Und das Geld fehlt auch den jungen Leuten. „Eine Familie mit drei, vier Kindern, kann es sich doch kaum noch leisten, essen zu gehen“, weiß Rolf Ferenczy. Da hilft auch das frischeste Essen nichts, bedauert seine Frau. Mitunter wirkt es, sehr zu ihrem Erstaunen, sogar kontraproduktiv. „Viele Gäste sind frische Zutaten wie Petersilie oder Walnüsse im Salat gar nicht mehr gewöhnt“, staunt sie. Der allgemeine Geschmack scheint von den Geschmacksverstärkern vorgegeben und geprägt.
„Unsere Senioren in
der Kitzinger Siedlung fragen immer wieder
nach einem Café.“
Bianca Tröge, Stadtteilreferentin
14 Stunden hat durchschnittlich ein Arbeitstag bei den beiden gedauert. Die eigene Wohnung und die Gaststätte sauber halten, einkaufen, das Essen vorbereiten, die Gäste bedienen, wieder aufräumen. Dazu brütende Hitze am Pizzaofen und qualmende Füße. Renate Ferenczy hat sich aus Neugier mal einen Schrittzähler in die Tasche gesteckt. Am Ende des Tages leuchtete auf dem Display die Zahl 33 Kilometer auf.
In den letzten Jahren, da ist Rolf Ferenczy ganz ehrlich, ist kaum noch etwas übrig geblieben. Vier bis fünf Euro Stundenlohn. Da fiel die Entscheidung Anfang des Jahres nicht schwer. Ende September ist Schluss.
„Natürlich ist das ein Problem“, sagt Stadtteilreferentin Bianca Tröge. Aber was tun? Als Stadt könne man da kaum eingreifen, die Ausgehkultur habe sich ganz offensichtlich in den letzten Jahren verändert. Tröge würde sich natürlich über eine neue Gaststätte im Stadtteil freuen. Genauso wie über ein Café, das am Sonntag Kaffee und Kuchen anbietet. „Danach fragen unsere Senioren immer“, berichtet sie.
Die Entwicklung in der Kitzinger Siedlung ist keine Seltenheit, wie der Kreisvorsitzende der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), Thomas Dauenhauer, weiß. Im Maintal und im Fränkischen Weinland gebe es zwar fast keine Rückgänge, weil hier der sehr gute Tourismus wirke. Schwieriger sei die Lage allerdings im Steigerwald oder in der Rhön, aber auch in Gemeinden die nicht direkt vom Tourismus profitieren, wie zum Beispiel Buchbrunn, wo es schon seit langem keine Gaststätte mehr gibt. Heutzutage sei es fast nicht mehr möglich, mit einer reinen Gaststätte Geld zu verdienen, bedauert er.
„Die Gastronomie, wie
wir sie betrieben haben, stirbt aus. Definitiv.“
Renate Ferenczy, Wirtsfrau
Renate Ferenczy macht sich bezüglich der Zukunft deshalb auch keine Illusionen. „Die Gastronomie, wie wir sie betrieben haben, stirbt aus“, sagt sie. „Definitiv.“ Es bleibe nur noch die Systemgastronomie und das Catering übrig. Sie könne auch niemandem dazu raten, diesen Berufsweg einzuschlagen.
Ihren Mann können diese Aussagen und Aussichten nicht mehr erschüttern. „Wir haben viel gearbeitet und viel gefeiert“, sagt er. „Das Aufhören tut mir nicht weh.“
-> Ein Interview mit dem
Kreisvorsitzenden des Hotel- und Gaststättenverbandes, Thomas Dauenhauer, zum Thema lesen Sie auf Seite 12