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Das Leben ist ein Ponyhof


Autor: Robert Wagner

Feuerbach, Dienstag, 23. August 2016

Im Umgang mit Pferden kann man mehr als nur Reiten lernen. Zum Beispiel bei Reiterferien auf dem Reiterhof Bartel. Aber
Bei den Reiterferien bauen die Kinder eine enge Beziehung zu den Pferden auf.


„Magst du ein bisschen rechnen?“, fragt Petra Bartel. Tiffi nickt ausgiebig. „Wieviel ist drei plus fünf?“ Sicher – das ist keine schwere Aufgabe. Trotzdem überrascht es, wie schnell Tiffi die richtige Antwort gibt. Denn Tiffi ist ein Pony. Achtmal tritt sie mit ihrem rechten Vorderhuf auf. „Und eins plus drei?“ Viermal stapft die weiße Stute – und freut sich über ein Brötchen zur Belohnung.

Wie das funktioniert? „Das verraten wir nicht“, sagt Petra Bartel. Nur so viel: Ihre Tochter Antonia hat Tiffi noch andere Kunststückchen beigebracht. Totes Pferd, Gähnen und Steigen auf Kommando. „Meine Tochter konnte schon mit fünf Jahren super mit Pferden umgehen“, erzählt Bartel. Während sich die Eltern vor vielen Jahren einmal vergeblich bemühten, ein Pferd für einen Arztbesuch in den Transporter zu bekommen, habe die mittlerweile 18-jährige Antonia dafür nur wenige Minuten gebraucht. Manche Menschen hätten für den Umgang mit Tieren einfach eine natürliche Begabung, meint ihre Mutter.

Wer, das könne man im Vorfeld nur erraten. 18 Mädchen haben nun eine Woche Zeit, herauszufinden, ob sie auch so gut mit den Vierbeinern können. Sie machen Reiterferien auf dem Hof von Petra und Stefan Bartel. Sieben Tage dreht sich für sie alles um die stolzen Tiere. „Dabei geht es um so viel mehr, als nur das Reiten“, sagt Petra Bartel. Zum Beispiel auch um Verantwortung. Für sich, die Anderen und vor allem für die 15 Pferde und Ponys auf dem Feuerbacher Reiterhof.

Das ist am Anfang nicht immer leicht. Während die 8-jährige Nadine schon mit ihren Freundinnen zum überdachten Reitplatz gerannt ist, um den anderen Mädchen beim Üben zuzusehen, steht ihr Pony Tom geduldig wartend am Sattelplatz. Dort hat sie es nach dem Absatteln einfach vergessen. Als Petra Bartel sie fragt, wo denn eigentlich Tom ist, entgleisen dem Mädchen die Gesichtszüge. Erschrocken rennt sie zurück. Das passiert ihr sicher nicht noch einmal.

Gerade am ersten Tag sei es oft schwer, die Kinder überhaupt aus ihren Zimmern zu bekommen. Immer öfter würden die jungen Leute lieber mit dem Smartphone im Zimmer rumhängen. „Doch das gibt sich schnell“, sagt Bartel lächelnd. Spätestens am zweiten Tag seien sie Feuer und Flamme. „Sobald es um die Pferde geht, haben die Kinder unheimlich viel Energie. Die gehen da richtig drin auf.“

Im Laufe der Tage bauen sie oft eine innige Beziehung zu den Vierbeinern auf. „Man kann zwar mit jedem Pferd reiten – aber es klappt nicht mit jedem gleich gut“, sagt die Pferdeexpertin. Ross und Reiter müssen zusammenpassen: „Ich mache mir deshalb viele Gedanken, wer welches Pferd bekommt.“

Dabei gehe es nicht nur um Größe und Erfahrung. Auch die Persönlichkeit spiele eine Rolle. „Pferde liegen irgendwo zwischen Hunden und Katzen“, meint Petra Bartel. Sie seien nicht so unterwürfig wie Hunde, aber auch nicht so eigensinnig wie Katzen. Wichtig: „Das Pferd muss dich akzeptieren.“

Zwischen acht und 15 Jahren sind die Kinder alt, die sich diese Woche auf dem Hof der Familie Bartel tummeln. Ausschließlich Mädchen. Wegen den Zimmergrößen müssten sich mindestens sechs Jungs anmelden. „Das ist utopisch“, sagt Petra Bartel. Das Reiten bleibt von Mädchen dominiert. Auch außerhalb der Reiterferien, bei geführten Ausritten oder einzelnen Reitstunden, sind Jungs selten. Das bestätigt auch Alexandra Bullmer vom Pferdeparadies Gehrenmühle in Seinsheim.

