Mobbing, Scheidung der Eltern, Durchhänger: Auch in weiterführenden Schulen täte manchen Kindern und Jugendlichen die Unterstützung von Schulsozialpädagogen gut. Rektoren aus dem Landkreis Kitzingen erklären, warum die Fachkräfte wichtig sind.
Müssen Schulen Jugendlichen abseits von Noten und Lernen auch mehr sozialpädagogische Unterstützung bieten? Grund- und Mittelschulen tun das schon lange. Jetzt beantworten auch immer mehr weiterführende Schulen diese Frage mit „Ja“. Doch die Umsetzung ist nicht ganz einfach.
„Das Thema stand schon auf meiner Agenda, als ich hier angefangen habe“, sagt Monika Rahner, Schulleiterin des Armin-Knab-Gymnasiums in Kitzingen. Vorbereitende Schritte für die Einstellung eines Schulsozialpädagogen wurden getan, doch durch Corona und Homeschooling trat die Sache zunächst in den Hintergrund. Dann kamen die Schüler zurück – und mit ihnen die Erkenntnis, das die lange Isolierung bei einigen Spuren hinterlassen hat. „Manche sind durchaus in ihrer Entwicklung beeinträchtigt“, sagt die Rektorin. Probleme, die es vor Corona schon gab, haben sich verstärkt, das wisse sie auch aus Gesprächen mit vielen anderen Schulleitern, so Rahner. „Angststörungen, extremer Leistungsdruck, Depressivität, Essstörungen, Selbstverletzungen, das alles nimmt zu.“
Neue Stelle kommt gut an
Nach Ende der Homeschooling-Zeit trat die Idee, einen Schulsozialpädagogen einzustellen, wieder in den Fokus. Erfreulich schnell war eine Sozialpädagogin gefunden, die nun 15 Stunden pro Woche als Ansprechpartnerin für die Schüler zur Verfügung steht, auch Eltern können sich an sie wenden. Das Tätigkeitsprofil wird in Zusammenarbeit mit dem Schulpsychologen erstellt. Längerfristig sei daran gedacht, dass sie auch Konzentrationstraining anbietet und in die Medienerziehung mit einsteigt. Die Auswirkungen der modernen Medien, mit denen die jungen Leute im Lockdown noch mehr zu tun hatten als vorher, dürften nicht unterschätzt werde. „In den sozialen Medien stellt man sich immer am besten dar“, gibt Rahner zu bedenken. Immer gut aussehen, immer tolle Beiträge liefern, das übt Druck aus. Dazu komme die Schwierigkeit, die vielen Nachrichten und Informationen, die es über die modernen Medien gibt, richtig einzuordnen.
Seit einigen Wochen ist die Schulsozialpädagogin jetzt im Dienst und die Schüler nehmen das Angebot laut Rahner gut an. Auch die Resonanz bei den Eltern sei positiv, ebenso bei den Lehrern. „Ich bin überzeugt, dass alle davon profitieren.“
Am Gymnasium Marktbreit gibt es schon seit 2016/17 eine Schulsozialpädagogin. Rektor Friedhelm Klöhr spricht von einem Bindeglied zwischen Elternhaus und Schule, von einer Fachkraft, die den Schülern aber auch bei Problemen wie Mobbing oder unsachgerechtem Mediengebrauch Unterstützung biete. „Da können die Kinder mit jemandem sprechen und arbeiten, den sie nicht als Lehrkraft haben“, so Klöhr. Ein klarer Vorteil zu den Beratungs- oder Vertrauenslehrern, die es an den Schulen gibt.
Neben ihrer Tätigkeit als Schulsozialarbeiterin ist die Mitarbeiterin auch in der Offenen Ganztagsschule tätig, kennt also die viele Schüler aus der Unter- und Mittelstufe und diese kennen sie, was die Kontaktaufnahme erleichtert und Berührungsängste mindert. Denn Klöhr und seine Kollegen haben beobachtet, dass inzwischen eher in der 5./6. Klasse Hilfe nötig wird und nicht erst bei den höheren Klassen. „Früher hat es in der Mittelstufe am ehesten mal geknirscht. Das hat sich nach unten verlagert.“ Finanziert wird die Schulsozialpädagogin aus dem Budget, das der Schule für Personalzwecke zur Verfügung steht. Weil dieser Topf aber auch für andere Zwecke benötigt wird, bleiben nur fünf bis sechs Stunden pro Woche für die Schulsozialarbeit.
Margit Hofmann war Vorgängerin von Monika Rahner als AKG-Schulleiterin, ist vor einigen Jahren in Ruhestand gegangen. „Schon damals haben wir oft darüber gesprochen, dass es Jugendsozialarbeit auch an weiterführenden Schulen braucht“, erinnert sich die SPD–Kreisrätin. Als dann im November 2021 zwei Jugendsozialarbeiter an Schulen im Landkreis im Ausschuss für Jugend und Familie des Kitzinger Kreistags von ihrer Tätigkeit und den besonderen Herausforderungen in Zeiten von Corona berichteten, stellte ihre Partei einen Antrag, die Schulsozialarbeit im Landkreis Kitzingen um 1,5 Stellen aufzustocken und künftig auf die weiterführenden Schulen, genauer die Realschulen in Dettelbach und Kitzingen, die Gymnasien in Marktbreit und Kitzingen sowie die FOS Kitzingen auszuweiten.