Die Kriterien für eine Anerkennung sind erfüllt, die Prüfung steht noch aus: Auf dem Weg zum Fairtrade-Landkreis ist Kitzingen auf der Zielgeraden
Jeder kennt das Thema, jeder könnte die Produkte kaufen. Trotzdem ist „Fairtrade“, der faire Handel, noch nicht richtig in den Köpfen der Bürger angekommen. Der Landkreis Kitzingen will mithelfen, das zu ändern und zum Fairtrade-Landkreis werden. Koordinatorin Kristina Hofmann geht davon aus, dass die Zertifizierung im Sommer vorliegen wird.
Kaffee ist das typische Beispiel. In vielen Sitzungen der kommunalen Parlamente wird er getrunken, in Besprechungen ausgeschenkt, Gästen serviert. Wo er herkommt, darüber dachte früher kaum einer nach. Ob die Produzenten in weit entfernten Ländern damit ein ausreichendes Einkommen haben und unter welchen Bedingungen sie arbeiten, interessierte erst recht nicht. Im Kitzinger Landratsamt hat sich das schon vor längerer Zeit geändert, dort gibt es nur noch fair gehandelten Kaffee – einer der Bausteine auf dem Weg zum Fairtrade-Landkreis.
Acht Landkreise in Deutschland dürfen sich schon mit diesem Titel schmücken, Würzburg ist einer davon. Zahlreiche weitere Landkreise lassen sich derzeit zertifizieren, darunter auch der Landkreis Kitzingen. Kristina Hofmann ist Wirtschaftsförderin am Landratsamt und zuständig für das Thema Fairtrade. „Das Thema ist top aktuell“, sagt sie, es passe wunderbar mit anderen Themen zusammen, die den Landkreis derzeit beschäftigen, wie das BNE-Zentrum und die Nachhaltigkeit insgesamt. „Fairer Handel trägt auch zur Nachhaltigkeit bei, zum Klimaschutz und zur Gleichberechtigung“, so die Koordinatorin. Es sei wichtig, das Thema ganzheitlich zu sehen und den Rahmen nicht zu eng zu spannen.
Der Anstoß für die Zertifizierung des Landkreises kam von den Grünen im Kreistag. 2015 war das schon, aber weil die zuständige Stelle erst aus Krankheitsgründen länger vakant war und dann neu besetzt werden musste, zog sich die Bewerbung in die Länge. Weil aktuelle Daten eingereicht werden müssen, war so manche Aufgabe nochmal zu erledigen. Jetzt aber setzt der Landkreis zum Endspurt an.
Wer Fairtrade-Town oder Fairtrade-Landkreis werden will, muss verschiedene Kriterien erfüllen. Da ist zum einen die Sache mit dem Kaffee – wobei es gar nicht unbedingt Kaffee sein muss. Vielmehr müssen in den Sitzungen mindestens zwei fair gehandelte Produkte verfügbar sein. Das Landratsamt setzt dabei auf einen Dreiklang aus saisonal, regional und fairtrade, wie Pressesprecherin Corinna Petzold erklärt. So kommen Obst und Gemüse dann doch lieber aus dem Landkreis statt Äpfel oder Gurken mit dem Fairtrade-Siegel von weither nach Kitzingen zu transportieren.
Kein Problem war es auch, die nötigen 18 Geschäfte nachzuweisen, die fair gehandelte Produkte verkaufen – die gehören heute selbst in Discountern zum Angebot. Weitaus schwieriger war der Beleg dafür, dass es im Landkreis Kitzingen die geforderten neun gastronomischen Betriebe gibt, die mindestens zwei Fairtrade-Produkte anbieten. Die Zahl neun ergibt sich aus der Größe des Landkreises. „Sie waren nicht einfach zu finden“, sagt Kristina Hofmann. Was aber nicht daran liegt, dass es weniger gäbe. „Viele haben beispielsweise Kaffee oder Zucker im Sortiment, aber sie machen es nicht öffentlich und vermarkten es nicht.“
Sie hat außerdem eine gewisse Zurückhaltung der Gastronomiebetriebe erlebt, wenn es um Fairtrade-Produkte geht: „Viele fragen erst: Was kostet das, was bringt es mir, wie groß ist der Aufwand, wird das überhaupt nachgefragt...?“ Um mehr Gastronomen für das Thema zu gewinnen, hat Kristina Hofmann Kontakt zum Hotel- und Gaststättenverband in Würzburg aufgenommen und plant einen Infoabend.