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Die grüne Baustelle


Autor: Diana Fuchs

Kitzingen, Dienstag, 15. Juli 2014

Der Klimawandel ist in vollem Gange, da besteht kein Zweifel mehr. „Es wird noch wärmer und noch trockener werden“, sagt Klaus Behr voraus. Der Bereichsleiter Forsten am Amt für Landwirtschaft und Forsten Kitzingen ist sich sicher: Klimatische Veränderungen, Stürme, Trockenjahre und Schädlinge werden den Wäldern im Landkreis massiv zu schaffen machen.
Früher: Monokulturen prägten vielerorts das Waldbild. Solch unnatürliche Bestände sind anfällig für Krankheiten und Windbruch.


Der Klimawandel ist in vollem Gange, da besteht kein Zweifel mehr. „Es wird noch wärmer und noch trockener werden“, sagt Klaus Behr voraus. Der Bereichsleiter Forsten am Amt für Landwirtschaft und Forsten Kitzingen ist sich sicher: Klimatische Veränderungen, Stürme, Trockenjahre und Schädlinge werden den Wäldern im Landkreis massiv zu schaffen machen.

„Der Wald als langlebiges Ökosystem tut sich mit dem Klimawandel besonders schwer“, weiß der Förster. „Er kann nicht weglaufen, die Fruchtfolge kann im nächsten Jahr nicht umgestellt werden und auch die Züchtung Trockenheits-resistenter Bäume ist nicht Erfolg versprechend, da viele Bäume sich erst nach Jahrzehnten fortpflanzen.“ Was bleibt Waldbesitzern und Förstern da noch zu tun?

„Seit zehn Jahren ist unsere gemeinsame Baustelle eingerichtet“, beschreibt Klaus Behr die Lage anschaulich. Diese „Baustelle“ liegt in den Wäldern. Sie ist grün und unscheinbar. Der Baufortschritt ist für den Außenstehenden kaum feststellbar; und doch werden jährlich rund 150 Hektar oder ein Prozent der Waldfläche im Landkreis Kitzingen saniert oder neu gebaut.

Förster als Architekten

Auf der „Baustelle Wald“ sind die Förster die Architekten. Sie bauen standortwidrige Fichten- und naturferne Kiefernbestände um, aber auch lichte Eichenwälder, die durch den Fraß verschiedener Schmetterlingsraupen gefährdet sind. „Immer bauen wir zusammen mit den Bauherren, den Waldbesitzern, standortgerechte, gemischte und klimatolerante Wälder auf“, erklärt Behr. „Diese sind nicht nur stabil und ertragreich, sondern auch schön!“

Und deshalb ist die Stimmung auf der Baustelle nach wie vor gut, stellt Behr fest – „auch wenn daraus eine Dauerbaustelle zu werden scheint!“ Und genau in diese Dauerbaustelle wollen die Forstfachleute Jung und Alt Einblick gewähren. Sie wollen über Forstbetriebsplanung informieren, über Klimarisiko, Haupt- und Nebenbaumarten sowie Förderungsmöglichkeiten. Für die Waldbesitzer geht es speziell um Baumartenwahl, Pflanzverfahren, Schutzmaßnahmen, Ausgrasen und Jungbestandspflege.

Täglich neue Erkenntnisse

„Es ist eine ziemlich unübersichtliche, vielleicht auch etwas chaotische Baustelle“, sagt Behr, „zumal dort nahezu täglich neue praktische Erfahrungen und wissenschaftliche Ergebnisse zum Klimawandel, zur Schädlingsdisposition oder Baumarteneignung eingehen“.

Aktuelle Infos zu bündeln und weiterzugeben – das hat sich das Forstamt zur Aufgabe gemacht. Und deshalb zwei Veranstaltungen initiiert. Am Freitag, 18. Juli, gibt es einen Vortrag zum Klimawandel in Franken, am Samstag, 19. Juli, schließt sich eine Waldwanderung an, bei der die Förster zeigen, was der Klimawandel für den Wald bedeutet. Sie gehen dabei auf die Baumarten ein, auf deren Gefährdungen, die richtige Artenwahl, die Möglichkeiten der Naturverjüngung, auf Pflanzung und Pflege sowie die Bedeutung einer waldfreundlichen Jagdausübung. Auch Schutzmaßnahmen werden besprochen. „Und alle anderen Fragen zum Wald beantwortet“, verspricht Klaus Behr. Er betont: „Wir laden alle Waldbesitzer, aber auch alle anderen Wald- und Natur-Interessierten herzlich ein!“

Bayerische Klimawoche – Spannendes Programm

Sensibel werden: Die bayerische Klimawoche, zu der unter anderem das Umwelt- und Verbraucherministerium einlädt, läuft vom 12. bis 20 Juli. Bayernweit sollen alle Bevölkerungs- und Altersgruppen mit verschiedensten Veranstaltungen auf die Problematik des Klimawandels aufmerksam gemacht werden. (Infos: www.klimaallianz.bayern.de/klimawoche)

Vortrag: Professor Dr. Heiko Paeth (Inhaber des Lehrstuhls für Physische Geographie am Institut für Geologie und Geographie der Universität Würzburg) spricht am Freitag, 18. Juli, ab 19 Uhr im Amt für Landwirtschaft und Forsten Kitzingen (Mainbernheimer Straße 3, Lehrsaal für Hauswirtschaft) über den „Klimawandel in Franken und seine Auswirkungen auf die regionale Landnutzung“. Paeth stellt Ursachen, Zusammenhänge und Auswirkungen des Klimawandels dar und diskutiert mit seinen Zuhörern über Gegenstrategien.

Wanderung: Am Samstag, 19. Juli, zeigen die Förster Stefan Kraus und Klaus Behr bei einer rund zweistündigen Wanderung im Feuerbacher Wald, was Waldbesitzer, Förster und Jäger gemeinsam tun können, um die Wälder fit für den Klimawandel zu machen.

Treffpunkt ist um 10 Uhr am Sportplatz in Feuerbach. Eingeladen sind alle Interessierten. ldk