Egal wofür oder wogegen die SPD in Bayern ist. Sie kommt im Freistaat einfach nicht auf die Füße. Warum sitzt die CSU hierzulande so fest im Sattel?
Finster: (stöhnt) Wenn ich das wüsste.
Keine Erklärung? Nach fast 50 Jahren in der SPD?
Finster: Nur Erklärungsversuche. Politik ist immer von Emotionen geprägt und die Verknüpfung ihrer Partei mit den Begriffen Heimat und Tradition, das hat die CSU über die Jahrzehnte gut hinbekommen. Und ganz ehrlich: Die CSU-Kollegen im Kreisrat sind alles ordentliche Leute.
Noch Mal nachgefragt: Warum sind Sie dann kein CSU-Mann geworden?
Finster: Weil ich mich als Demokrat besser bei der SPD aufgehoben fühle. Nehmen Sie nur den Horst Seehofer mit seinem Machtanspruch, den ständigen Drehungen und Wendungen. Er will alles bestimmen innerhalb seiner Partei, sogar seinen Nachfolger. So etwas würde sich ein SPD-Mitglied niemals gefallen lassen.
Das Parteienspektrum hat sich mittlerweile auch im Freistaat erweitert. Wie erklären Sie sich den Erfolg der AfD?
Finster: Sie vermittelt vielen Menschen den Eindruck, dass sie sich um ihre Anliegen kümmern. Eine Antwort liefert die AfD freilich nicht.
Welche Anliegen meinen Sie?
Finster: Viele Menschen klagen über die Schließung von Bädern, den Zustand der Straßen oder der Schulen. Sie glauben, dass diese Dinge nicht angegangen werden, weil das Geld lieber für die Flüchtlingsarbeit ausgegeben wird. Ich wundere mich über diese Stimmung im Volk. Es geht uns doch überwiegend gut.
Also den Menschen klar machen, dass es ihnen gut geht.
Finster: Natürlich gibt es auch Menschen, die sich abgehängt fühlen. Die glauben, dass der Staat sie im Regen stehen lässt. Das hat uns nicht zuletzt der Armutsbericht der Bundesregierung vor Augen geführt. Wir müssen uns um diejenigen kümmern, die sich auf der Verliererstraße wähnen. Wir müssen diesen Menschen eine Perspektive geben. Darum kümmern, dass das öffentliche Leben funktioniert.
Sonst?
Finster: Sonst bekommen AfD und Pegida weiter Aufschwung.
Im Kreisrat gibt es noch kein AfD-Mitglied. Sie sind seit mehr als 30 Jahren dabei. Wie hat sich die Arbeit in diesem Gremium gewandelt?
Finster: (lächelt) Wissen Sie, früher haben wir schon im Vorfeld gewusst, dass unsere Anträge keine Chance auf eine Mehrheit haben. Wir haben trotzdem dafür gekämpft.
Und jetzt?
Finster: Seit es keinen CSU-Landrat mehr gibt, hat sich das Miteinander von Grund auf gewandelt. Frau Bischof ist offen gegenüber allen Parteien. Die Kommunikation und die Entscheidungen sind viel transparenter geworden.
Wie lange werden Sie noch politisch aktiv sein?
Finster: Ich bin jetzt 66. Eine genaue Zeitangabe will ich nicht machen. Es macht mir auf jeden Fall noch eine Menge Spaß.