Im Land des Lächelns

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Mehr lächeln: Dieses Ziel hat sich Daniela Röllinger gesetzt. Zwei Minuten nach dem Aufstehen sind das Minimum.
Foto: J. Röllinger
Harte Zeiten musste Nina Grötsch beim Heilfasten durchleben. Das Schlecken an einer Zitrone galt als Höhepunkt der Genüsse.
Foto: N. Grötsch
Ralf Dieter übt noch, um die vielfältigen Möglichkeiten des Therabandes zu durchdringen. Sein neues Ziel: Acht Kilo in einem Jahr abnehmen.
Foto: M. Riehle

Die Ziellinie rückt bei der Fastenaktion der Redaktion immer näher. Die Methoden werden immer seltsamer: von Ingwer, Alkohol und Blumen am Straßenrand.

Landkreis Kitzingen.

Die Zeit schreitet voran. Nur noch eineinhalb Wochen, dann haben wir es geschafft. Während manche Kolleginnen stolz auf sich sein können, müssen andere noch mal in sich gehen.

Julia Volkamer

(Fit und gesund – minus 8 Kilo): So langsam wird es hart. Nicht nur die Muskeln, sondern das Durchhalten. Dabei sind es nicht Käsekuchen, Sahne-Geschnetzeltes oder Fleischsalat, die mir fehlen – Protein-Grießpudding mit heißen Himbeeren, Ofen-Süßkartoffeln mit Hähnchen-Gyros und Hüttenkäse, Paprika und Kichererbsen ersetzen es (fast) gleichwertig. Meine Schwäche sind die Getränke. Manchmal steht mir der Sinn nach Milchkaffee mit einem großen Schuss Voll- und Hafermilch. Oder einem sprudeligen Apfelschorle zwischen stillem Wasser, Brennessel- und Basentee. Und dann wäre da noch der Alkohol. Bei einem Gläschen Secco die untergehende Sonne genießen, mit Bierchen und dem Kumpel auf seine zukünftige Vaterrolle anstoßen oder nach dem Griechen-Menü das Souvlaki mit einem Ouzo hinunterspülen – das alles versage ich mir. Aber ich weiß: Auf Dauer wird das nicht funktionieren.

Ernährungscoach Diana Schmidt weiß, wie schwer mir der Promille-Verzicht fällt. „Ihr dürft schon mal ein Gläschen trinken“, sagt sie. „Aber in der Zeit, in der euer Körper mit dem Abbau des Alkohols beschäftigt ist, baut er nichts anderes ab.“ Diese Aussage machte meinen Freundinnen und mir angesichts unseres Entzuges keine Angst. „Sind ja nur ein paar Stunden Entgiftung. Abnehmen können wir danach wieder“, war die einhellige Meinung. Und so verabredeten wir uns zum Gläschen Beerensekt. Davor schafften wir mit einem Garnelen-Gemüse-Teller eine gute Grundlage – und danach jeder eine ganze Flasche Secco. Die Erkenntnis, dass der Alkoholabbau wohl mindestens die ganze Nacht und noch einen Teil des folgenden Tages in Anspruch nehmen würde, kam mit dem hämmernden Kopfweh. Die letzte Woche werden wir, denke ich, problemlos ohne Alkohol durchhalten.

Ralf Dieter

(Sport und nichts Süßes): Acht Kilo hat die Kollegin abgenommen. Das kann nicht gesund sein. Eile mit Weile, lautet eines meiner Lebensmottos. Oder in diesem Fall: Werd' schlank, aber nicht krank. Mein Gewichtsverlust in den letzten Wochen dürfte um die 800 Gramm liegen. Das klingt erst einmal lächerlich, aber wir alle wissen: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Behalte ich dieses Tempo bei, werde ich in den nächsten fünf Wochen 1,6 Kilogramm abgenommen haben, Ende Juli sind es 3,2 Kilo und am Ende des Jahres habe ich die Kollegin schon fast eingeholt. Wo sie dann steht, wenn sie so weitermacht, will ich mir gar nicht vorstellen. Ein Strich in der Landschaft ist noch eine Übertreibung.

Ich befasse mich in den nächsten Tagen jedenfalls ausführlich mit dem Theraband und seinen vielfältigen Möglichkeiten, den Körper geschmeidig zu halten. Muss ja sein, wenn ich bis Weihnachten acht Kilo weniger wiege. Drahtig sein ist nicht alles. Ich will auch beweglich bleiben. Und dafür häng' ich mich wieder mal richtig rein.

