Das Haus soll lebendiger werden

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Sie freut sich auf eine lebendige und abwechslungsreiche Aufgabe in Kitzingen: Dr. Katrin Hesse ist die neue Leiterin des Deutschen Fastnachtmuseums.
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Schöner Arbeitsplatz mit spannenden Aufgaben: das Fastnachtmuseum in Kitzingen mit Akademie.
Foto: Ralf Dieter

Dr. Katrin Hesse ist die neue Leiterin im Deutschen Fastnachtmuseum. Sie will nicht nur ihre Einrichtung bekannter machen, sondern am liebsten die ganze Stadt.

Es ist ein Neustart mit Hindernissen. Aber einer, auf den sich Dr. Katrin Hesse freut. Mitten in der Corona-Krise hat die gebürtige Darmstädterin die Leitung des Deutschen Fastnachtmuseums in Kitzingen übernommen. Sie will das Museum bekannter machen – im In- und Ausland.

„Mit der Fastnacht hatte ich vorher wenig zu tun“, bekennt die neue Leiterin mit einem Lächeln. „Ich komme eher aus der klassischen Richtung.“ Archäologie, Kunstgeschichte und Geschichte hat sie studiert. In Marburg, Rom und Bonn. Promoviert hat sie in Heidelberg. Hesse ist trotz ihres jungen Alters schon ganz schön in der Welt herumgekommen. Sie arbeitete in den Staatlichen Museen in Berlin, im Musei Capitolini in Rom, im Kunsthandel in Basel und als Marketingmanagerin in Straßburg. Zuletzt leitete sie etliche Jahre das Museum für Aktuelle Kunst – Sammlung Hurrle Durbach bei Offenburg in Südbaden. Jetzt also Kitzingen. Vergleichsweise Provinz.

„Mir gefällt es hier sehr gut“, sagt Hesse. Der Main, die Weinberge, die pittoresken Dörfer und Städte haben es ihr angetan. „Außerdem gibt es eine Bibliothek und Eisdielen“, sagt sie schmunzelnd. Derzeit lebt sie noch bei ihrer Schwester. Eine eigene Wohnung ist schon gefunden. Der Umzug verschiebt sich – Corona bedingt – auf Ende Mai. Derzeit lernt Katrin Hesse das Museum und die Fastnachtakademie intensiv kennen. Der Kontakt zu den Mitarbeitern ist wegen Corona eingeschränkt, gerne hätte sie alle Gästeführer zu einem gemeinsamen Kennenlernen eingeladen. „Das alles muss leider warten“, weiß sie. Dennoch: Es gibt genug zu tun. Die neue Leiterin sichtet die Bestände im umfangreichen Depot, bereitet die erste Sonderausstellung unter ihrer Führung im Oktober vor und knüpft Kontakte zu anderen Kulturschaffenden in Kitzingen. Ihr Ziel: Die vorhandene Vielfalt nutzen und bekannter machen. „Kultureinrichtungen sollten nicht in Konkurrenz zueinander stehen, sondern sich ergänzen. Erst die Vielfalt macht eine Stadt lebendig“, weiß Hesse, die sich eine intensive Kooperation zwischen Stadt, Touristik, Geschäftsleben und Kulturlandschaft wünscht. Gegenseitig könne man sich befruchten und voneinander profitieren.

Das Fastnachtmuseum und seine Akademie können und sollen dabei eine Vorreiterrolle spielen. Gerade die Akademie, die erst im letzten Jahr eröffnet worden ist, will sie mit Leben füllen. „Sie soll ein Spielraum im wahrsten Sinn des Wortes werden“, wünscht sich Hesse. Seminare und Veranstaltungen sollen dort stattfinden, auch einheimische Gruppierungen sollen das Haus nutzen können. Ein lebendiges Zentrum schwebt der neuen Leiterin vor, ein gern genutzter Treffpunkt für alle Kitzinger.

Dass es längst nicht allen Kitzingern bewusst ist, welche besondere Einrichtung da mitten in ihrer Stadt existiert, ist Hesse durchaus klar. Sie will deshalb auch Ideen entwickeln, wie Einheimische angelockt werden können. Besondere Führungen für Familien sind ein Beispiel.

Wann das Museum wieder öffnen kann, ist derzeit allerdings nicht absehbar. Hesse hofft auf einen baldigen Start, schon aus wirtschaftlichen Erwägungen. „Außerdem macht ein Museum ohne Besucher einfach keinen Spaß.“ Den Spaß am Karneval möchte sie den Besuchern alsbald vermitteln und dabei den Spagat zwischen wissenschaftlichem Anspruch und guter Unterhaltung meistern. „Wissenschaft darf niemals langweilig oder dröge vermittelt werden“, fordert sie. Schon in den Sommerferien möchte sie ein schönes Programm für große und kleine Besucher anbieten. Langfristig will sie Kitzingen zusammen mit der Stadt, der Tourist-Info und den anderen Kulturtreibenden als lohnendes Ausflugsziel etablieren. „Das Potenzial ist auf jeden Fall da“, sagt sie. „Mit dem Fastnachtmuseum hat Kitzingen sogar ein echtes Alleinstellungsmerkmal.“