Kirchweihen wegen Corona vor dem Aus? „Das Brauchtum wird nicht untergehen“
Autor: Daniela Röllinger
Iphofen, Montag, 31. August 2020
Viele Kirchweihen fallen in diesem Jahr Corona zum Opfer. Die Kreisheimatpflegerin Susanne Kornacker betont im Interview, dass es bei den Festen nicht nur um Umzüge, Traditionen und Spaß geht - und erklärt, warum die Kirchweihen - streng genommen - gar nicht abgesagt werden.
Kirchweihen gehören zu den Höhepunkten im Jahreslauf vieler Gemeinden in Franken. Auch im Landkreis Kitzingen. Vielerorts ist fast die gesamte Dorfgemeinschaft an der Organisation beteiligt. Es gibt Feste und Umzüge, Aufzüge von Bürgerwehren, Tänze, Kirchweihpredigten.
Wegen Corona sind diese Feierlichkeiten nicht wie üblich möglich – viele Kirchweihen werden abgesagt. Geht nur ganz oder gar nicht? Sind womöglich Traditionen in Gefahr? Ein Gespräch mit Kreisheimatpflegerin Susanne Kornacker.
Kirchweihen wegen Corona in Gefahr? Das sagt eine Heimatpflegerin aus Franken
Frage: Frau Kornacker, im Herbst ist Hoch-Zeit für Kirchweihen. Selbst in den kleinsten Dörfern wird gefeiert. Welchen Stellenwert haben Kirchweihen bei uns in der Region?
Susanne Kornacker: Einen sehr hohen. In vielen Orten hat sich in den vergangenen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten ein reges Brauchtum um die Festgottesdienste in den Kirchen entwickelt. Sei es, dass Kirchweihumzüge und Bürgerschießen stattfinden, es einen Platz mit Schaustellern gibt oder Kirchweihbäume aufgestellt werden. Es gibt weltliche Kirchweihpredigten, Tänze, Feiern in Festzelten und natürlich die Aufzüge beziehungsweise Auszüge der Bürgerwehren.
Gerade diese Bürgerwehren sind ja eine Besonderheit.
Susanne Kornacker: Diese Traditionen sind gut 400 Jahre alt und werden heute noch in fünf Gemeinden im Landkreis aufrechterhalten – in Castell, Markt Einersheim, Rüdenhausen, Wiesenbronn und Wiesentheid. In Gehrock und Zylinder nehmen die männlichen Bürger Aufstellung, ziehen durchs Dorf. Das ist natürlich etwas Besonderes. Nach einer ersten Ablehnung wird weiterhin versucht, dass sie in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Unesco aufgenommen werden.
Geht es bei Kirchweihen vor allem um Tradition oder entwickeln sie sich auch weiter?