Die Kunst der Gemeinschaft

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Gemeinschaftlich viel bewegt: Basbebe Nazeni und Feisola Nazari aus Afghanistan haben den Orientgarten im Schloss Ebracher Hof gestaltet, Melinda Hillion und Peter Brandner sind dort die ...
Foto: Ralf dieter
Ein sensibler Ort: Entlang des Radweges in Mainstockheim gibt es viele Grünflächen und Gärten. Der Weg könnte als Straße gewidmet werden ...
Foto: Ralf Dieter

Dieses Projekt bringt den Ort noch ein wenig näher zusammen. Da sind sich die drei Mit-Organisatoren einig. Der „Schrollahopfer“ hätte sich darüber sicherlich gefreut.

Dieses Projekt bringt den Ort noch ein wenig näher zusammen. Da sind sich die drei Mit-Organisatoren einig. Der „Schrollahopfer“ hätte sich darüber sicherlich gefreut.

Der „Schrollahopfer“ ist ein Mainstockheimer Original. Der Landwirt, der mit echtem Namen Popp hieß, gehörte zum Mainstockheimer Ortsbild. „Er saß mit seiner Pfeife immer an der Hauptstraße“, erinnert sich Peter Brandner. „Auch dann noch, als die vielen LKW dort entlangfuhren.“ Irgendwann ist er natürlich heimgegangen, irgendwann hat er auch seine Flächen und Gärten besucht. Die „Schrolle“ am Schuh hat er durch den Ort weitergetragen.

„Wir haben ihn ganz bewusst als Symbol und Namensgeber für unser neues Kunstprojekt genommen“, erzählt Organisatorin Melinda Hillion. Nichts Abgehobenes sollte es sein, nichts Kompliziertes.

Die Gemeinde Mainstockheim beteiligt sich an den Kulturzeichen 2018 mit einem Kunstweg, der acht Stationen aufweist. Vom Bibel- bis zum Biergarten geht es quer durch den Ort. Skulpturen gibt es an den Stationen zu sehen, Malereien, Installationen. Das Entscheidende für Melinda Hillion ist aber etwas anderes: Die Gemeinschaft im Ort ist während der Vorbereitung noch ein Stück gewachsen. Vereine haben sich engagiert, Privatleute. Die Kirchen und die Grundschule genauso wie befreundete Gruppen. Die sieben Frauen von der „Stougamer Wolllust“ haben zusammen mit Julia Ebenhöh beispielsweise den „Jardin Volant“ bestückt.

„Melinda Hillion und Nadja Sey- stahl haben die Leute in Mainstockheim in Bewegung gebracht“, lobt Martin Keller die beiden Hauptorganisatoren des Kunstweges.

2014 haben sich die Mainstockheimer für den Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ beworben und den zweiten Rang auf Bezirksebene erreicht. Auch wenn es nicht für Gold gereicht hat: Peter Brandner spricht von einer Aufbruchstimmung, die damals zu spüren war. Im letzten Jahr haben die Mainstockheimer mit dem Projekt „Wasser Marsch“ für Aufsehen gesorgt und das Gemeinschaftsgefühl wieder neu entfacht. „Wir wollten in diesem Jahr an den Erfolg anknüpfen“, sagt Peter Brandner.

Und das aus eigener Kraft. Einen Dienstleister wollten sich die Organisatoren für die Planungen und Ausführungen keinesfalls engagieren, sondern das neue Projekt ebenfalls mit eigenen Ideen und eigener Kreativität stemmen. Von einem Impuls für den gesamten Ort spricht denn auch Martin Keller, der mit seiner Frau Barbara die Station „Küchengarten – Garten für die Kochkunst“ betreut. Eine Station, die direkt am Radweg liegt, der sich entlang der alten Mauer und der Gärten durch den Ort schlängelt. Für Peter Brandner ein ganz besonderer Standpunkt im Ort – und noch dazu ein sehr sensibler. „Wenn dieser Weg tatsächlich einmal eine Gemeindestraße wird, dann entsteht hier irgendwann auch ein Baugebiet“, prophezeit er. Die Folge: Die Attraktivität dieser Fläche wird verloren gehen, ganz Mainstockheim würde dadurch abgewertet. Die Befürchtung ist durchaus begründet. Das Verwaltungsgericht in Würzburg hatte in erster Instanz die Umwidmung des Radweges zu einer Dorfstraße genehmigt. „Wir gehen dagegen in der nächsten Instanz vor“, sagt Brandner, der Mitglied des örtlichen Gemeinderates ist.

Für ihn ist Mainstockheim gerade wegen seiner Vielfalt an Grünflächen und Gärten ein lebenswerter Ort. „Am besten sieht man das von der achten und letzten Station des Kunstweges aus“, meint er. Die Stougamer Bierbrauer laden über den Dächern des Ortes, mitten in den Weinbergen, zur letzten Station und natürlich auch zu eine Verkostung ihrer selbst gebrauten Produkte ein. „Die Gäste sind ganz überrascht, wie schön der Blick von dort oben auf Mainstockheim ist“, sagt Brandner.

Zwei Führungen hat es schon gegeben. Die letzte findet am Samstag, 30. Juni, statt. Treffpunkt ist um 16 Uhr am Rathaus. Dauer etwa eineinhalb Stunden. Kosten: fünf Euro Person. Der Erlös soll in die Vorbereitungen für die nächsten „Gartenzeichen“ fließen, denn da wollen Melinda Hillion und ihre Mitstreiter wieder an Bord sein. „Wir haben schon ein paar Ideen entwickelt“, sagt sie. Ideen, die die Gemeinschaft im Ort auch weiterhin fördern sollen.

Sonderführungen sind möglich. Anmeldungen per Mail unter kulturzeichen@mainstockheim.de