Ein Engel für Andi
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Freitag, 04. Juli 2014
Man hört es. Man sieht es. Man spürt es. Christiane Rudolf geht es gut. Sie ist entspannt. Sie genießt das Leben so, wie es kommt, in vollen Zügen. Vor drei Jahren wäre sie auf der Intensivstation eines Münchner Krankenhauses fast gestorben, nach jahrelangem Dauerstress und dem fünften Herzinfarkt. Doch statt sich damals von der Welt zu verabschieden, hat sie einen ganz speziellen Deal gemacht.
Man hört es. Man sieht es. Man spürt es. Christiane Rudolf geht es gut. Sie ist entspannt. Sie genießt das Leben so, wie es kommt, in vollen Zügen. Vor drei Jahren wäre sie auf der Intensivstation eines Münchner Krankenhauses fast gestorben, nach jahrelangem Dauerstress und dem fünften Herzinfarkt. Doch statt sich damals von der Welt zu verabschieden, hat sie einen ganz speziellen Deal gemacht.
Die gebürtige Nürnbergerin ist mit 18 Jahren nach München gezogen und hat eine Business-Karriere hingelegt. Als Augenoptikerin hat sie eine besondere Sportbrille mitentwickelt und erfolgreich auf den Markt gebracht – auf einen Markt, der sich schnell weiterentwickelte. Die eigene, wachsende Firma und Patente, an denen sie arbeitete, forderten ihren Tribut. „Ich stand unter unglaublichem Druck“, analysiert die heute 65-Jährige. „Aber ich habe den Wahnsinnsstress nicht als solchen wahrgenommen.“
Auch ein erster, versteckter Herzinfarkt vor gut zehn Jahren änderte nichts an ihrer Lebensweise, zu der ein enormer Zigarettenkonsum gehörte. Zwei weitere Infarkte blieben ebenfalls folgenlos – im doppelten Sinn. „Ich habe die Bedrohung verdrängt wie ein Weltmeister.“ Beim vierten Infarkt kam sie mit dem Notarzt gerade noch rechtzeitig in die Klinik, um einen ersten Stent gelegt zu bekommen, eine Gefäßstütze nahe am Herzen.
Trotzdem floss Christiane Rudolfs Herzblut auch weiterhin nur in ihre Firma. „Ich dachte, ich bin so wichtig, dass ohne mich gar nichts läuft.“ Statt auf Reha zu gehen, buchte sie drei Wochen Wellness-Hotel, brach dann alle Therapien ab – „ich hatte doch keine Zeit!“ – , und düste zurück zur Arbeit.
Im Januar 2011 wurden ihr fünf weitere Stents gelegt. Doch noch im Krankenhaus erlitt die Geschäftsfrau ihren fünften Herzinfarkt. Nach der Not-OP, bei der ihr mehrere Bypässe – Umleitungen für verstopfte Gefäße – eingesetzt wurden, lag sie wochenlang im künstlichen Koma. „Die Zeit danach war furchtbar.“ Vor allem psychisch lag Rudolf am Boden. „Ich war so was von fertig, hatte unheimliche Depressionen, einen Burnout. Alles war nur noch ein Alptraum.“
Doch es war auch ein Wendepunkt. „Innerhalb von drei Monaten habe ich in München alles verkauft – Firma, Immobilien – und bin nach Leipzig gezogen.“ Eine Freundin hatte sehr vom „gechillten“ Leipzig geschwärmt. „Ich kannte die Stadt zwar nicht, aber ich wusste: Ich muss weg aus der Münchner Hektik.“
Christiane Rudolf hat in der neuen Umgebung ihre innere Ruhe wiedergefunden. Und ihre Freude am Leben – nicht zuletzt auch durch eine Lichttherapie. „Ich hab' nicht nur spontan aufgehört zu rauchen, sondern mein komplettes Leben umgekrempelt.“