Fluch oder Segen?
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Montag, 02. Februar 2015
Vier Buchstaben können die Welt verändern. „TTIP ist aus Sicht der IHK das wohl wichtigste Abkommen für die Europäische Union und die Vereinigten Staaten seit der NATO“, sagt Kurt Treumann, Bereichsleiter „International“ der IHK Würzburg-Schweinfurt. Ganz anders sieht das Richard Mergner, Landesbeauftragter des Bund Naturschutzes in Bayern. Er hat heftige Bedenken gegen das Freihandelsabkommen, über das die große Politik seit 2013 weitgehend hinter verschlossenen Türen verhandelt und das sie heuer besiegeln möchte: „Die Heilsversprechen von TIPP sind nur Werbesprüche. TTIP würde die Reichen noch reicher und die Armen noch ärmer machen.“
Vier Buchstaben können die Welt verändern. „TTIP ist aus Sicht der IHK das wohl wichtigste Abkommen für die Europäische Union und die Vereinigten Staaten seit der NATO“, sagt Kurt Treumann, Bereichsleiter „International“ der IHK Würzburg-Schweinfurt. Ganz anders sieht das Richard Mergner, Landesbeauftragter des Bund Naturschutzes in Bayern. Er hat heftige Bedenken gegen das Freihandelsabkommen, über das die große Politik seit 2013 weitgehend hinter verschlossenen Türen verhandelt und das sie heuer besiegeln möchte: „Die Heilsversprechen von TIPP sind nur Werbesprüche. TTIP würde die Reichen noch reicher und die Armen noch ärmer machen.“
Tatsache ist: Durch TTIP würde mit mehr als 800 Millionen Menschen die größte Freihandelszone der Welt entstehen. Doch welche Folgen das geplante Abkommen zwischen Europa und den USA haben würde, ist äußerst umstritten, das Misstrauen ist riesig.
Sinken die Standards beim Verbraucher- und Umweltschutz? Welche wirtschaftlichen Effekte wird es de facto geben? Was ist mit Arbeitsplätzen? Vor dem Info- und Diskussionsabend des Bund Naturschutzes Kitzingen am Mittwoch, 4. Februar, beziehen Kurt Treumann und Richard Mergner Stellung.
Kurt Treumann: Erklärtes Ziel von TTIP ist es, dass sich der Austausch von Waren einfacher gestaltet – und zwar durch gegenseitig anerkannte, gleichwertige Normen und Standards, die Sicherheit und Funktionalität betreffen. Das ist sehr sinnvoll und wirtschaftsfördernd. Wir in Deutschland führen eine sehr polarisierende Bedenkenträger-Diskussion. Da TTIP ein allumfassendes Abkommen ist, das viele Bereiche des Lebens tangiert, ist es natürlich schwierig, einen allgemeinen Überblick zu bekommen. In den Medien wird durch das Herausgreifen von Einzelbeispielen oft eine falsche Realität vorgegaukelt, etwa in Sachen Agro-Gentechnik. Wir haben in der EU doch auch nicht nur Biobauern, sondern viel Massentierhaltung und Mastbetriebe, in denen die Tiere entsprechend behandelt werden.
Richard Mergner: Aber wir produzieren kein Hormonfleisch wie die USA, deren Fleischindustrie darauf drängt, ihr hormonbehandeltes Zeug in die EU einliefern zu können. TTIP und auch CETA – das Handelsabkommen mit Kanada, das fertig in der Schublade liegt – sind Angriffe auf den Schutz der Verbraucher und werden von multinationalen Konzernen vorangetrieben, die keinem Staat oder gar Sozialstaat mehr verpflichtet sind, sondern nur noch Anteilseignern. Sie werden Gewinner sein, aber es wird auch viele Verlierer geben, wenn wir TTIP nicht stoppen.
Kurt Treumann: Deutschland ist wie kaum ein anderes Land auf offene Märkte und freien Handel angewiesen. TTIP könnte für die EU enorme Exportsteigerungen bedeuten. Auch für Mainfranken hat der transatlantische Handel einen hohen Stellenwert. Da hängen auch Arbeitsplätze dran!
Sie glauben also, dass Arbeitnehmer auch in unserer Region profitieren würden?Kurt Treumann: Auf jeden Fall. Die Unternehmen im IHK-Außenwirtschaftsausschuss stehen TTIP positiv gegenüber, vor allem wegen der Aussicht auf den Wegfall von Handelshemmnissen. TTIP würde die Wettbewerbsfähigkeit unserer Exportwirtschaft auf globaler Ebene massiv stärken. Für Bayern – speziell für viele mittelständischen Unternehmen – sind die USA der wichtigste Markt und Investitionsstandort weltweit. Wir müssen wirklich aufpassen, dass wir in unserer Angst nicht die Chancen übersehen.