Die europäische Fahne hochhalten

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Jocelyne Nicoly freut sich auf das Wochenende und die Landesversammlung der Europa Union. „Der europäische Gedanke erscheint mir gerade wichtiger denn je“, sagt sie.
Foto: Ralf Dieter

An diesem Wochenende treffen sich Mitglieder der Europa-Union in Kitzingen. Die Bürger sind zur Teilnahme an Arbeitskreisen eingeladen.

Kitzingen Es ist eine Chance, sich einzubringen, seine Meinung vorzutragen, an einem politischen Diskurs teilzunehmen. Ob diese Chance jemand nutzen wird? An diesem Wochenende findet die Landesversammlung der Europa-Union in Kitzingen statt. Vorgesehen ist unter anderem ein öffentliches Bürgerforum.

Sie sind Kreisvorsitzende der Europa-Union. Warum engagieren Sie sich in diesem Bereich?

Jocelyne Nicoly: Weil mir Europa am Herzen liegt. Weil mir der europäische Gedanke – das Miteinander der Nationen – gerade in diesen Zeiten wichtiger erscheint denn je.

Warum?

Nicoly: Europa lebt vom Engagement der Bürger. Wir müssen Europa zum Menschen bringen, mehr Bürgernähe herstellen und mehr Demokratie.

Was kann die Europa-Union dazu beitragen?

Nicoly: Zum Einen organisieren wir Veranstaltungen zum Thema Europa und tauschen uns über Entwicklungen aus, zum Anderen organisieren wir Städtepartnerschaften und Austauschprogramme für Jugendliche.

Haben Sie den Eindruck, dass die Euopa-Union einen großen Bekanntheitsgrad hat?

Nicoly: In Kitzingen sicher nicht. Mein Mann und ich haben früher in Mittelfranken gelebt. Dort schaut es schon anders aus, unter anderem wegen der Regionalpartnerschaft Mittelfranken-Limousin.

Wie viele Mitglieder haben Sie im Kreisverband?

Nicoly: Knapp 20. Das Landratsamt ist Mitglied, aber auch die aktuelle Landtagsabgeordnete Barbara Becker und ihr Vorgänger.

Ist die Europa-Union so etwas wie ein Ableger von CSU und CDU?

Nicoly: Nein, überhaupt nicht. Wir verstehen uns als gemeinnützige, überparteiliche und überkonfessionelle Bürgerbewegung. Bei uns kann jeder mitmachen.

Seit wann sind Sie dabei?

Nicoly: Bestimmt seit 30 Jahren. Als wir 2008 nach Kitzingen gezogen sind, wollte ich nicht aufhören. Mir gefällt die Idee, Menschen zusammenzubringen, gerade die Jüngeren. Immer wieder rufen Abiturienten aus dem AKG bei mir an, weil sie für ein paar Wochen nach Frankreich gehen wollen. Dann lasse ich meine Kontakte spielen.

Die Idee eines gemeinsamen Europas steht immer wieder in Frage und wird von manchen heftig kritisiert.

Nicoly: Ja, das ist traurig. Europa hat kein gutes Image, dabei wird so viel Gutes erreicht. Gerade vor Ort. Die Leute denken immer, das meiste Geld fließt in den Beamten-Apparat in Brüssel. Aber das ist gar nicht wahr. In Relation zahlen Städte wie Köln mehr für ihre Verwaltung als wir Europäer für die notwendige Bürokratie in Brüssel.

Lässt sich das ausrechnen?

Nicoly: Ja, es klingt vielleicht komisch, aber umgerechnet kostet Europa jedem Bürger eine Tasse Kaffee pro Tag.

Und was bekommt er dafür?

Nicoly: Frieden, Sicherheit, Freiheit. Schauen Sie nach Ungarn, schauen Sie nach Belarus. Wir sollten froh sein, in einer demokratischen europäischen Union leben zu dürfen.

Wo liegt der Schwerpunkt an diesem Wochenende?

Nicoly: Für mich im öffentlichen Bürgerforum am Samstagvormittag. Wir wollen mit den Menschen vor Ort über die Zukunft Europas diskutieren. In drei Arbeitskreisen geht es um eine wirtschaftliche Nachhaltigkeit, um eine gemeinsame außenpolitische Zukunft und um eine gemeinsame soziale Zukunft. Die Arbeitskreise werden von Experten auf ihrem Gebiet geleitet, beispielsweise von Professor Gisela Müller-Brandeck-Bocquet von der Uni Würzburg.

Wie viele Menschen erwarten Sie?

Nicoly: Es werden etwa 75 Delegierte aus ganz Bayern kommen. Darunter einige Europa-Abgeordnete. Sie werden die Ergebnisse der Diskussionsrunden weitertragen. Außerdem soll gemeinsam eine Skulptur erstellt werden, die vier Wochen lang im Foyer des Kitzinger Rathauses ausgestellt werden soll.

Wie viele Bürger haben sich bislang zu den Arbeitskreisen angemeldet?

Nicoly: Bislang kein einziger, aber die Anmeldung läuft noch bis Freitagmittag, 12 Uhr. Es gibt 50 freie Plätze.

Warum findet die Veranstaltung in Kitzingen statt?

Nicoly: Die Landesversammlung findet jedes Jahr in einem anderen Bezirk statt. 2020 in Unterfranken. Der Landesvorstand bestimmte Kitzingen als Austragungsort.

Kein leichtes Unterfangen in Corona-Zeiten.

Nicoly: Das ist richtig. Die Versammlung sollte schon im Sommer stattfinden, jetzt haben wir sie verschoben. In der Fastnacht-Akademie ist genug Platz für die 75 Delegierten und wir haben kleinere Räume für die Bürgerforen. Ohne Anmeldung darf aber niemand kommen.

Europa-Union in Kitzingen

Das Programm: Die Landesversammlung beginnt am Freitag, 11. September, um 15.30 Uhr, in der Fastnachtakademie. Im nicht-öffentlichen Teil gibt es die Wahlen der Delegierten. Das öffentliche Bürgerforum beginnt am Samstag um 9.45 Uhr und endet mit einem Empfang. Anschließend findet eine gemeinsame Diskussion mit der JEF Bayern zum Thema „Vereinsarbeit im ländlichen Raum“ statt.

Anmeldung zu den Bürgerforen bis Freitagmittag unter buero@eu-bayern.de

Die Europa-Union ist eine gemeinnützige, überparteiliche und überkonfessionelle Bewegung, die sich seit 69 Jahren für die Einigung Europas und die Überwindung von Intoleranz und Hass zwischen den Völkern Europas einsetzt. In mehr als 60 Kreisverbänden organisieren Ehrenamtliche Informations- und Dialogveranstaltungen über verschiedene Themen mit europapolitischem Bezug, Reisen und städepartnerschaftlichen Austausch sowie Jugendbegegnungen.

Der Kitzinger Kreisverband wird von Jocelyne Nicoly geführt und hat rund 20 Mitglieder. Kontakt: j@nicoly.de