Nicht nur zum Valentinstag ist die Dorf-Schokolade der süße Renner. Die Fairtrade-Gruppe zeigt, wie gut ethisch „saubere“ Produkte schmecken.
Augen zu, Mund auf. Die Zunge tastet etwas Eckiges. Mit jeder Sekunde wird es weicher. Aromen treffen auf Geschmacksnerven – und wohlige Erinnerungen an Sonne und Wärme erwachen. Das kleine Stück Urlaub im Mund hat einen Namen: „Wiesenbronn“. Die fair gehandelte Vollmilchschokolade aus Edelkakaobohnen der Sambirano-Ebene im Nordwesten Madagaskars gehört zu den ersten sicht- und schmeckbaren Projekten der neu gegründeten Wiesenbronner Fairtrade-Gruppe.
Vier Frauen und ein Mann haben sich zusammengetan, um ihre gemeinsame „Herzensangelegenheit“ umzusetzen. Sonja Leins, Annette Prechtel, Christiane Brauns, Pfarrerin Esther Meist und Bürgermeister Volkhard Warmdt wünschen sich, dass Handelsbeziehungen weltweit fairer und gerechter werden. Kleidung und Nahrungsmittel, bei deren Herstellung Menschen unterdrückt oder ausgebeutet werden, um Großkonzerne noch reicher zu machen, sind ihnen zuwider.
„Natürlich können wir die Welt nicht von Wiesenbronn aus auf den Kopf stellen. Aber: Besser klein als gar nicht“, umreißt Sonja Leins das Motto der Fairtrade-Gruppe, die ihren Heimatort zu einem Fairtrade-Dorf machen möchte. Der Wiesenbronner Gemeinderat hat sich im Mai 2021 schon grundsätzlich dazu bekannt, den Weg zum Fairtrade-Dorf mitzugehen.
Was ein solches Dorf ausmacht, darüber hat sich das Quintett längst informiert. Nun ist die Gruppe dabei, die Kriterien von „Fairtrade Deutschland“, einer unabhängigen Initiative zur Förderung des fairen Handels, in Wiesenbronn umzusetzen.
Guter Partner: der Fairhandel der Abtei Münsterschwarzach
So gibt es im örtlichen Krämerladen seit November 2021 ein Regal mit fair gehandelten Produkten, etwa Reis, Tee, Schokolade, Müsli und Kakao, aber auch kleinen Präsenten wie Schutzengeln oder Recycling-Taschen. Das Sortiment ändert sich immer wieder leicht. „Wir testen, welche Waren die Menschen kaufen – oder eben nicht“, sagt Christiane Brauns, die offizielle Ansprechpartnerin der Fairtrade-Gruppe Wiesenbronn. Sie freut sich, dass sie mit dem Fairhandel der Abtei Münsterschwarzach einen guten lokalen Partner für die Bestückung des Regals gefunden hat. „Wir müssen keine Rieseneinheiten abnehmen und können Überschüssiges auch zurückgeben.“
Auch aus der örtlichen Gastronomie kamen schon zahlreiche positive Meldungen in Bezug auf das Fairtrade-Dorf. „Mehrere Betriebe in Wiesenbronn können sich gut vorstellen, in Zukunft zum Beispiel auf fair gehandelte Waren wie Kaffee, Zucker oder Kakao umzusteigen“, stellt Christiane Brauns fest. „Das ist natürlich super, um den Fairtrade-Gedanken publik zu machen.“
Genau diesem Ziel dient auch die Wiesenbronner Dorf-Schokolade. 300 Tafeln, vor Weihnachten ins Sortiment genommen, waren ratzfatz verkauft. Nun hat die Gruppe nachbestellt und freut sich, dass es die süße Versuchung, deren Einschlagpapier die Dorfkirche ziert, mittlerweile an fünf Verkaufsstellen in Wiesenbronn gibt (siehe Info am Textende). „Unsere Schokolade wird von 'Ethiquable' hergestellt, einer Genossenschaft, die fair und bio vereint und die außerdem Behindertenwerkstätten unterstützt“, weiß Christiane Brauns. „'Ethiquable' arbeitet nur mit kleinbäuerlichen Betrieben zusammen und ermöglicht ihnen so eine Teilhabe am Welthandel, von dem sie sonst ausgeschlossen wären.“