Prichsenstadt:Für Gäste und Bürger fit machen
Autor: Daniela Röllinger
Prichsenstadt, Donnerstag, 10. März 2016
Gemeinden im Landkreis (28): Pflichtaufgaben kosten Prichsenstadt derzeit viel Geld
Die Altstadt ist ein Kleinod. Gepflasterte Straßen und Gassen, liebevoll restaurierte Fachwerk-Gebäude, Türme, Tore und die Stadtmauer. „Wir haben nicht ohne Grund 'Klein-Rothenburg' als Beinamen“, sagt Bürgermeister René Schlehr über Prichsenstadt. Er sieht den Tourismus als großen Trumpf für seine Stadt.
Zwischen 3100 und 3150 schwankt die Einwohnerzahl der Großgemeinde im östlichen Landkreis, die sich aus zehn Ortsteilen zusammensetzt. Eigentlich war Prichsenstadt ein Einwohnerrückgang vorhergesagt worden. Durch den Verkauf von Bauplätzen und Zuzüge konnte dieser ausgeglichen werden, was Bürgermeister René Schlehr natürlich zufrieden stimmt. Auch wenn er sagt: „Wir haben schon einige Ortsteile, die mir gedanklich Probleme bereiten.“ Wie in vielen Kommunen wohnen in den Ortskernen viele ältere Leute. Die Anwesen sind riesig. Wer sie sanieren will, muss viel Geld in die Hand nehmen. Der Ensemble-Schutz in Prichsenstadt macht es nicht leichter. „Individualist“ müsse man schon sein, wenn man ein solches Anwesen kaufe, so Schlehr.
Doch es gibt sie, diese Individualisten. Und so bietet sich beim Gang durch die Altstadt ein mehr als sehenswertes Bild. Ein Bild, das bei den Touristen gut ankommt – „Prichsenstadt ist ein Kleinod“, wie der Bürgermeister sagt. Der Tourismus ist für ihn die Stärke der Stadt, die es zu vermarkten gilt. Das „Klein-Rothenburg“ macht ihn ebenso stolz wie die vielen Busse, die in Prichsenstadt Halt machen – wenn auch oft nur als Zwischenstation. Sie besuchen das Weinfest oder bewundern die Oldtimer bei den „Prichsenstadt Classics“.
Die Führung mit einem Nachtwächter ist ein beliebter Höhepunkt jedes Prichsenstadt-Besuchs. Und die Nachtwächter führen nicht nur die Gruppen, sie ziehen auch mit Hellebarde und Horn durch die Gaststuben und Restaurants und singen ihr Lied. Es gibt Kutschfahrten, Ausfahrten mit dem Aaglander, einer zum Automobil umgebauten Kutsche, selbst mit dem Segway kann man die Ortsteile erkunden. Man will ja auch jüngere Besucher ansprechen.
Viele Gäste bleiben auch über Nacht. Von Gasthäusern über Pensionen und Ferienwohnungen bis zum Hotel der gehobenen Klasse ist jedes Angebot vorhanden. „Das ist super im Verhältnis zur Größe unserer Stadt.“ 250 Betten gibt es in der Großgemeinde.
Was das Gewerbe insgesamt betrifft, hat Prichsenstadt keine allzu großen Einnahmen. Im Vergleich zu anderen Orten ist die Verkehrslage nicht allzu gut, und so ist im Gewerbegebiet noch Platz für Firmen, die sich ansiedeln könnten. Die Bahn, die direkt am Ort vorbei führt, bringt in dieser Hinsicht nichts – und eigentlich auch in keiner anderen, denn auf der Strecke ist seit Jahren kein Zug mehr gefahren. „Wir wären froh, wenn wir endlich mal wüssten, was mit der Bahnlinie passiert.“ Schlehr ist enttäuscht von der Bahn. „Man lässt uns am langen Arm verhungern. “ Vor allem, weil die ungenutzte Strecke eine große Gefahr für Radfahrer darstellt, die von Wiesentheid nach Prichsenstadt fahren. Der Radweg endet vor dem Bahnübergang, die Radler müssen auf die Straße wechseln, die an dieser Stelle auch noch verengt ist. „Ich danke Gott, dass da noch nichts passiert ist“, sagt Schlehr. „Das ist sehr gefährlich.“