Drei schlechte Ernten hintereinander. Trotzdem bleibt Biowinzer Ulrich Luckert optimistisch. Die Politik sieht er jetzt in der Pflicht – und manche Rebsorte vor dem Aus
Sulzfeld Vor zwölf Jahren haben die Luckerts ihren Betrieb auf Bio umgestellt. Die Trauben sind seither gesünder, der Geschmack intensiver, sagt Ulrich Luckert. Dennoch: Nach den Erfahrungen aus diesem Sommer würde er Kollegen von einer Umstellung auf ökologischen Anbau abraten. Der regenreiche Sommer hat seine Spuren hinterlassen. Jetzt sind unter anderem die Verbände und die Politik gefragt.
Frage: Leidet Sulzfeld unter einem Fluch?Ulrich Luckert (lacht): Nein, wie kommen Sie darauf?
Drei Ernten hintereinander sind schlecht ausgefallen.Ulrich Luckert: Die Situation ist nicht rosig, aber keine Katastrophe. Und bestimmt kein Fluch. Aber es stimmt schon. Wir hatten 2019 einen geringen Ertrag von rund 50 hl/ha, im letzten Jahr Ausfälle von rund 85 Prozent wegen des Spätfrostes und heuer rechnen wir mit rund 50 Prozent Ernteausfall wegen des Falschen Mehltaus.
Das geht einem Betrieb doch an die Substanz!Ulrich Luckert: Wer in den letzten Jahren gut gewirtschaftet hat, der überlebt auch drei nicht so gute Jahre. Und die Ernten von 2012 bis 2019 waren allesamt super.
Warum sind Bio-Betriebe von dem feuchten Jahr 2021 besonders betroffen?Ulrich Luckert: Weil wir nur geringe Mengen an Kupfer verwenden dürfen, um den Falschen Mehltau zu bekämpfen. Heuer war es im Sommer aber fast durchgängig feuchtwarm. Ideale Bedingungen für alle Schadpilze. Da hatten die konventionellen Betriebe Vorteile. Die haben ihre Pflanzenschutzmittel ausgebracht und können jetzt größtenteils gesunde Trauben ernten.
Gibt es keine anderen Mittel als Kupfer für die Biobetriebe?Ulrich Luckert: Bis vor fünf Jahren war auch das so genannte Kaliumphosphonat zugelassen. Ein wirksames Pflanzenstärkungsmittel. Vor der ersten Blüte aufgebracht, bleiben keine Rückstände in den Trauben. Konzerne haben dessen Wirksamkeit entdeckt und vermarkten es im konventionellen Bereich. Seither ist es als Pflanzenschutzmittel eingetragen. Ökowinzer dürfen es nicht mehr verwenden.
Obwohl es die Ernte 2021 gerettet hätte?Ulrich Luckert: Ein Kollege hat Kaliumphosphonat zweimal im Sommer ausgebracht. Er hat so gut wie keine Schäden.