Kitzingen: Martina W. fand durch den Krebs zu ihrem Lebensglück
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Donnerstag, 10. Oktober 2019
Martina Weltner sieht Krebs nicht als K.O.-Schlag, sondern als Schubs in eine lebenswertere Zukunft.
Sie war 49 Jahre alt, als sie einen Knoten in ihrer rechten Brust ertastete. Es handelt sich um eine aggressive Form von Brustkrebs, ein schnell wachsendes Mamakarzinom mit Lymphknotenbefall. Martina Weltner ließ sich brusterhaltend operieren. Durch ihren Beruf im pharmazeutischen Außendienst hatte die Albertshöferin Einblicke in die Systeme niedergelassener Arztpraxen, Klinikbetriebe, der Pharmaindustrie und der Schulmedizin erhalten. Nach der OP lehnte sie die Chemotherapie ab, zu der ihr die Ärzte rieten. Stattdessen setzte sie auf alternative Heilmethoden. Nach einem Jahr brach der Tumor erneut aus, noch heftiger als beim ersten Mal. Warum sie heute sagt: „Ich will mein Leben vor dem Krebs nicht mehr zurück“, schildert die 56-Jährige am Samstag beim Frauentag in der Siedlung. Im Interview berichtet sie von ihrer bewegten und bewegenden Geschichte.
Krebskrank: Deshalb wollte die Fränkin keine Chemotherapie
Jeder Mensch trägt Krebszellen in sich. Warum bricht die Krankheit beim einen aus, beim anderen nicht?
Martina Weltner: Ich denke, weil wir unsere Aufmerksamkeit oft noch immer nur auf den Körper richten. Offensichtlich ist das nicht die Lösung, sonst müssten wir ja gar nicht über das Thema sprechen. Ich weiß heute sicher: Der Geist steht über dem Körper.
Wie meinen Sie das?
Es ist wichtig, von dem, was man tut, überzeugt zu sein. Wenn ich von der Chemo überzeugt bin, ohne dass die Angst mich dazu treibt, wird auch die Chemo ein Weg sein – meiner war es aber nicht.
Warum nicht? Die Behandlungsmöglichkeiten bei Krebs werden doch immer besser, oder nicht?
Das damalige Gießkannenprinzip der Schulmedizin hat sich für mich falsch angefühlt. Starke Chemo, starke Bestrahlung, fünf Jahre lang Hormontabletten – das hat mich total abgeschreckt. Ich habe mich gefragt, wie sinnvoll es ist, meinen ganzen Körper, also auch die intakten, gesunden Zellen, zu vergiften und mein Immunsystem an die Wand zu fahren, in der Hoffnung alle Krebszellen zu erwischen. Manche Patienten sterben ja nicht an den Krebszellen direkt, sondern werden wegen des am Boden liegenden Immunsystems zum Beispiel von einer simplen Lungenentzündung dahingerafft. Von der fehlenden Lebensqualität während und nach der Bestrahlung und der Chemo gar nicht zu reden.