Einige dürfen nicht mehr rein

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Coronavirus - 2G-Regelung in Berlin
Seit Mitte November gilt 2G in Bayern in vielen Einrichtungen. Auch am Indoor-Sport dürfen Erwachsene nur noch teilnehmen, wenn sie geimpft oder genesen sind. Symbol
Coronavirus - 2G-Regelung in Berlin
Christophe Gateau/dpa (Symbolfoto)
Coronavirus - Digitaler Impfnachweis
Ohne Nachweis einer Corona-Impfung oder einen Genesenen-Nachweis dürfen Erwachsene nicht mehr am Indoorsport Symbol
Coronavirus - Digitaler Impfnachweis
Foto: Stefan Puchner/dpa

Die 2G-Regel für Sport in Räumlichkeiten gilt nicht nur für Vereine, sondern auch für die Vhs. Auch bei Konzerten gibt es neue Vorgaben.

Beim Sport, im Kino, beim Konzert: Wer nicht geimpft oder genesen ist, bleibt bei vielen Freizeitangeboten aufgrund der verschärften Corona-Situation jetzt außen vor. Für Anbieter wie Vereine oder die Volkshochschule keine einfache Situation.

Außerschulische Bildung ist erst mal ausgenommen, hieß es zunächst, als eine Verschärfung der Coronaregeln verkündet wurde. Es schien, als würde die schon gewohnte 3G-Regel weiter gelten in den Kursen der Vhs.

Seit Mittwoch aber ist klar: Die Bereiche Entspannung und Bewegung der Volkshochschulen sind genauso zu behandeln wie andere Sportangebote. Damit gilt die 2G-Regel. Seitdem laufen in der Vhs Kitzingen die Telefone heiß, denn die Mitarbeiter versuchen, die betreffenden Kunden zu informieren.

Wer geimpft, genesen oder ungeimpft ist, wird bei der Vhs nicht dokumentiert, erklärt Leiterin Cornelia Rauh. Da bislang aber die 3G-Regel galt, wissen viele Übungsleiter schon, wer vor jeder Stunde einen Testnachweis vorgelegt hat und informierten die Mitarbeiter der Geschäftsstelle. „Wir rufen die Leute an und informieren sie darüber, dass sie ohne weitere Kosten aus dem Kurs aussteigen können“, berichtet Rauh. Die Gebühren werden anteilig verrechnet.

Nicht alle rechtzeitig erreicht

Die Kürze der Zeit – am Mittwoch erfuhr die Vhs, dass die Regelung ab Donnerstag gilt – machte es aber schlicht und einfach nicht möglich, alle rechtzeitig zu informieren. „Wenn wir jemanden nicht erreicht haben, dem musste der Kursleiter demjenigen dann womöglich am Donnerstagabend mitteilen, dass er dem Kurs ab sofort fernbleiben muss.“ Keine schöne Situation, aber nicht zu ändern.

Nach und nach arbeiten die Vhs-Mitarbeiter jetzt die anstehenden Kurse ab. Viel Arbeit, zumal bei den nächste Woche neu beginnenden Kursen noch keinerlei Informationen über den Corona-Status bekannt sind.

Rauh geht davon aus, dass die November- und Dezemberkurse betroffen sind, weiter hinaus plant sie noch nicht, weil sich die Situation bis dahin durchaus ändern kann. Wer also für Januar einen Kurs gebucht hat, bekommt jetzt noch keinen Anruf.

Bei Vorträgen gilt 3G

Die 2G-Regel gilt nicht beim gesamten Angebot der Vhs. Vorträge zum Beispiel gehören zum reinen Bildungsprogramm. Da gilt 3G, Getestete dürfen teilnehmen, Hygieneregeln wie Abstand sind zu beachten. Bei Konzerten dagegen gilt wiederum 2G – und hier wird es schwierig, sobald Eltern mit Kindern unter 12 Jahren kommen. Die Kinder dürfen ungeimpft teilnehmen, die Eltern nicht. „Aber es lässt doch keiner sein Kind da allein rein“, gibt Rauh zu bedenken. Das Eltern-Kind-Problem gibt es auch bei einigen Sportkursen für Kinder. Manchmal seien Eltern dabei, um den Kindern beispielsweise beim Umziehen zu helfen. Das ist aber nicht mit der 2G-Regel vereinbar. Schon zu Beginn des Semester hat die Vhs einige Kurse online angeboten und damit fortgesetzt, was im Lockdown teilweise sehr erfolgreich begonnen wurde.

Von Präsenz zu Online wechseln

Eventuell sei es nun möglich, von Präsenz–Kursen in diese Kurse zu wechseln. Zusätzlich werden jetzt einige weitere Kursleiter auf online-Kurse umstellen, wenn auch nicht alle.

„Dabei unterstützen wir sie natürlich“, betont Cornelia Rauh. Und auch einige Kooperationspartner, zu denen unter anderem die Turngemeinde Kitzingen gehört, würden versuchen, einige Kurse auf Distanz online weiter abzuhalten.

