Druckartikel: Im Stillstand neu erfunden

Im Stillstand neu erfunden


Autor: Caroline Münch

Großlangheim, Montag, 29. August 2022

Einer seiner größten Träume ist für Lukas Grebner alias DJ Dropixx aus Großlangheim vor wenigen Wochen wahr geworden: Der 26-Jährige durfte im Juni auf dem „World Club Dome“ spielen. Zudem konnte er endlich wieder in Kroatien auflegen, dieses Jahr direkt vor den großen DJs auf der Hauptbühne. Doch der Weg bis dahin war wegen der Corona-Beschränkungen lang. Der Schlüssel zum Erfolg trotz der Krise lag bei ihm unter anderem darin, sich neu zu erfinden und einiges auszuprobieren.
Hinter den Kulissen: Der Großlangheimer Lukas Grebner alias DJ Dropixx hat während der Corona-Beschränkungen Livestreams gespielt, um mit den Fans interagieren zu können.


Einer seiner größten Träume ist für Lukas Grebner alias DJ Dropixx aus Großlangheim vor wenigen Wochen wahr geworden: Der 26-Jährige durfte im Juni auf dem „World Club Dome“ spielen. Zudem konnte er endlich wieder in Kroatien auflegen, dieses Jahr direkt vor den großen DJs auf der Hauptbühne. Doch der Weg bis dahin war wegen der Corona-Beschränkungen lang. Der Schlüssel zum Erfolg trotz der Krise lag bei ihm unter anderem darin, sich neu zu erfinden und einiges auszuprobieren.

Zwei Jahre lang keine Feiern, keine Veranstaltungen, kaum Auftritte: Die Corona-Krise hat die Kulturschaffenden stark gebeutelt. Trotzdem hat der Mut den 26-jährigen DJ Dropixx, der schon vor Corona nicht nur im Landkreis Kitzingen, sondern auch weit darüber hinaus gespielt hatte, nicht verlassen. Im Gegenteil: Er gründete ein eigenes Label und begann, erste eigene Songs im Hardstyle-Genre zu produzieren.

Neue Tracks herausgebracht

Gerade das Herausbringen der neuen Songs in Coronazeiten sieht Lukas Grebner als Schlüssel zum Erfolg. Zu dieser Zeit war es ruhiger in der Szene und einige hätten ihre Songs erst mal aufgehoben, um sie später auf den Bühnen live zu spielen, erklärt Dropixx. „In der entschleunigten Phase hatte ich die Chance, mich neu zu erfinden, weil alles still stand.“ Das habe er genutzt, Vollgas gegeben und viele neue Tracks herausgebracht, darunter auch Kollaborationen. Der Großlangheimer lässt sich dadurch gerne von vielem inspirieren und hat die Möglichkeit, noch mehr Menschen zu erreichen: „So konnte ich als kleiner Artist trotzdem für Aufsehen sorgen und die Coronalücke, sage ich mal, ausnutzen.“ Die neue Musik, das Treffen mit den anderen DJs und das Warten darauf, sie spielen zu können, waren für ihn neben Livestreams, bei denen er ab und an auflegte, eine große Motivation in der Lockdownzeit. Der Song „Chasing Stars“, der in dieser Zeit zusammen mit Stupid Whizkid entstand, ist zum Beispiel heute auf Spotify noch seine stärkste Nummer.

Auch Felix Kurzmann alias DJ S'Towner, 32, der seit 13 Jahren nebenberuflich auflegt, erzählt, dass er sich während Corona vor allem durch das Arbeiten an neuen Sets motiviert habe. „Es war eine große Umstellung für mich. Spontanität war in dieser Zeit gefragt, denn ob Gigs stattfanden oder nicht, wusste ich meistens erst ein paar Tage vorher“, so der Sommeracher, der regelmäßig auf Hochzeiten und in den Clubs der Region spielt.

Zusammenhalt und Flexibilität

Aber nicht bei allen DJs sei es so gut gelaufen, erzählt DJ Dropixx, der neben seinem BWL-Studium auflegt und zwischenzeitlich auch noch eine Werkstudentenstelle hatte. Einige andere hauptberufliche DJs mussten während der Pandemie ihren Job wechseln, berichtet der Großlangheimer, einige hätten sogar Testzentren gegründet. Die Corona-Zeit habe ihm wieder einmal gezeigt, wie flexibel die Eventbranche sei, so Grebner, denn man habe sich immer wieder neu orientieren müssen.

