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Etwashausen: Brandanschlag auf Auto - weil sich Politiker Corona-Leugnern entgegenstellt?


Autor: Ralf Dieter

Kitzingen, Freitag, 04. Februar 2022

Das Auto von Bayernpartei-Stadtrat Uwe G. Hartmann brennt am Freitagfrüh (4. Februar 2022) komplett aus. Die Polizei schließt einen politischen Hintergrund für die Tat nicht aus.
Völlig verkohlt steht der Bayernpartei-Smart von Uwe G. Hartmann vor dessen Anwesen in Etwashausen. Fotos: Ralf Dieter


Freitagvormittag, kurz nach 4 Uhr: Ein lauter Knall reißt Uwe G. Hartmann und seine Frau Birgit aus dem Schlaf. Ein Blick aus dem Fenster: Das Auto steht lichterloh in Flammen. Wenige Minuten später sind Feuerwehr und Polizei vor Ort. Letztere ermittelt wegen vorsätzlicher Brandstiftung.

Uwe G. Hartmann ist in Kitzingen kein Unbekannter. Seit 2014 sitzt er für die Bayernpartei im Kreis- und Stadtrat, ist Umweltreferent und engagiert sich für soziale Projekte. Sein Smart, der über und über mit Bayernpartei-Symbolen beklebt war, gehörte zum Stadtbild. Jetzt ist das Auto völlig ausgebrannt, Warnbaken sind außen herum aufgebaut worden. Der Smart ist ein Fall für die Würzburger Kripo geworden – und für die Spezialisten vom Landeskriminalamt (LKA).

Brandanschlag in Etwashausen: "Fünf Minuten später und das Haus wäre in Flammen gestanden"

9.30 Uhr: Birgit Hartmann öffnet die Tür, ist von der Nacht sichtlich gezeichnet. Der Schock sitzt tief. „Die Rolläden sind verbrannt“, sagt sie und deutet auf drei Fenster an der Front des Steinhauses. Darunter war der Smart geparkt. Der ist völlig verkohlt. Zwei Außenscheiben am Haus sind wegen der Hitzeentwicklung geborsten, die Fassade ist zum Teil schwarz. „Nicht auszudenken, wenn wir den Knall nicht gehört hätten“, sagt Uwe Hartmann. Ein großes hölzernes Tor führt in das Haus. Es ist der einzige Ein- und Ausgang.

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„Fünf Minuten später und das Haus wäre in Flammen gestanden“, sagt Matthias Gernert, Stadtbrandinspektor der Kitzinger Feuerwehr. Er kam fast zeitgleich mit einer Polizeistreife vor dem Anwesen in Etwashausen an. Ein Zeitungsausträger hatte die Polizei informiert, er war zufällig mit seinem Roller an dem Haus vorbeigefahren. „Vorne rechts hat das Auto gebrannt“, berichtet er. „Ich bin schnell heim und habe die 112 angerufen.“

Als die Rettungskräfte wenig später eintrafen, brannte der Smart lichterloh, das Feuer war bereits auf die Holzläden vor den Fenstern übergesprungen, ein Gesims kokelte. „Wenn die inneren Fensterscheiben auch noch geplatzt wären, wäre alles schnell gegangen“, sagt Gernert. So konnten die eingetroffenen Kameraden das Haus sichern – und den Vollbrand am Auto löschen. An einen technischen Defekt wollte Gernert schon früh um 4.30 Uhr nicht so recht glauben. Alle Umstände sprachen für einen Brandanschlag.

Spekulationen über die Ursache: War der Anschlag politisch motiviert?

Am frühen Donnerstagnachmittag hatte Uwe G. Hartmann nach eigener Erinnerung den Smart vor dem Haus, in dem sich nicht nur die Privatwohnung, sondern auch ein Parteibüro befindet, abgestellt. Mehr als zwölf Stunden stand es dort, alle technischen Geräte waren längst abgekühlt. „Und rauchen tu ich auch nicht“, sagt er. Auffallend ist zudem, dass das Auto im vorderen Bereich deutlich stärker ausgebrannt ist als im hinteren. „Vorne hat der Smart nur den Tank für die Scheibenwischanlage und die Batterie“, sagt Hartmann.

„Der Motor ist hinten.“ Gegen 14 Uhr hat die Polizei ihre Ermittlungen so weit abgeschlossen, dass sie eine Pressemitteilung veröffentlicht. Tenor: Der Pkw ist offenbar vorsätzlich in Brand gesetzt worden. Ein politischer Hintergrund ist nach derzeitigem Ermittlungsstand nicht auszuschließen. Den Gesamtschaden beziffert die Polizei auf einen niedrigen fünfstelligen Betrag.

Wer den Brandsatz gelegt haben könnte? Uwe Hartmann zuckt die Schultern. Feinde habe er nicht, politisch ist er kein Hardliner. Vor zwei Tagen hat er angekündigt, jeden Sonntagvormittag eine Mahnwache am Kitzinger Marktplatz abhalten zu wollen. Titel: Empathie statt Missmut. Den Corona-Toten soll dort gedacht werden, der Blaulichtfamilie für ihren unermüdlichen Einsatz gedankt werden. „Wenn der Brandanschlag mit dieser Ankündigung in Zusammenhang steht, dann erleben wir hier in Kitzingen eine neue und erschreckende Dimension der Gewalt“, meint Oberbürgermeister Stefan Güntner in einer ersten Stellungnahme und spricht von einem Angriff auf die Meinungsfreiheit und Demokratie. Güntner hat sich den Schaden am Freitagvormittag vor Ort angeschaut, das Gespräch mit dem Ehepaar gesucht. Auch Landrätin Tamara Bischof zeigte sich von dem Ereignis geschockt. „Sollte ein Anschlag hinter dem Brand stecken, dann ist dies als ein abscheulicher Angriff auf einen demokratisch gewählten Volksvertreter zu werten und aufs Schärfste zu verurteilen.“ Landtagsabgeordnete Barbara Becker hatte sich bei Uwe Hartmann am Freitagvormittag gemeldet und ihre Hilfe zugesichert. „Auch sie sprach von einer neuen Dimension“, berichtet der Bayernpartei-Politiker.

Mahnwache am Sonntag soll trotzdem stattfinden

Die Mahnwache an diesem Sonntag (6. Februar 2022) soll nach OB Güntners Auffassung trotzdem – oder gerade deshalb – auf jeden Fall über die Bühne gehen. Auch Uwe G. Hartmann will sich trotz des Schocks nicht von seinem Weg abbringen lassen. „Wenn ich jetzt aufgebe, dann hätten die Brandstifter gewonnen.“

Um den Fall aufklären zu können, hofft die Kripo Würzburg nun auch auf Hinweise aus der Bevölkerung: Wer hat in der Nacht zum Freitag in der Oberen Neuen Gasse eine verdächtige Person beobachtet, die möglicherweise als Brandstifter in Frage kommt? Wer kann sonst sachdienliche Hinweise geben, die zur Aufklärung des Falles beitragen könnten? Zeugen werden dringend gebeten, sich unter Telefonnummer 0931/457-1732 mit der Kriminalpolizei Würzburg in Verbindung zu setzen.