Die Dozenten und Übungsleiter der Vhs seien „wahnsinnig kooperativ“, lobt Rauh, jeder sei gesprächsbereit und aktiv dabei, wenn es darum geht, die beste Lösung für die Kunden zu finden. Allerdings gehe es in der derzeitigen Situation nicht ohne die Hilfe der Kunden. „Die Teilnehmer müssen auch selbst aufmerksam sein und sich informieren – darüber, welche Farbe die Krankenhausampel hat und welche Regeln gelten.“

„So ist es jetzt eben“, sagt Ivonne Schmidt-Sauerbrey über die 2G-Beschränkungen. Sie ist Vorsitzende der Turngemeinde Kitzingen, des größten Vereins im Landkreis Kitzingen. „Wir sind ein Jugendsportverein“, erinnert sie – und ist daher froh, dass es für die Kinder Ausnahmeregelungen gibt und auch die Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren zumindest bis Jahresende noch aktiv am Sportgeschehen teilnehmen dürfen, sofern sie im Rahmen des Schulbesuchs regelmäßig getestet werden.

Drastisch besonders für Kinder

Gerade für die Jugendlichen sei die Zeit sehr einschneidend, Kinder und Schüler würden drastische Maßnahmen erleben. Auch wenn die TGK mit Chris Wiegand eine Geschäftsführerin hat, die den allergrößten Teil der administrativen Arbeit übernimmt und sich durch die Regelungsflut arbeitet, spielt natürlich auch in den einzelnen Trainingsgruppen die Einhaltung der Corona-Regeln eine Rolle. In jeder Gruppe ist ein Mitglied verantwortlich dafür, dass die Regeln eingehalten und das Hygienekonzept befolgt wird.

„Ich fand es gut, als noch 3G galt“, sagt Ivonne Schmidt-Sauerbrey, da seien die Zugangsvoraussetzungen besser gewesen. Wer als Erwachsener weder geimpft noch genesen ist, kann jetzt nicht mehr am Training teilnehmen und bei den Jugendlichen könnte das, Stand jetzt, im neuen Jahr ebenfalls gelten. „Ich hoffe, dass keine Mannschaften auseinanderfallen“, sagt die TGK-Vorsitzende.

Eine Hoffnung, die auch Peter Neumayer hegt. Er ist Vorsitzender der TSV/DJK Wiesentheid, das ist der zweitgrößte Verein im Landkreis. Nach dem Lockdown habe man beim Fußball gesehen, wie schwierig es war, im Amateurbereich wieder reinzukommen. Monatelang war das sportliche und auch das gesellige Vereinsleben wegen der Lockdowns brach gelegen.

4. Welle statt Normalität

Dann wurde versucht, wieder durchzustarten, unter anderem mit einem Sportfest. „Jetzt, wo es sich hätte normalisieren können, kommt die 4. Welle“, bedauert Neumayer.

Damit müssen die Übungsleiter, die bislang beim Training die Tests der Ungeimpften und Ungenesenen kontrolliert haben, jetzt gegebenenfalls Leute nach Hause schicken, wenn sie zum Training in die Schulturnhalle kommen – beim Sport im Freien gelten die Beschränkungen auch bei roter Krankenhausampel nicht.

Wie Ivonne Schmidt-Sauerbrey betont auch Peter Neumayer, dass die sich immer wieder ändernden Vorgaben und die geforderte schnelle Umsetzung es den Vereinen schwer machen. „Es ist schwierig, Vorgaben auszuarbeiten. Bis sie fertig sind, sind sie manchmal schon wieder überholt“, beklagt der Wiesentheider.

Immer weniger Freiwillige

Dazu komme das Grundproblem, dass sich immer weniger Mitarbeiter und Freiwillige finden, die sich in den Vereinen engagieren. „Es ist wirklich schwer“, sagt Neumayer über die derzeitige Situation der Vereine. Ob und wie viele Kurse infolge der seit dieser Woche geltenden Beschränkungen auf online umgestellt werden, kann er nicht sagen. „Wir können die Übungsleiter ja nicht dazu zwingen.“

Auch ob und wie sich die 2G-Regel auf die Mitgliederzahl auswirken wird, ist noch nicht absehbar. Sowohl bei der TGK als auch bei der TSV/DJK Wiesentheid ist die Zahl der Neueintritte derzeit deutlich geringer als vor der Corona-Krise. Die Gutschein-Aktion der Staatsregierung, die Kindern den Sport im Verein durch eine finanzielle Unterstützung schmackhaft machen soll, läuft laut Neumayer gerade an. „Aber das kann man bei weitem nicht gegenrechnen.“

Austritte halten sich bislang in Grenzen. Als er diesen Satz sagt, klopft der Vorsitzende mal lieber auf Holz. Sie können das Glück derzeit gut brauchen, die Vereine in Stadt und Land.