In Iphofen schaut man gern voraus
Autor: Daniela Röllinger
Iphofen, Freitag, 09. Oktober 2015
Sie ist nicht die einzige Kommune im Landkreis, die keine Schlüsselzuweisungen bekommt, weil die Gewerbesteuer gut fließt. Sie ist nicht die einzige, die viele Touristen anzieht. Trotzdem wird im Fall des Falles häufig der gleiche Ort genannt, wenn es darum geht, einen Vergleich zu ziehen: „Ein Iphofen werden wir nie.“
Bürgermeister Josef Mend ist sich darüber bewusst, dass seine Stadt im Vergleich zu vielen anderen Kommunen in Bayern und Deutschland „auf der Sonnenseite steht“. Zu verdanken ist das dem Weltunternehmen, das seinen Sitz in der Stadt hat. Dank Knauf und dessen Gewerbesteuer kann sich die Stadt so manches leisten, was andere gerne hätten.
Finanztechnisch geht es immer mal auf und mal ab in Iphofen, wenn auch auf einem hohen Niveau. „Wir hatten in den letzten Jahren deutliche Gewerbesteuereinbrüche“, sagt Josef Mend. Die Stadt stand vor der Frage, ob der lange angestrebte Verwaltungsbau noch weiter verschoben oder die seit 20 Jahren laufende Planung doch angegangen wird. Sie wurde: Zweieinhalb Jahre dauerte es, bis aus der Alten Schule und den umliegenden Gebäuden das neue Dienstleistungszentrum geworden war. Knapp 15 Millionen Euro hat das Projekt gekostet. Ein Teil der Rücklagen floss in die Maßnahme, Kassenkredite wurden aufgenommen. Da findet Mend es natürlich toll, dass die Zinsbelastung derzeit so niedrig ist.
„Aber irgendwann muss das auch wieder zurückgezahlt werden.“ Den mahnenden Zeigefinger hebt der langjährige Stadtchef immer wieder mal. Auch eine gewisse „Selbstbedienungsmentalität“ so mancher Bürger kritisiert er.
Der Stadtrat will die städtischen Rücklagen bald wieder auf zwölf Millionen Euro aufstocken, so viel wie zwei höchstmögliche Kreisumlagen. Denn auch das ist eine Seite der „reichen“ Kommune: Sie muss viel Kreisumlage zahlen. Iphofen steht nicht weit hinter Kitzingen an zweiter Stelle, obwohl es weniger als ein Viertel der Einwohner hat.
Eigentlich aber beschäftigen Iphofen die gleichen Probleme wie andere Gemeinden auch. Wie man die Einwohnerzahl halten kann, zum Beispiel. Sie ist relativ stabil, aber in einigen der sieben Stadtteile ist es nicht einfach, ein Plus hinzukriegen. Iphofen selbst ist da nicht das Problem: Der Bahnhaltepunkt macht den Ort attraktiv auch als Wohnort für Leute, die in Würzburg oder Nürnberg arbeiten.
Das Baugebiet Hündlein hat sich schnell gefüllt, ein neues wird gesucht.
Wenn in den Stadtteilen einige Bauplätze brach liegen, findet das der Bürgermeister aber auch nicht schlimm, denn wenn, wie in Nenzenheim, junge Leute die elterlichen Scheunen umbauen oder Anwesen in den Ortskernen übernehmen, wird Leerstand vermieden. Leerstände ausgeprägter Art gibt es nicht. Und wenn sie doch absehbar sind, „dann lachen wir uns das Problem an“, erklärt der Bürgermeister. Die Stadt kauft das Anwesen, sucht nach einer Lösung, geht in Vorleistung, tritt als Ideenlieferant auf.
So wie jetzt bei einem „wunderschönen alten Denkmal“ in Hellmitzheim. Ein, zwei Winter mehr hätte es nicht mehr ausgehalten. Also hat die Stadt es erworben. Im Zuge der Überlegungen über Unterkünfte für Flüchtlinge wird es nun möglicherweise für diesen Zweck saniert – mit großzügiger Unterstützung des Freistaates. Einen entsprechenden Beschluss hat der Stadtrat jedenfalls in dieser Woche gefasst.