Ein Bollerwagen voller Geschichte
Autor: Robert Wagner
Volkach, Montag, 08. August 2016
Raten, schmecken, tasten - mit einer Führung der etwas anderen Art durch Volkach
Zwetschgen, kleine Kekse in Fischform, Brote mit Griebenschmalz. Alles in Christa Volks „Geschichtswägele“ hat eine Bedeutung, ist mit der Geschichte Volkachs verbunden. Was und wie genau, das müssen die Zuhörer selbst erraten. Das macht Volks Führung durch Volkach so besonders. „Es soll kurzweilig sein – trotzdem soll man etwas lernen“, erklärt die Gästeführerin.
Ihr gegenüber steht eine Gruppe älterer Herren und Damen. Vor 58 Jahren haben sie in Braunschweig Abitur gemacht, seit 58 Jahren treffen sie sich alle zwei Jahre. Mittlerweile sind sie alle Rentner und über ganz Deutschland verstreut, von Lübeck bis ins Rheinland. Für sie stellt sich jedes Jahr die Frage: Wo kann man sich da am besten treffen?
In Volkach beispielsweise. Der Organisator des Klassentreffens war selbst schon ein paar mal in der Region. Es gefiel ihm. Deshalb brachte er dieses Jahr seine alten Schulkameraden einfach mit. Beherrschendes Thema an diesem Morgen ist das gute fränkische Essen und natürlich der vorzügliche Wein – keine Frage, Volkach hat kulinarisch einiges zu bieten. Und kulturell?
Um dieser Frage nachzugehen, hat sich die Gruppe bei Christa Volk angemeldet. Die ist zwar selbst eine „Neig'schmeckte“, wie sie sagt, kennt sich aber dennoch hervorragend aus in der Volkacher Geschichte. Schließlich macht sie schon seit rund 20 Jahren Gästeführungen in und um Volkach und die Mainschleife. „Als meine Kinder noch jung waren, habe ich etwas gesucht, um nebenbei etwas arbeiten zu können.“ Mittlerweile ist sie in Volkach bekannt wie ein bunter Hund.
Das liegt auch an ihrer Art, Gästeführungen zu gestalten. Mitmachen sollen die Menschen, anfassen, schmecken und probieren. Die Idee kam ihr durch die Arbeit mit Kindern. Immer noch sind es die Kinderführungen, die ihr am meisten Spaß machen. Doch dieselben Techniken und Tricks klappen auch bei den Älteren. Marco Maiberger, Tourismus–Chef Volkacher Mainschleife, freut sich über Volks Engagement. „Solche Gästeführer muss man hegen und pflegen.“
Volk ist nicht alleine. Im letzten Jahr habe es über 900 Führungsstunden von insgesamt 20 offiziellen Gästeführern in Volkach gegeben. Ein neuer Rekord. Auch die Zahl der Übernachtungen pro Gast sei im ersten Halbjahr 2016 gestiegen. „Wir sind erstmals über zwei Übernachtungen pro Person“, freut sich Maiberger. Ein Zeichen, dass Volkach an Aufenthaltsqualität gewonnen hat.
Beispielsweise durch den Umbau der Hauptstraße. „Der Marktplatz hat mittlerweile das Flair einer italienischen Piazza“, sagt der Tourismus-Chef. „Das kommt auch den Einwohnern zugute.“ Zweimal gab es im Juli Konzerte. Eine Art „Testballon“, wie Maiberger sagt. Dessen Start war erfolgreich, Bürger und Gäste schätzten das Angebot. Nächstes Jahr soll es deshalb öfters solche Veranstaltungen auf dem Marktplatz geben.