Kehraus im Dezember

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Beim Faschingsauftakt vor vier Wochen waren die Kitzinger Karnevalisten noch guter Laune. Jetzt musste Präsident Dr. Rainer Müller (Zweiter von rechts) alle Veranstaltungen für diese Session absagen.
Foto: Ralf Dieter
Monatelang hart trainieren – und dann kein Auftritt: Die Gardemädchen und ihre Betreuerinnen leiden besonders unter den Absagen.
Foto: A. Rausch

Am 11. 11. starteten die Faschingsfreunde im Landkreis voller Vorfreude in die Session. Einen Monat später kehrt Ernüchterung ein. Das zweite Jahr in Folge hagelt es Absagen.

Unter der schiefen Haube des Falterturms eröffneten gut gelaunte Elferräte und Senatoren am 11. November pünktlich um 11.11 Uhr die fünfte Jahreszeit. Die Stimmung war fröhlich, die Vorfreude groß. Nach einem Jahr Corona-Pause sollte in dieser Session wieder richtig gefeiert werden. Mit Luise Kinseher wurde stolz die 37. Schlappmaulordenträgerin verkündet. Jetzt, fast genau einen Monat später, muss KiKaG-Präsident Dr. Rainer Müller die Reißleine ziehen. Er ist nicht der einzige frustrierte Karnevalist im Kreis.

„Vernunft hat gesiegt“

Bis zuletzt hatten die KiKaG-Verantwortlichen gehofft. Jetzt musste allerdings eine Entscheidung her. „An diesem Samstag hätte der Kartenvorverkauf für die Sitzungen beginnen sollen“, sagt Müller. Mit seinen Vorstandskollegen ist er sich einig: Das Risiko ist zu groß. Sollten die aktuellen Corona-Regelungen auch noch Ende Februar Bestand haben, wäre die Durchführung einer großen Veranstaltung nicht praktikabel. 2G plus und noch dazu eine Auslastung der Halle von gerade mal 25 Prozent? „Wer kommt da noch?“, fragt Dr. Müller. Und: „Wer sponsort uns den Rest der Auslagen?“

Nachdem die Faschingsfreunde in Würzburg schon alle Veranstaltungen abgesagt haben, zogen auch die Kitzinger Karnevalisten schweren Herzens die Reißleine. Ein kleines Hintertürchen lässt sich der Präsident allerdings noch offen. Falls sich die Corona-Lage bis Anfang Februar deutlich verbessert, wäre eine kleine Veranstaltung in der Fastnachtakademie denkbar.

Elmar Gimperlein ist normalerweise nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Und die fünfte Jahreszeit ist dem Vorsitzenden der Albertshöfer Höpper-Elfer heilig. Dennoch hat auch er – nach Rücksprache mit seinen Vorstandskollegen – alle Veranstaltungen für die Session abgesagt. „Die Vernunft hat gesiegt“, kommentiert Gimperlein. Allein die Vorstellung, dass eine Faschingsveranstaltung in der Gartenlandhalle zum „Super-Spreader-Event“ wird, hat die Albertshöfer bewogen, alle Veranstaltungen abzusagen. Mehr als 100 Aktive stehen bei den Höpper-Elfern an einem Abend auf der Bühne, berichtet Gimperlein. Da lasse sich eine gefahrlose Veranstaltung auch bei strengsten Kontrollen nicht hundertprozentig gewährleisten. Der bislang zögerliche Vorverkauf hat den Höpper-Elfer in seiner Entscheidung bestätigt. Rund 600 Karten gehen normalerweise ruckzuck weg. „Bis jetzt sind nur 65 Bestellungen eingegangen“, berichtet Gimperlein. Pro Veranstaltungen dürften nach derzeit geltenden Regeln eh nur rund 60 Gäste kommen. „Das bringt doch alles nichts“, bedauert der Vorsitzende.

Prinzip Hoffnung in Wiesentheid

Eine Ausnahme von den Absagen wird es in Albertshofen allerdings geben: Der Rathaussturm am 16. Januar soll stattfinden – allerdings im deutlich kleineren Rahmen als sonst, ohne Umtrunk und ohne Zuschauer. Nur das Prinzenpaar, der Gemeinde- und Elferrat sollen anwesend sein.

In Wiesentheid hat Marcus Wicher noch ein wenig Hoffnung. Am 15. Dezember tagt das Bayerische Kabinett, dessen dann getroffene Entscheidungen zu Corona wollen die Wiesentheider abwarten. „Aber die Zeichen stehen natürlich nicht gut“, weiß auch der KoKaGe-Gesellschaftspräsident. Eine generelle Absage aller Veranstaltungen kommt für ihn zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht in Frage.

„So schnell geben wir nicht auf“

Bis zum Faschingszug am Sonntag, 27. Februar, ist noch eine Menge Zeit, erinnert er. Bis zum geplanten Männerballettturnier noch viel mehr. Diese Veranstaltung ist für den 19. März geplant, Anmeldungen gibt es schon reichlich. „Wir wissen doch nicht, was in drei Monaten ist“, sagt Wicher und kündigt an: „So schnell geben wir nicht auf.“

Am meisten tun ihm die vielen Trainer und Aktiven in den Garden leid. Monatelang haben sie für die Auftritte im kommenden Frühjahr trainiert, jetzt hagelt es Absagen, werden fast alle Termine abgesagt – zum zweiten Mal in Folge. „Man stelle sich nur vor, ein Fußballverein hat zwei Jahre lang kein Spiel“, zieht er einen Vergleich. Wicher kann sich vorstellen, dass es einige Karnevalsvereine gibt, die nach dieser Saison ganz schön zu knabbern haben. Auch Dr. Rainer Müller macht sich Gedanken. „Natürlich ist es gerade für die Gardemädchen schlecht, wenn sie nicht auftreten können“, weiß er. Den Mut hat er aber nicht verloren. „Wir werden wieder von vorne anfangen, zum Glück haben wir einen guten Stamm an Aktiven.“

Elmar Gimperlein denkt jetzt schon an ein großes Sommerfest im kommenden Jahr, um allen Betreuern und Aktiven Dank zu sagen. Kino-Gutscheine und andere kleine Geschenke will er in den kommenden Wochen verteilen. „Wir müssen unsere Aktiven bei Laune halten“, fordert er. Gar nicht so leicht in diesen Zeiten. „Corona hat uns ganz schön im Griff“, sagt Marcus Wicher. Ein eiserner Griff, dem sich die Faschingsfreunde im Kreis nicht mehr entziehen können.