Druckartikel: Ein teures Vergnügen

Ein teures Vergnügen


Autor: Robert Wagner

Kitzingen, Donnerstag, 30. Juni 2016

Das Freibad ist ein Symbol für den Sommer, für eine unbeschwerte Zeit. Es ist aber auch ein Symbol für den Geldmangel der Kommunen. Für Sorgen und Nöte. Mehrere Bäder im Landkreis sind sanierungsbedürftig.
 FOTO Wasserwacht Volkach


Freibäder sind kaum profitabel zu betreiben – schon die Betriebskosten liegen meist höher als die Einnahmen. Im Volkacher Haushalt reißt das Freibad jedes Jahr allein eine Finanzierungslücke von rund 150 000 Euro, erklärt Bürgermeister Peter Kornell. Und selbst beim Positivbeispiel des Landkreises, dem Schwimmbad in Abtswind, steht trotz hervorragender Arbeit der „Initiative Abtswinder Schwimmbad“ (IAS) letztlich jedes Jahr eine große rote Zahl in den Büchern. Von rund 30 000 Euro spricht IAS-Vorstand Rudi Weikert.

„Die Schließung ist leider ein Thema.“
Peter Kornell zum Freibad in Volkach

Und da spricht noch niemand von Investitionen. Dabei wären die dringend nötig: Viele Freibäder stammen aus den 1960er Jahren, als sich das deutsche Wirtschaftswunder endgültig in besseren Lebensbedingungen niederschlug. Seitdem ist oft zu wenig passiert. Das Ergebnis: Im Freistaat schließen reihenweise die Bäder – und die Zahl der Nichtschwimmer steigt.

Auf diesen Umstand verweist auch Landtagsabgeordneter Hans Jürgen Fahn (FFW). „Es muss dafür gesorgt werden, dass am Ende der Grundschulzeit jedes Kind sicher schwimmen kann“, erklärt der Abgeordnete. Laut Fahn sind allein im Kitzinger Landkreis die Bäder in Markt Einersheim, Gnötzheim, Volkach, Dettelbach und eines der Kitzinger Schwimmbäder sanierungsbedürftig. Am kritischsten ist die Lage wohl in Volkach. Zumindest für das Hallenbad gibt es dort eine Lösung: Über sechs Millionen Euro werden in den nächsten Jahren in die Generalsanierung gesteckt. Unterstützt wird die Gemeinde dabei von der Regierung von Unterfranken. „Wenn es gut läuft, können wir eine Förderquote von 40 Prozent erreichen“, sagt Kornell. Es bleiben dennoch mehrere Millionen Euro, die die klamme Gemeinde selbst bezahlen muss. Die dafür nötigen Kredite sollen über die nächsten 30 bis 40 Jahre abbezahlt werden.

Dass dann noch Mittel zur ebenfalls dringenden Sanierung des Freibades zur Verfügung stehen, erscheint mehr als fraglich. „Die Schließung ist leider ein Thema“, sagt Kornell. Bis zum Abschluss der Arbeiten am Hallenbad – Ende 2017 bis Mitte 2018 – soll das Freibad derweil geöffnet bleiben. „Ob es danach weitergeht, ist im Moment überhaupt nicht sicher.“

Aufschluss darüber soll eine Studie geben: Welche Maßnahmen und wie viel Geld sind nötig, um den Betrieb des Bades für mindestens zehn, besser 30 bis 40 Jahre zu garantieren? Erst dann seien weitere Planungen möglich. Doch um die bereits arg strapazierten Kassen weiter belasten zu können, brauche es eine breite Mehrheit in der Bevölkerung. Die zu gewährleisten ist auch das Ziel des im Herbst 2014 gegründeten Fördervereins Volkacher Bäder, der sich damals von den erfolgreichen Kollegen aus Abtswind beraten und unterstützen ließ.

