Fünf Schulen hat sie gebaut. Michaela Schraudt zieht es immer wieder nach Uganda.
Es hörte einfach nicht auf. „Im Nachhinein ist das schon verrückt, wie alles gelaufen ist.“ Begegnung folgte auf Begegnung, Idee auf Idee, Stein auf Stein. Mittlerweile hat die Unterfränkin Michaela Schraudt mit ihrem Helfer-Team in Uganda sage und schreibe fünf komplette Schulen für insgesamt 1400 Kinder gebaut. Zehn Jahre, nachdem ein Praxissemester sie während des Studiums erstmals nach Afrika geführt hatte, hat die heute 34-Jährige hier eine (Lebens-)Aufgabe gefunden. Sie steckt mittendrin in einer schwarz-weißen und zugleich kunterbunten Liebesgeschichte.
Von der Uni ins Slum: Im Oktober 2008 begann Michaela Schraudts Pflichtpraktikum. Die junge Frau aus Helmstadt bei Würzburg, die Gesundheitswissenschaften und Medizinisches Prozess-Management studierte, hatte entschieden: „Ich will nach Afrika, aber nicht in ein typisches Touristenland.“ In Uganda bekam sie die Möglichkeit, in einem mobilen Gesundheitszentrum HIV-Prävention zu leisten, draußen auf dem Land. „Eines Tages hat mein Praktikumsbetreuer mir in einem Slum von Kampala eine Wellblechhütte gezeigt und gesagt, das sei eine Schule. Ich habe das nicht geglaubt. Wir sind hineingegangen und ich habe Justine kennen gelernt, die Lehrerin“, erzählt Michaela Schraudt. „Sie war der Auslöser für alles.“
Justine unterrichtete fast 60 Kinder in dem kleinen Verhau, den sie selbst an ihre private Hütte angebaut hatte. „Ich fand das toll und bewundernswert.“ Als Michaela Schraudt mit ihren Eltern und Freunden zuhause in Helmstadt telefonierte, erzählte sie ihnen von der Begegnung. „Daraufhin setzte daheim eine richtige Sammelleidenschaft ein: In kürzester Zeit hatte ich 1200 Euro für die kleine Schule zur Verfügung.“ In ihrer internationalen WG berichtete sie davon. Ein junger Maler, Tadeo Papaye aus Uganda, sagte: „Mit dem Geld kann man hier eine ganz neue Schule aus Stein bauen!“
Er sollte Recht behalten. „Der Eine wusste, wo man Zement herbekommt, der Nächste, wo es Steine gibt. Alles war einfacher als in Deutschland, alle haben mitgeholfen. Zum Schluss hat Tadeo die Wände gestrichen. Als mein Praktikum nach vier Monaten endete, war die Schule gerade fertig geworden. Alle freuten sich unbändig.“
Zurück in Deutschland, merkte Michaela Schraudt zweierlei: „Ich vermisste die herzliche, gastfreundliche Art der Menschen in Uganda und überhaupt das Leben dort, das sich viel mehr als bei uns draußen abspielt, in der Gemeinschaft. Und immer, wenn ich vom Schulbau erzählte, wollten die Leute helfen.“ So kamen weitere Gelder zusammen – und Michaela Schraudt hatte für die nächsten Semesterferien wieder ein Ziel: Justines Schule zu erweitern. „Das war nötig, denn Justine wurde richtig überrannt.“ Die günstigen Semestergebühren, die dennoch die Unabhängigkeit der Schule sichern, taten ihr Übriges.
Nicht einfach Geld schicken
„Mir war von Anfang an klar, dass Hilfe zur Selbsthilfe das Beste ist, was wir tun können“, sagt die Fränkin. „Wer Kindern die Chance auf Bildung gibt, hilft ihnen, die Armut zu bekämpfen, ein eigenständiges Leben zu führen. Damit fördert man zugleich eine nachhaltige Entwicklung im Land.“ Das war und ist Michaela Schraudt ebenso wichtig wie die Zusammenarbeit mit Menschen vor Ort. „Einfach Geld schicken – das kam für mich nicht infrage.“
Nachdem Justines Schule vergrößert war, stand schon das nächste Projekt an: „Einer unserer WG-Freunde kam aus Namirembe in Ostuganda. Dort, auf dem Land, sollte eine ganz neue Schule entstehen. Die Kinder waren ganz heiß aufs Lernen.“