig in den Klassen am Gymnasium und der Realschule unterwegs, haben Unterrichtsstunden zum Thema Poetry Slam gehalten, die anderen Jugendlichen beim Verfassen von Texten unterstützt. Sie mussten die Licht- und Tontechnik im Jungstil organisieren, das Catering und die Moderation vorbereiten.

Am 28. Oktober übernimmt 12-Klässlerin Aqsa die Moderation. Als das P-Seminar vor ein paar Jahren schon einmal angeboten wurde, ist Aqsa noch selbst aufgetreten. Diesmal soll sie das Publikum durch den Abend leiten. „Das haben die anderen so entschieden“, erzählt sie. Die Themen würden ganz unterschiedlich werden, verrät Aqsa. Vom Liebeskummer, über die Erfahrungen eines Mädchens, das bei einem Erdbeben dabei war, bis hin zu Kommentaren zu moderner Musik und Politik. „Es gibt auch einen Text über Pizza“, sagt Aqsa lachend. Man kann also gespannt sein.

Weitere Informationen

„Poetry Slam“ bedeutet sinngemäß „Dichterwettstreit.

• Mehrere Künstler tragen nacheinander eigene Texte auf der Bühne vor.

• Es gibt keine Einschränkung bei Inhalt und Textform, allerdings gibt es eine zeitliche Begrenzung. Hilfsmittel (wie Musikinstrumente oder Kostüme) sind unerwünscht.

• Der Sieger wird von einer Jury oder dem Publikum gekürt.

Am 28. Oktober, um 19 Uhr organisieren die Schüler des P-Seminars von Antje Pöllot im Jungstil, Schrannenstraße 35, einen Poetry-Slam mit Schülern vom Armin-Knab-Gymnasium und der Richard-Rother-Realschule. Der Eintritt ist frei.