Die Sanierung des Abtswinder Schwimmbads 2010 gilt vielen Gemeinden als positives Beispiel. Doch bis es dazu kam, war viel Überzeugungsarbeit nötig. „Wir haben schon vor 20 Jahren angefangen zu nörgeln“, erzählt Weikert und lacht. Schon damals stand die Schließung im Raum. Die IAS bewahrte Ausdauer, mittlerweile ist man neben dem Sportverein einer der größten Vereine in Abtswind. 13 Jahre nach der Vereinsgründung wurde das Bad dann für etwa 1,5 Millionen Euro von der Gemeinde saniert.

Neben dem ausgeübten politischen Druck, hat die IAS auch viel Arbeit investiert. Von rund 10 000 freiwilligen Arbeitsstunden spricht Weikert. Außerdem habe man die Gemeinde mittlerweile mit rund 100 000 Euro unterstützt. Erst jetzt habe man 13 000 Euro in die Hand genommen, um selbst die Erneuerung der Treppen im Bad anzupacken. Erfolgreich, wie Weikert betont.

Doch die Abtswinder Lösung kann nicht überall funktionieren: „Wir haben den Vorteil, dass wir eine kleine, selbstständige Gemeinde sind“, erklärt Weikert. So könne man die Bürger besser aktivieren. Verteilungsstreitereien oder Neid, wie sie in Gemeinden mit mehreren Ortsteilen häufig sind, gäbe es in Abtswind nicht. Und – sicher ein zentraler Punkt – die Gemeinde hatte letztendlich das Geld für die Sanierung.

Anders sieht es da schon in Gnötzheim in der Gemeinde Martinsheim aus. „Wir haben mal in Erwägung gezogen, das Bad aufwendig zu sanieren“, erzählt Bürgermeister Rainer Ott. Für die große Maßnahme seien 900 000 Euro nötig gewesen. Utopisch. Auch die billigere Lösung hätte noch 250 000 Euro gekostet. Selbst wenn man dafür noch Förderung erhalten hätte, wären die Baumaßnahmen nicht stemmbar gewesen. „Das ist immer noch zu viel für die Gemeinde.

“ So wie die Stadt Kitzingen heuer rund eine Million Euro für die Erneuerung des Nichtschwimmerbeckens in die Hand zu nehmen, ist einfach undenkbar. Immerhin wurden dieses Jahr rund 25 000 in neue Mischtechnik und die Abdichtung undichter Stellen investiert. Trotzdem: „Wenn plötzlich tausende Euro für Reparaturen nötig wären, geht es nicht mehr.“

„Wir würden uns mehr Unterstützung von Bund und Land wünschen“, sagt Ott. Schließlich seien es ja nicht nur die Martinsheimer, die vom Bad profitieren. Ins selbe Horn stößt Kollege Kornell aus Volkach: „Wenn man sich allein die Kennzeichen auf dem Parkplätzen anschaut: Die Besucher kommen von überall her.“

„Wir würden uns mehr Unterstützung von Bund und Land wünschen.“
Rainer Ott, Bürgermeister von Gnötzheim

Deshalb hatte Kornell vor einem Jahr die Gründung eines Zweckverbandes fürs Hallenbad zwischen den Landkreisen Kitzingen, Würzburg, Schweinfurt und der Gemeinde Volkach angeregt. „Wir bekamen die kalte Schulter gezeigt“, sagt der Bürgermeister frustriert. „Wir hatten nicht die Machtmittel, andere dazu zu bringen, uns zu unterstützen.“

Dass man hingegen Glück haben kann, beweist Markt Einersheim. Eine Million Euro stellt der Bund dort für die Sanierung des Terrassenbads zur Verfügung – fast 45 Prozent der veranschlagten Kosten von 2,4 Millionen Euro. Ohne die Sanierung müsste das Bad mittelfristig geschlossen werden. Das Projekt ist damit eines von nur sieben in Bayern, das aus dem Topf zur „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ unterstützt werden.

Auch dank der Unterstützung von Nikolaus Knauf, wie Bürgermeister Herbert Volkamer betont.

Die Erfahrungen im Landkreis zeigen: Die Sanierungen der Schwimmbäder ist möglich – ist aber immer ein großer Kraftakt, der nur gemeinsam gelingen kann. Unabhängig von den Eintrittspreisen bleiben Freibäder deswegen wohl auch in Zukunft vor allem eines: ein teures Vergnügen.