Hartmann: Zumindest können wir so einen Gegenpart zu den „Spaziergängern“ bilden, zeigen, dass es Widerstand gibt. Dass wir nicht ein Volk von Impfgegnern sind, sondern dass wir uns solidarisch verhalten wollen. Es ist doch verblüffend, wie es eine Minderheit immer wieder schafft, eine so große mediale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Die Zahl der Protestierer scheint zu wachsen. Im Landkreis Kitzingen gibt es in Volkach, Wiesentheid und in Kitzingen sogenannte Corona-Spaziergänge.
Hartmann: Wenn Sie die Zahlen der Teilnehmer mit den jeweiligen Einwohnerzahlen in ein Verhältnis setzen, werden Sie sehen, dass es ein verschwindend geringer Teil der Bevölkerung ist. 0,7 Prozent, maximal ein Prozent.
In einer Demokratie gibt es nun einmal das Recht auf Demonstrationen.
Hartmann: Natürlich, das will ich ja auch gar nicht in Abrede stellen. Aber wir dürfen darüber doch nicht all diejenigen vergessen, die am Limit ihrer Kräfte angelangt sind, und auch nicht die vielen Verstorbenen und ihre Angehörigen. Im Landkreis Kitzingen haben wir mittlerweile 109 Corona-Tote.
Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie bei Ihrer Mahnwache?
Hartmann: Beim ersten Mal wäre ich schon mit 30 Leuten zufrieden. Und dann hoffe ich, dass sich der Termin herumspricht. Ich habe vom Ordnungsamt zwölf Termine genehmigt bekommen. Bis Ostern soll die Mahnwache jeden Sonntag stattfinden.
Wie läuft sie ab?
Hartmann: Ohne Reden oder sonstige Kundgebungen. Wir versammeln uns einfach auf eine Teelicht-Länge zu einem schweigenden Gedenken. Nach rund zehn Minuten löst sich die Versammlung wieder auf.
Rechnen Sie mit Widerstand?
Hartmann: Ich rechne damit, dass es Menschen geben wird, die uns anpöbeln. Aber ich denke, dass es an der Zeit ist, dass die Mehrheit in diesem Land Gesicht zeigt.
Wie stehen Sie zur Impfpflicht?
Hartmann: Ich bin dafür, dass sich jeder impfen lässt, aber auf freiwilliger Basis.
Das funktioniert aber ganz offensichtlich nicht in ausreichendem Maße.
Hartmann: Ja, und deshalb wäre ich auch für einen anderen Weg: Wer sich nicht impfen lassen will, der unterschreibt eine Patientenverfügung, in der geregelt ist, dass er keine Behandlung in Anspruch nimmt, falls er sich mit Corona infiziert. Ich bin überzeugt: Das würde eine große Mehrheit der Impfgegner umstimmen.
Die Mahnwache steht unter dem Motto: „Empathie statt Missmut“ und findet zwischen dem 6. Februar und 17. April an jedem Sonntag auf dem Kitzinger Marktplatz statt. Beginn ist um 11.15 Uhr. Teelichter bitte mitbringen.