Daniela Röllinger

(Achtsamkeit): Positiv denken. Lächeln. Zwei Ziele, die ich mir diese Woche verstärkt gesetzt habe. Wer positiv denkt, kommt leichter durchs Leben. Also soll ich versuchen, möglichst vielen Dingen einen positiven Aspekt abzugewinnen. Was manchmal einfach ist – wenn die Sonne scheint, freut es sich leicht übers Wetter. Manchmal aber auch schwer – wenn ich am Sonntagmorgen vor dem Frühstück schnell die Küche aufräumen will und dabei eine Glasflasche von der Arbeitsplatte fege. Tief durchatmen. Scherben einsammeln, fegen, saugen. „Das fängt ja gut an“, denke ich. Schön positiv formuliert. Bloß meine ich es natürlich nicht so. STOP! So funktioniert das nicht. Ich überlege: Eine Flasche weniger, die ich zum Getränkehändler zurückschleppen muss. Saugen wollte ich sowieso, jetzt ist das gleich erledigt. Und die paar Kniebeugen beim Aufheben gehen glatt als Morgengymnastik durch.

Trotzdem will sich die Laune nicht heben. Als Alternative muss das zweite Ziel herhalten: mehr lächeln. Gegenüber dem Partner und der Familie, Freunden, Arbeitskollegen, Spaziergängern und allen anderen, die mir sonst so begegnen. Dass man das beim Einkaufen wegen der Maske nicht sieht, zählt nicht als Ausrede. Und lächeln soll ich auch gegenüber mir selbst. Bewusst und über längere Zeit. Mindestens eine Minute, besser zwei, tackere ich mir auf Kommando ein Lächeln ins Gesicht – die Uhr zur Kontrolle darf nicht fehlen. Und es funktioniert tatsächlich. Während ich die Mundwinkel erst zwanghaft nach oben ziehe, fällt es mit jedem Ticken des Sekundenzeigers leichter, sie oben zu halten. Meine Laune steigt. Weil dem Hirn wurscht ist, warum ich lächle. Hauptsache ich tue es. Flasche runtergeschmissen? Es gibt Wichtigeres. Zum Beispiel, dass die zwei Minuten vorbei sind, bevor meine Jungs zum Frühstück runterkommen und mich kopfschüttelnd fragen, warum ich so blöd grinse. Was die denken, ist klar: „Oh Mann, Mutter! Hoffentlich ist die Fastenzeit bald vorbei.“

Nina Grötsch

(Heilfasten/Rückblick auf Tag 5): Seit heute denke ich eigentlich nur noch an Essen. Ich quäle mich sogar selbst, indem ich auf Facebook oder Instagram die Fotos der ganzen Restaurants anstiere, die aktuell ihr „Essen to Go“ anpreisen. Irgendwie befriedigt mich diese Selbstgeißelung. Vorhin habe ich Thomas eine Brezel belegt. Mit Butter, Emmentaler und Salat. Dazu ein hartgekochtes Ei. Wie das gerochen hat! Ich habe Anblick und Geruch bestimmt zehn Minuten genossen, bevor ich es serviert habe – und zusehen musste, wie es ohne große Würdigung in drei Minuten verschlungen war. Ich schwöre, ich werde künftig jeden meiner Bissen zelebrieren. Zur Beruhigung habe ich mir eine Tasse frisch geriebenen Ingwer, übergossen mit heißem Wasser, gegönnt. Neben dem Lutschen eines Zitronenschnitzes mein geschmackliches Highlight des heutigen Tages.

Diana Fuchs

(Jeden Tag mindestens eine gute Tat): Ich liebe diese Kolleg:innen! Ihre Fastenabenteuer zaubern mir heuer ein fettes Grinsen ins Gesicht. Ich glaube, ich habe es mit meiner Herausforderung diesmal am besten erwischt. Gute Taten liegen quasi auf der Straße. Heute früh zum Beispiel. Froh, im Baustellen-geplagten Etwashausen einen Parkplatz gefunden zu haben, schlenderte ich über die Alte Mainbrücke – und trat fast auf einige sonnengelbe Blüten, die irgendwelche Deppen offenbar aus den städtischen Pflanzkübeln gerissen und achtlos weggeschmissen hatten. Ich sammelte die zarten Blümchen vom Asphalt – und nun ziert ein Sträußchen mein Büro. Die gute Tat als Win-Win-Situation!

Am Wochenende, beim Spazierengehen mit dem Hund, hatte ich mir Handschuhe und eine große Tüte mitgenommen, in die ich Müll vom Straßenrand steckte. Nachdem ich den anfänglichen Ekel überwunden hatte, fühlte ich mich beim Säubern meiner Umwelt richtig gut. Mal sehen, was mir bis Ostern noch so einfällt, um die Welt ein bisschen freundlicher zu machen (Tipps gern an redaktion.kitzingen@infranken.de)