Aber es hat Sie nicht von Ihren Plänen abgebracht... Funcke: Nein, ich will einen Beruf, der mir wichtig ist und der mir Spaß macht.
Ein Drittel aller Jugendlichen hat laut BfN-Studie schon an einer Demonstration für Umwelt- und Naturschutz teilgenommen. Sie auch? Funcke: Ja, ich war bei Demos dabei. Aber es war schon erstaunlich: Als der Klimastreik aufkam, haben sich viele in unserer Schule dafür interessiert. Aber letztendlich waren wir dann nur zu dritt dort.
Warum? Funcke: Einige waren wohl der Ansicht, man könne da gut Schule schwänzen. Einer wollte die Demo mit einem Besuch bei McDonalds verbinden. So was geht gar nicht! Und die zwei, mit denen ich dort war, wussten auch nicht einmal, wer Andreas Scheuer ist. Ich finde, man sollte schon eine Ahnung vom Thema haben, für das man demonstriert und auch mal die Nachrichten schauen oder lesen.
Und das tun viele bei Fridays-for- Future nicht? Funcke: Das habe ich nicht gesagt und auch nicht gemeint. Jetzt, wo die Aktion länger läuft, sind nur noch Menschen dabei, die für den Klimaschutz und Nachhaltigkeit brennen. Und es ist ja auch wichtig, dass das Thema durch die Aktionen publik geworden ist.
Was tun Sie selbst für den Umweltschutz? Funcke: Die typische Frage: Und was machen Sie? Das ist aber nur ein Aspekt. Wichtig ist, dass es einen politischen Wandel gibt, da müssen die Großen auch mitmachen. Es ist nicht die entscheidende Frage, was ich selbst tue, sondern was dafür getan werden muss, dass es Gesetze gibt, damit der Klimaschutz endlich in die Gänge kommt.
Aber geht es da nicht auch um die Glaubwürdigkeit des Einzelnen? Funcke: Natürlich. Derjenige, der auf die Straße geht, muss auch versuchen, nachhaltig zu leben, regional, und saisonal einzukaufen, mit dem Rad zu fahren.... Das versuche ich auch. Ich esse fast vegan, kaufe Obst und Gemüse auf dem Markt, nutze festes Shampoo, kaufe selten neue Klamotten und wenn, dann nachhaltige. Aber alles geht nicht.
Weil? Funcke: Bio und unverpackt sind zum Beispiel teurer. Das kann ich mir als FÖJler nicht immer leisten und auch im Studium sicher nicht. Aber wenn ich konventionell kaufe, habe ich ein schlechtes Gewissen. Man kann übrigens auch nicht generell sagen, die ärmere Bevölkerung interessiere sich nicht für den Klimaschutz. Sie kann es sich oft einfach nicht leisten, unverpackt oder bio einzukaufen. Das ärgert mich.
Ist das Einkommen das einzige Hindernis? Funcke: Es gibt eine ganze Reihe. Die Mobilität ist auch eins. Wer auf dem Land wohnt, kommt ohne Auto oft nicht aus. Die öffentlichen Verkehrsmittel müssten noch mehr ausgebaut und durch Vergünstigungen attraktiver gemacht werden. Auch in Städten benutzen viele die Öffis wahrscheinlich aufgrund der Preise nicht. Dasselbe gilt für die Bahn: Sie ist teuer, da nutzen manche Leute auch auf relativ kurzen Strecken lieber das Flugzeug.
Dabei weiß man doch, dass das schädlicher für die Umwelt ist. Funcke: Bei dem Beispiel Flugzeug schon. Aber insgesamt wird viel zu wenig darüber informiert, was sich wie auf die Umwelt auswirkt. Um beim Einkaufen zu wissen, wie ein Produkt vom Klimaschutz her zu bewerten ist, muss man als Verbraucher sehr viel selbst recherchieren. Das ist vielen zu aufwändig. Warum gibt es denn nicht den Hinweis auf die CO2-Bilanz auf der Verpackung, wie Umweltorganisationen es fordern? Beim Klima- und Umweltschutz läuft noch viel zu viel über Freiwilligkeit und damit ist es schwer, etwas zu erreichen. Man hat das Gefühl, vieles ist gar nicht gewollt. Und das, was geht, dauert lange.
Würden Sie sich als Umweltaktivistin bezeichnen? Funcke: Ich bin niemand, der gern laut wird. Bäume zu besetzen oder Lebensmittel zu retten, das würde ich mich nie trauen. Trotzdem finde ich es wichtig, dass Menschen so etwas tun, um auf die Probleme aufmerksam zu machen. Zum Beispiel bei den Lebensmitteln: Ein Drittel aller Lebensmittel wird weggeworfen, aber es ist verboten, sie aus den Tonnen zu holen. Das verstehe ich nicht und es ärgert mich. Es müsste genau andersherum sein: Es braucht ein Verbot, Lebensmittel wegzuwerfen. Aber auch hier scheint es, als wäre das einfach nicht gewollt. Also müssen wir weiter darauf aufmerksam machen – so lange, bis sich endlich etwas tut.
Naturbewusstsein bei Jugendlichen
Die Studie: Die erste Jugend-Naturbewusstseinsstudie 2020 wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und des Bundesamtes für Naturschutz erstellt. Im Frühsommer 2020 wurden gut 1000 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren befragt, im Herbst wurde die Befragung um das Thema „Natur und Corona“ und weitere 1000 Jugendliche im Alter von 14 bis 24 Jahren ergänzt.
Das Ergebnis: Für einen Großteil der Jugendlichen hat die Natur eine starke persönliche Bedeutung. Mehr als die Hälfte gibt an, sich aufgrund der Corona-Krise häufiger in der Natur aufzuhalten, um sich abzulenken oder sich zu bewegen. Bereits ein Drittel aller Jugendlichen hat laut Studie an einer Demonstration für den Umwelt- und Naturschutz teilgenommen. Ein Großteil steht hinter der Energiewende. Der Gentechnik in der Landwirtschaft stehen die Jugendlichen mehrheitlich skeptisch gegenüber. Drei Viertel sind überzeugt, dass die biologische Vielfalt weltweit schwindet. Es sei Pflicht der Politik, dieser Entwicklung entgegenzutreten. Die Studie gibt es im Internet unter www.bmu.de
die Idee ist super , zumindest , wenn man , so wie einige andere Aktivisten , in der Hauptsache die eigene Zukunft sieht. Ob man das Klima ändern kann ? wer weiß das schon ? Aber selbst einen gut bezahlten Posten bekommen , ist sicher viel wichtiger.