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Energie tanken in der Pause


Autor: Ralf Dieter

Kitzingen, Dienstag, 08. März 2016

Wir wissen es alle. Aber tun wir etwas dafür? Die Volkshochschule in Kitzingen bietet jetzt zumindest den Arbeitnehmern in Kitzingen die Chance, ihre Mittagspause sinnvoll zu nutzen - zum Wohle der eigenen Gesundheit.
Dehnen und Strecken: In der Aktivpause im Kitzinger Luitpoldbau lernen die Teilnehmer, wie sie ihre Muskeln entspannen.


Wir wissen es alle. Aber tun wir etwas dafür? Die Volkshochschule in Kitzingen bietet jetzt zumindest den Arbeitnehmern in Kitzingen die Chance, ihre Mittagspause sinnvoll zu nutzen – zum Wohle der eigenen Gesundheit.

Langes Sitzen, mangelnde Bewegung: Darunter leidet der gesamte Stütz- und Bewegungsapparat. Fast zehn Prozent aller Fehltage sind allein auf die drei Einzeldiagnosen „Rückenschmerzen“, „sonstige Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens“ sowie „sonstige Bandscheibenschäden“ zurückzuführen, berichtet die AOK. Und die Techniker Krankenkasse hat ermittelt, dass der Durchschnittsdeutsche jeden Tag sieben Stunden lang sitzt. Die Folgen: Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rückenschmerzen. Bewegung tut Not. 20 Minuten in der Pause können viel sein.

Ulf Sengenberger ist Diplom-Pädagoge, Lauftherapeut, Lehrer für Tai Chi, leidenschaftlicher Langstreckenläufer und vieles mehr. Seit diesem Montag ist er auch wieder Referent an der Kitzinger Volkshochschule. Zwischen 12 und 13 Uhr lädt er an den Montagen zwei Mal für je 20 Minuten zur „aktiven Mittagspause.“

„In größeren Städten ist das seit einigen Jahren total in“, berichtet Vhs-Geschäftsführer Richard Arndt-Landbeck. In Kitzingen ist das Interesse durchaus vorhanden. Neun Anmeldungen hat die Vhs für den ersten Tag bekommen. Mitarbeiter von vier verschiedenen Arbeitgebern haben sich am Montag im Kursraum eingefunden. Dehnen, Strecken, die Wirbelsäule entlasten: Sengenberger hat einfache Übungen ausgesucht. Es geht weder um Kondition noch um Muskelaufbau. Sein Ziel? „Ich will die einseitige Haltung vom Vormittag auflösen.

“ Gerade für „Schreibtischtäter“ sei es wichtig, dass sie den normalen Arbeitsrhythmus unterbrechen und ganz bewusst dehnen. „Nach diesen Ausgleichsübungen sind wir produktiver“, versichert er. Die Muskelverspannungen lösen sich, der Mitarbeiter geht – im wortwörtlichen Sinne – entspannter in den Nachmittag. „Das wirkt sich positiv auf die geistige Leistung aus“, sagt Sengenberger.

Etliche Firmen im Verbreitungsgebiet bieten ihren Mitarbeitern bereits Gesundheits- beziehungsweise Sportangebote. Frankenguss hat beispielsweise einen Kooperationsvertrag mit einem Fitnessstudio abgeschlossen. Im Moment nutzen 13 Mitarbeiter das kostenlose Angebot während der Freizeit. „Unsere Azubis erhalten außerdem eine Schulung in Sachen gesunder Rücken“, erklärt die Leiterin des Teams Gesundheit, Eva Maria Wahler.

Bei Leoni findet jedes Jahr ein Gesundheitstag am Kitzinger Standort statt. Monatlich wird eine Obstkiste für die Belegschaft bereitgestellt und zwei Mal wöchentlich können sich die Mitarbeiter zu einem vergünstigten Preis massieren lassen. Außerdem bietet der Hersteller von Drähten, Kabeln und Bordnetz-Systemen seinen Mitarbeitern Vergünstigungen für umliegende Fitnessstudios.

Im Kitzinger Rathaus gibt es Betriebssportgruppen für Badminton und Aerobic. Einmal in der Woche treffen sich interessierte Mitarbeiter nach Feierabend. Darüber hinaus nimmt die Stadt am Firmenlauf in Würzburg teil. Bei anderen Städten und beim Landratsamt will sich der Personalrat nach weiteren Möglichkeiten umhören. Fündig wird er sicherlich.

Im Landratsamt hat sich der dortige Personalrat längst des Themas angenommen. Die Angebote sind vielfältig: Von einer wöchentlichen Gymnastikgruppe über eine Walkinggruppe und einen Yoga-Kurs reichen sie bis zum kostenlosen Eintritt ins Dettelbacher Hallenbad am Donnerstagabend. „Neben sportlichen Angeboten legen wir verstärkt Wert auf Entspannung und inneres Gleichgewicht“, informiert Personalratsvorsitzender Jochen Kramer. Auf entsprechende Vhs-Angebote erhalten die Mitarbeiter 30 Euro Rabatt. In einem zweitägigen Inhouse-Seminar lernen Interessierte besser mit Stresssituationen umzugehen und ein Gesundheitstag findet in diesem Jahr bereits zum vierten Mal statt. „Gesunde Mitarbeiter sind das höchste Gut für einen Arbeitgeber, deshalb investiert der Landkreis auch bewusst in die Prävention“, betont Landrätin Tamara Bischof.

Gesunde Mitarbeiter sind auch bei der Sparkasse Mainfranken gefragt. Die Mitglieder des Arbeitskreises Gesundheit wollen möglichst alle Kollegen für dieses Thema sensibilisieren. „Ziel der Maßnahmen ist es, die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhalten und zu verbessern“, erklärt Pressesprecher Stefan Hebig. Höhepunkt der Aktivitäten ist die jährliche „Aktionswoche Gesundheit“. Zusätzlich zu den regelmäßigen Sportangeboten gibt es ein Tischtennis- und Kickerturnier sowie ein großes Abschlussevent und spezielle Angebote in der Kantine. Am Ende der Woche werden eine Wanderung, Boßeln, Nordic Walking, eine Fahrradtour sowie eine Motorradausfahrt veranstaltet.

Bei der AOK gibt es seit ungefähr zwei Jahren ein internes Gesundheitsmanagement. Neben Impulsveranstaltungen zu Themen wie Entspannungstechniken oder bewegte Pausen gibt es auch Tipps zu einer gesunden Ernährung. Aktuell startet in Würzburg das Projekt „mobile Massage“. Arbeitnehmer können gegen Bezahlung eine Massage am Standort erhalten.

Viele Arbeitgeber, viele verschiedene Angebote. Viele Einzelmaßnahmen, alles gut gemeint. „Entscheidend ist bei diesem Thema allerdings die Nachhaltigkeit“, betont Ulf Sengenberger. Vor ein paar Jahren hätten Arbeitgeber und Krankenkassen noch geglaubt, dass eine Anschubfinanzierung reicht. „Mittlerweile ist allen Beteiligten klar, dass Arbeitnehmer bei diesem Thema dauerhaft unterstützt werden müssen“, sagt Arndt-Landbeck.

Anmeldung: Ein Einstieg in die Vhs-Kurse ist jederzeit möglich. Anmeldung unter www.vhs.kitzingen.info, Tel. 09321/92994545 oder Mail: vhs@stadt-kitzingen.de