Gut leben im Alter: Neue Pflegeformen
Autor: Robert Wagner
Kitzingen, Dienstag, 18. Oktober 2016
In Würde altern – das ist ein frommer Wunsch, aber auch leicht daher gesagt. Viele Menschen suchen nach neuen Betreuungsformen für Pflegebedürftige. Eine Möglichkeit ist die 24-Stunden-Pflege durch ausländische Pflegehilfen. Was ist davon zu halten?
In Würde altern – das ist ein frommer Wunsch, aber auch leicht daher gesagt. Denn bei der Frage, wie das gelingen kann, herrscht große Unsicherheit. Die hat auch Herbert Köhl von der Fachstelle für Bürgerschaftliches Engagement und Seniorenfragen am Landratsamt erlebt.
Vor vier Jahren ist Köhl von der Jugendarbeit in den Seniorenbereich gewechselt. Er musste sich erst einarbeiten, habe deshalb sehr bewusst auf die Fragen der Menschen geachtet. Eine, die immer wieder auftauchte, war jene nach den 24-Stunden-Pflegekräften. „Ist das legal? Kann man das machen? funktioniert so etwas? Und wenn ja, was kostet es? Solche Fragen habe ich immer wieder gehört“, erzählt der Seniorenbeauftragte. „Viele Menschen wissen nicht, was sie von solchen Angeboten halten sollen.“
Auch deshalb war die 24-Stunden-Pflege Thema bei der Abschlussveranstaltung der Aktionswoche 60+ des Landratsamtes in der vergangenen Woche. Der große Sitzungssaal des Landratsamtes war gut gefüllt. Neben anderen Experten stellte auch Monika Bader von den „Pflegehelden Würzburg“ ihre Arbeit vor.
Statt in ein Pflegeheim zu gehen, wollen viele Menschen ihre letzten Lebensjahre zuhause verbringen, erklärt Bader. Um das zu ermöglichen, stellen die „Pflegehelden“ und ähnliche Dienstleister den Senioren eine Pflegehilfskraft zur Verfügung. Die meist aus Polen stammenden Menschen leben mit den Pflegebedürftigen unter einem Dach. Im besten Fall sind sie nach kurzer Zeit „Teil der Familie“, wie es Bader ausdrückt. „Es muss auch menschlich passen.“
Die Pflegehilfskräfte, von denen rund 80 Prozent Frauen seien, bleiben in der Regel zwei Monate. Dann würden sie zurück in die Heimat gehen – und nach einiger Zeit zum Arbeiten nach Deutschland zurückkehren. „Wir versuchen, dass sich immer zwei Pflegehilfskräfte auf einer Stelle abwechseln“, erklärt Bader. Dies ist natürlich mit Kosten verbunden. Einen festen Betrag kann die Leiterin der Pflegehelden nicht nennen – dazu unterscheiden sich die Anforderungen in jedem speziellen Fall zu stark. Jedoch bewegt sich die Summe um die 2000 Euro im Monat. Auch bei hohem Pflegegrad bleibt dann ein Teil, der selbst finanziert werden muss. „Nicht jeder kann sich das leisten – leider.“
Die Pflegehilfskräfte kümmern sich um die Bedürftigen, waschen, kochen und gehen einkaufen. Der medizinische Teil muss jedoch weiterhin von einem ambulanten Pflegedienst übernommen werden. „Wir unterstützen und ergänzen den ambulanten Dienst – ersetzen können wir ihn nicht.“
Überhaupt sind es viele rechtliche Fragen, um die sich Bader kümmern muss. Die polnischen Pflegehilfskräfte würden legal über das europäische Entsendegesetz nach Deutschland kommen, seien sozial- und krankenversichert. Man achte auf die Einhaltung von Standards. „Die Pflegehilfskräfte werden nicht ausgenutzt.“