EM-Fazit: Das Spiel ist aus
Autor: Robert Wagner
Kitzingen, Montag, 11. Juli 2016
Die Europameisterschaft ist vorbei, im Landkreis fällt das Fazit unterschiedlich aus. Während sich der siebenjährige Finn über seine Erlebnisse in Frankreich freut, sind Public-Viewing-Betreiber und Fanartikel-Hersteller eher unzufrieden.
Ein bisschen schwitzig sei die Hand von Toni Kroos gewesen, erzählt Finn. Der Siebenjährige ist zusammen mit dem Mittelfeldmotor der deutschen Nationalmannschaft beim ersten Gruppenspiel gegen die Ukraine ins Stadion eingelaufen. Wahrscheinlich war der gebürtige Greifswalder dabei trotz seiner Länderspielerfahrungen ähnlich nervös, wie der Grundschüler aus Schwarzach. „Ein bisschen“ eben, wie Finn erzählt.
Nur wenige Minuten dauerte der große Auftritt von Finn Hauk bei der Europameisterschaft. Doch um diese wenigen Minuten rankte sich ein riesiges Programm mit vielen Medienauftritten. Bei Thomas Gottschalk war er schon im Vorfeld der EM. Mit Mark Forster haben Finn und die anderen Kinder der McDonalds EM-Eskorte die deutsche Nationalhymne und das Einlaufen geübt. Mit Julian Draxler und Andre Schürrle waren sie bei einer Pressekonferenz. Im Fernsehen war Finn bei Sky, N24 und anderen Sendern zu sehen. Dazu kamen mehrere Radiointerviews und Zeitungsartikel. Auch in Norddeutschland hat die 91-jährige Uroma ein Bild von Finn in der Lokalzeitung entdeckt. Und im Internet brachte es Finns Torjubel auf knapp 5 Millionen Aufrufe. „Es ist schon erstaunlich, welche Dynamik das angenommen hat“, sagt Vater Lars Hauk.
Erstaunlich, aber doch auch logisch: Die gesamte Europameisterschaft war wieder ein mediales Spektakel. Annähernd 80 Prozent der Deutschen verfolgten das Aus der Nationalmannschaft am letzten Donnerstag. Als die Portugiesen um Christiano Ronaldo am Sonntag die europäische Krone überreicht bekam, waren Toni Kroos und Co dann selbst nur noch Zuschauer.
Es lag aber nicht nur am Ausscheiden im Halbfinale, dass die ganz große Party ausblieb. Schon im Vorfeld waren die großen Public Viewings schlechter besucht, als in den vergangenen Jahren. Ob das am Wetter lag, an der Qualität der Spiele oder an den Anstoßzeiten ist Frank Gimperlein nicht ganz klar. Der Veranstalter des Public Viewings am Kitzinger Bleichwasen zieht jedenfalls ein schlechteres Fazit als vor zwei oder vor vier Jahren und überlegt, ob er bei der kommenden WM in Russland wieder an den Start gehen soll. „Es ist schon ganz schön stressig“, sagt er. Spiele, die erst um 21 Uhr beginnen, sind für Familien nicht besonders attraktiv, in Biergärten oder Schwimmbädern gibt es genug Konkurrenz. „Und dann ist halt immer die Frage, wie weit die Deutschen kommen.“ Alle anderen Spielen ziehen beim Public-Viewing-Publikum gar nicht.
Für Peter-Michael Himmel liegt die Schuld beim Wetter. Zwar würden zu Europa- und Weltmeisterschaften schon viele Menschen zusammensitzen und Bier trinken, erklärt der Geschäftsführer der Brauerei Kesselring. „Das A und O ist jedoch das Wetter.“ Und das war gerade zur Gruppenphase eben nicht so berauschend. „Für uns ist viel Sonnenschein ohne EM besser als Regen mit EM.