Woran das liegt? Zwar gäbe es gerade bei den ganz Kleinen auch einige Jungs, die reiten wollen. „Doch in der Schule werden sie leider viel zu oft ausgelacht“, sagt Petra Bartel. Gerade während der Pubertät stünden die Buben unter enormen Druck. „Die trauen sich manchmal nicht einmal zu sagen, dass sie gerne reiten.“ Später würden jedoch einige wieder mit dem Reitsport anfangen.

Das Prinzip der „Ferien auf dem Reiterhof“ funktioniert gut, erzählt Petra Bartel. Schon lange vor Ferienbeginn sind die Plätze ausgebucht. „Viele sind Wiederholungstäter.“ Beispielsweise Melina: Die 14-Jährige ist schon zum achten Mal in Feuerbach. Wie die meisten Kinder stammt sie aus der Umgebung. Etwas mehr als die Hälfte komme aus den Landkreisen Kitzingen, Würzburg, Schweinfurt und den Hassbergen. „Es waren aber auch mal welche aus Berlin und sogar aus Spanien und Großbritannien da.“

Auch außerhalb der Ferien kann man im Landkreis Reiten gehen. Nicht nur im Reiterhof Bartel und dem Pferdeparadies Gehrenmühle werden Reitkurse und Ausritte angeboten. Insgesamt gibt es 1454 Pferde und 315 Pferdehalter im Landkreis. Im Vergleich zu anderen Regionen, beispielsweise Würzburg, sei das Angebot damit sehr groß, sagt Petra Bartel. Das spüre man auch im Betrieb, meint Alexandra Bullmer: Die Zahl der nachgefragten Stunden sei in den letzten Jahren zurückgegangen. Dafür würden aber immer mehr Menschen eine Pferdepension für ihr eigenes Pferd suchen.

Nur einmal kurz ausprobieren – das ist beim Reiten schwierig. Die Reithöfe lassen nur ungern unerfahrene Reiter auf ihre Pferde. „Bei Ausritten nehme ich nur Leute mit, bei denen ich weiß, dass sie reiten können“, sagt Bartel. „Man muss die Leute schon einschätzen können“, bestätigt Bullmer. Viele Menschen, besonders die Kinder, würden sich selbst falsch einschätzen, meint Bartel.

Immerhin gibt es ab und zu geführte Ausritte, bei denen auch Ungeübte einmal das Gefühl genießen können, auf einem Pferderücken durch die Landschaft zu traben. Denn das sei wirklich erhebend. „Man fühlt sich einfach frei“, sagt Alexandra Bullmer. Und Petra Bartel fügt hinzu: „Man konzentriert sich nur auf sein Pferd und sich selbst. Da bekommt man einfach den Kopf frei.“

Reiten im Landkreis

• Reitanlage Pfriem in Großlangheim

• Ländlicher Reit- und Fahrverein in Dettelbach

• A. Knaus geführte Wanderritte in Iphofen-Mönchsondheim

• Reit- und Fahrverein in Atzhausen

• Reiterhof Reifenscheid in Mainbernheim

• Reiterhof Alfred Kaim in Prichsenstadt-Neudorf

• Pferdeparadies Gehrenmühle in Seinsheim-Wässerndorf

• Reit- und Fahrverein Mainschleife in Obervolkach

• Reiterhof Bartel in Feuerbach

Quelle: Landkreis Kitzingen, www.kitzingen.de/de/tourismus (Für Vollständigkeit keine Gewähr)