Das große Krabbeln
Autor: Diana Fuchs
Wiesentheid, Freitag, 21. August 2015
Die kleinen Killer kommen mit dem Postboten. Er liefert sie in durchsichtigen, runden Plastikdosen an, die auf acht bis zwölf Grad Celsius heruntergekühlt sind. Volker Kronmüller nimmt die Ladung mit hörbarer Freude entgegen: „Da sind sie ja, meine Raubmilben, Gallmücken und australischen Marienkäfer!“
Die kleinen Killer kommen mit dem Postboten. Er liefert sie in durchsichtigen, runden Plastikdosen an, die auf acht bis zwölf Grad Celsius heruntergekühlt sind. Volker Kronmüller nimmt die Ladung mit hörbarer Freude entgegen: „Da sind sie ja, meine Raubmilben, Gallmücken und australischen Marienkäfer!“
Volker Kronmüller ist gelernter Zierpflanzengärtner und Nützlingsfachmann. Sein Wissen über Schädlinge und ihre Gegenspieler, die Nützlinge, ist in der Fränkischen Toskana in Wiesentheid sehr gefragt – und kann auch dem privaten Gartenbesitzer nutzen. Während Kronmüller die Nützlinge zu Hundertschaften ordert, kann der Hobbygärtner sich mit Kleinpackungen behelfen, die zahlreiche Nützlingsfirmen anbieten.
Mit Argusaugen geht der 41-Jährige durch die weitläufigen Gewächshäuser und Grünanlagen am Wiesentheider Ortsrand. Und sind die ungebetenen, gefräßigen Gäste auch noch so winzig: Keine Laus und keine Spinnmilbe entgeht dem geschulten Blick des Kenners.
Rasch holt er nicht etwa die chemische Keule heraus, sondern die entsprechenden Nützlinge herbei. Diese haben die Pflanzenvernichter, im wahrsten Sinn des Wortes, zum Fressen gern. Der Stärkere gewinnt. So ist das im Tierreich.
„Zum Glück gibt es fast immer einen Stärkeren“, sagt Kronmüller und zählt auf: „Gegen Napfschildläuse, Minierfliegen und Motten helfen Schlupfwespen. Wollläusen macht der australische Marienkäfer den Garaus und gegen die Weiße Fliege gehen Raubwanzen und Raubmilben vor.“ Auch gegen andere Blattlausarten, gegen Thrips und Trauermücken, den Dickmaulrüssler und die Mauswurfsgrille hat die Natur Kreaturen geschaffen, die sie im Zaum halten.
Sie sind zwar winzig, aber mindestens genauso interessant wie Elefanten. Wer Volker Kronmüllers „Haustiere“ mit der Lupe beobachtet, staunt nicht schlecht. Wer hätte gedacht, dass sich hinter dem Namen „Microterys flavus“ ein gerade mal zwei Millimeter kurzer, orangefarbener Körper mit schwarz-weiß-geringelten Fühlern und schwarz-weiß-gefleckten Flügeln verbirgt? So schick können Schlupfwespen aussehen...
Die filigrane Florfliege mit ihren durchsichtigen Flügeln und dem langgezogenen, grüngelben Körper wird bis zu vier Millimeter groß und ist damit ein Riese unter den Nützlingen. Ihre Leibspeise sind Blattläuse. „Das macht sie zu unserem Verbündeten“, stellt Volker Kronmüller fest.