Was war Ihr erstes Projekt vor Ort? Knöchel: Das We-for-Future-Festival. Wir wollen die Menschen für das Thema Nachhaltigkeit begeistern. Die Leute müssen merken, dass sie durch ihr Handeln beeinflussen, was weltweit passiert.
Die 17 Nachhaltigkeitsziele – „die Glorreichen 17“ – sind teils komplex formuliert. Welches ist den Menschen am schwierigsten nahezubringen? Knöchel: Das Schwierige sind nicht die Ziele. Das Schwierigste ist, dass sie bis 2030 umgesetzt sein sollen, aber fast keiner davon weiß. Selbst Leute, die denken, dass sie umweltbewusst leben, haben von einigen Dingen noch nie etwas gehört. Aber wie sollen wir Ziele erreichen, die wir nicht kennen? Deshalb müssen wir die Ziele bekannt machen und die weltweiten Zusammenhänge. Das ist wie bei Corona.
Wie hängt Corona damit zusammen? Knöchel: Die meisten Leute haben noch nicht begriffen, dass es nichts nützt, wenn wir hier in Deutschland uns alle impfen lassen, aber in vielen anderen Ländern, beispielsweise in Afrika, nicht geimpft werden kann. So lange das so ist, wird es immer wieder Mutanten geben, wir werden Corona nicht loswerden. So ist es mit vielen Bereichen: Wenn wir nicht global denken, wird es uns nicht gelingen, die Welt zu retten. Das muss in die Köpfe der Menschen.
Wir wissen zu wenig über die Zusammenhänge? Knöchel: Nehmen wir ein Beispiel aus der Ernährung. Niemand will, dass Tiere in vollgestopften Ställen leiden. Niemand will, dass Regenwald abgeholzt wird. Und trotzdem will jeder Fleisch essen. Drücken wir es mal drastisch aus: Keiner will das Arschloch sein, das die Welt zerstört. Aber es will sich auch keiner einschränken.
Weil jeder denkt, sein eigenes Tun ist so wenig im Vergleich mit der Weltbevölkerung, das bewirkt ja kaum etwas. Knöchel: Es mag auf den ersten Blick nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein, ja. Aber wenn man etwas verändern will, muss man selbst etwas tun. Wenn keiner was macht, wird es ganz sicher nichts.
Weniger CO2, sauberes Wasser... das sind Dinge, die nachvollziehbar sind. Aber was hat wirtschaftlicher Wohlstand mit Nachhaltigkeit zu tun? Knöchel: Wenn die Wirtschaft nicht funktioniert, funktioniert das System nicht. Da geht es nicht um unendliches Wachstum. Aber irgendwo müssen die Dinge ja herkommen, die gebraucht werden. Da meine ich nicht den dicken SUV oder den Riesengrill, der im Moment so „in“ ist. So was braucht man ja nicht wirklich, es wird uns nur eingeredet, wir bräuchten das. Und dann kaufen wir einen Grill für 1000 Euro und legen ein 99-Cent-Schnitzel drauf. Das verstehe ich nicht.
Nachvollziehbar. Trotzdem sind nicht alle 17 BNE-Ziele für jeden ersichtlich. Zumal jedes Ziel ja noch Unterziele hat. Knöchel: Man muss den Leuten viel im Detail erklären, das stimmt schon. Es ist vielleicht manchem auf den ersten Blick zu viel. Aber es geht ja auch darum, die Welt zu retten. Wer sich wirklich mit den 17 Nachhaltigkeitszielen beschäftigt, der sieht, dass das nicht alles einfach nur zusammengesponnen ist, sondern durchdacht. Dazu braucht es viel Information. Und deshalb sind Aktionen wie die Woche im Sommer in Kitzingen und im Landkreis gut. Sie tragen dazu bei, dass die Leute aufwachen.