„Die Coronahilfen kamen bei mir an“, erzählt Grebner. „Ich musste bisher auch nichts zurückzahlen und konnte mir so die Produktion der neuen Songs finanzieren. Das lief allerdings leider nicht bei allen DJs so reibungslos.“ Die Szene sei in dieser schweren Zeit nochmal enger zusammengerückt, weil mehr Zeit zum Austausch geblieben sei. „Ich habe extrem viele Kontakte gewonnen. Über die App Clubhouse oder auf den Livestreams hat man auch mal andere DJs als sonst gesehen und ich war an Orten, an denen ich vorher noch nie gespielt hatte.“

Während der Livestreams und über die sozialen Medien konnte er zu den Veröffentlichungen der neuen Songs auch mit den Fans interagieren: „Das hat super geklappt und war immer recht lustig. Manchmal haben die Zuschauer auch etwas gespendet und ich musste dann Shots trinken“, erzählt Dropixx lachend.

Am World Club Dome gespielt

In dieser Zeit seien neue Fans auf ihn aufmerksam geworden – und die konnten ihn jetzt endlich mit den neuen Songs live hören, denn in diesem Jahr konnte der Großlangheimer endlich wieder auf zahlreichen Festivals live spielen. Sein persönliches Highlight: der emotionale Auftritt auf dem World Club Dome. „Das Krasse war – und das verbindet mich auch so stark mit dem Festival –, dass es 2015 mein allererstes Festival als Gast war und ich davon inspiriert mit der elektronischen Musik angefangen habe und meine Laufbahn so startete.“ 2022 legte er dort selbst als DJ auf. Auch wenn er auf der kleinen Bühne gespielt hat, berichtet er von einer tollen Energie, fast wie auf den großen Bühnen, auf denen unter anderem Weltstars wie David Guetta, Scooter und Timmy Trumpet spielten. Mit über 200 Acts wurde der Deutsche Bank Park in Frankfurt am Main drei Tage zu einem Paradies elektronischer Musik mit einer großen Bühne im Fußballstadion und verschiedenen Außenbühnen mit Lichteffekten. „Ich habe um 13 Uhr gespielt, bei mir standen aber schon 300 Leute, die da mittags voll ausgerastet sind und extra so früh auf das Festival kamen.“ Er entdeckte viele Fans, die bei verschiedenen seiner Gigs in der Region oft mitgefeiert haben und ihm dann bis nach Frankfurt gefolgt sind. „Das war für mich dann eine Bestätigung, dass ich auf dem richtigen Weg bin.“

Zu dem Auftritt kam es, da er für die Veranstalter seiner Bühne „Hypercat“ schon ein paar Mal aufgelegt hatte. „Das war super spontan“, sagt Dropixx über das Booking. „Ich habe zwei Wochen vor dem Festival die Einladung bekommen, weil die Veranstalter wegen Corona nicht vorher planen konnten.“ Auch sein aktuelles Cover „Since U Been Gone“ ist aus dem „World Club Dome“ heraus entstanden, weil er dort Ziggy X kennengelernt hat und mit ihm direkt vor Ort Ideen austauschte.

Shows in Kroatien

Kurz vor dem „World Club Dome“ ging es für den Großlangheimer DJ zu seinem anderen großen Highlight dieses Festivalsommers, auf das „Spring Break Island“ Festival in Kroatien. Dort spielte er zwei Shows an einem Tag im Noa Beach Club: auf der Hauptbühne und einer Bootsparty. Dass sehr viele deutschsprachige Fans das Festival besucht haben, überraschte ihn. „Ich habe nämlich mal etwas ganz Neues ausprobiert und den Song „Viva Colonia“ im Hardstyle-Gewandt gespielt. Als ich die Musik leiser stellte, grölten fast alle mit. Das Video ging dann auch auf TikTok viral, was ich nie gedacht hätte.“ Dieses Jahr begeisterte ihn nicht nur die wilde Menge, sondern auch der Zusammenhalt unter den Musikern. „Nach unseren Gigs haben wir DJs mit Freunden am Morgen noch den Sonnenaufgang beobachtet und anschließend bis mittags gefeiert, eine kleine Pool-After-Party. Das war extrem lustig, weil wir super ausgelassen, voller Adrenalin und übermüdet waren.“ Das habe ihm wieder gezeigt, warum er das Ganze mache: „Da kristallisiert sich oft eine Freundschaft heraus. Business und Hobby vermischen sich dann.“ So war der Großlangheimer vor kurzem spontan mit einem Veranstalter aus Bamberg in Holland auf einem Festival, weil beide die Musik mögen – und im September oder Oktober wird er einen neuen Song herausbringen, dessen Gesangsstimme in Holland entstanden ist.