Gegen den Missmut: Stadtrat organisiert Mahnwache - "Sind kein Volk von Impfgegnern"

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Mahnwache als Gegenpol zu Corona-Spaziergängern in Kitzingen
Ab diesem Sonntag lädt Uwe G. Hartmann zur Corona-Mahnwache am Kiliansbrunnen in Kitzingen ein. Damit soll den "Spaziergängern" etwas entgegengesetzt werden.
Mahnwache als Gegenpol zu Corona-Spaziergängern in Kitzingen
Foto: Ralf Dieter

Uwe G. Hartmann will den Corona-Spaziergängern im Landkreis etwas entgegensetzen und organisiert ab sofort an jedem Sonntag Mahnwachen am Kitzinger Marktplatz. "Es ist an Zeit, dass die Mehrheit in diesem Land Gesicht zeigt", sagt der Kitzinger Stadtrat.

Er will einen Gegenpol zu den sogenannten Corona-Spaziergängen schaffen – und hofft auf viele Mitstreiter. Stadtrat Uwe G. Hartmann organisiert Mahnwachen am Kitzinger Kiliansbrunnen. An diesem Sonntag geht es los.

Wir sprachen im Vorfeld mit dem Organisator.

Frage: Wie kamen Sie auf die Idee zu den Mahnwachen?

Hartmann: Ich bin selber im Blutspendedienst tätig und weiß um die Arbeit, die täglich von den Mitarbeitern geleistet wird. Gleiches gilt natürlich für die gesamte Blaulichtfamilie, für die Krankenschwestern, die Notfallsanitäter, die Mitglieder der Feuerwehren. Ich frage mich, wie es diesen Menschen geht, wenn sie die „Spaziergänger“ sehen und hören.

Was glauben Sie?

Hartmann: Ich glaube, dass sie sich ärgern und zwar zu Recht. Sie halten sich an die Regeln, behandeln auch die Nicht-Geimpften und geraten immer weiter in Vergessenheit. Am Anfang der Pandemie haben wir diese Menschen noch beklatscht, jetzt gehen Impfgegner auf die Straßen und der Fokus verlagert sich immer weiter.

Und eine Mahnwache hilft?

Hartmann: Zumindest können wir so einen Gegenpart zu den „Spaziergängern“ bilden, zeigen, dass es Widerstand gibt. Dass wir nicht ein Volk von Impfgegnern sind, sondern dass wir uns solidarisch verhalten wollen. Es ist doch verblüffend, wie es eine Minderheit immer wieder schafft, eine so große mediale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Die Zahl der Protestierer scheint zu wachsen. Im Landkreis Kitzingen gibt es in Volkach, Wiesentheid und in Kitzingen sogenannte Corona-Spaziergänge.

Hartmann: Wenn Sie die Zahlen der Teilnehmer mit den jeweiligen Einwohnerzahlen in ein Verhältnis setzen, werden Sie sehen, dass es ein verschwindend geringer Teil der Bevölkerung ist. 0,7 Prozent, maximal ein Prozent.

In einer Demokratie gibt es nun einmal das Recht auf Demonstrationen.

Hartmann: Natürlich, das will ich ja auch gar nicht in Abrede stellen. Aber wir dürfen darüber doch nicht all diejenigen vergessen, die am Limit ihrer Kräfte angelangt sind, und auch nicht die vielen Verstorbenen und ihre Angehörigen. Im Landkreis Kitzingen haben wir mittlerweile 109 Corona-Tote.

Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie bei Ihrer Mahnwache?

Hartmann: Beim ersten Mal wäre ich schon mit 30 Leuten zufrieden. Und dann hoffe ich, dass sich der Termin herumspricht. Ich habe vom Ordnungsamt zwölf Termine genehmigt bekommen. Bis Ostern soll die Mahnwache jeden Sonntag stattfinden.

Wie läuft sie ab?

Hartmann: Ohne Reden oder sonstige Kundgebungen. Wir versammeln uns einfach auf eine Teelicht-Länge zu einem schweigenden Gedenken. Nach rund zehn Minuten löst sich die Versammlung wieder auf.

Rechnen Sie mit Widerstand?

Hartmann: Ich rechne damit, dass es Menschen geben wird, die uns anpöbeln. Aber ich denke, dass es an der Zeit ist, dass die Mehrheit in diesem Land Gesicht zeigt.

Wie stehen Sie zur Impfpflicht?

Hartmann: Ich bin dafür, dass sich jeder impfen lässt, aber auf freiwilliger Basis.

Das funktioniert aber ganz offensichtlich nicht in ausreichendem Maße.

Hartmann: Ja, und deshalb wäre ich auch für einen anderen Weg: Wer sich nicht impfen lassen will, der unterschreibt eine Patientenverfügung, in der geregelt ist, dass er keine Behandlung in Anspruch nimmt, falls er sich mit Corona infiziert. Ich bin überzeugt: Das würde eine große Mehrheit der Impfgegner umstimmen.

Die Mahnwache steht unter dem Motto: „Empathie statt Missmut“ und findet zwischen dem 6. Februar und 17. April an jedem Sonntag auf dem Kitzinger Marktplatz statt. Beginn ist um 11.15 Uhr. Teelichter bitte mitbringen.