Das sieht Andreas Moser genauso. „Ich vermisse in der Auseinandersetzung zum Thema Asyl – vor allem in der Art und Weise, wie unser Parteichef und Innenminister Horst Seehofer mit der Bundeskanzlerin umgeht – unsere christlichen und sozialen Grundwerte“, meint er und erinnert daran, dass Mandatsträger eine öffentliche Vorbildfunktion haben. „Diese wird von vielen Spitzenpolitikern, nicht nur in der CSU, derzeit nicht so ausgefüllt, wie ich mir das wünsche und erwarte.“ Streit oder unterschiedliche Auffassungen gehörten in der Politik dazu, aber das sollte hinter verschlossen Türen passieren. „An die Öffentlichkeit geht man, wenn ein sachlich fundiertes und tragfähiges Konzept oder Ergebnis vorliegt, wenn man wirklich die Bürger überzeugen möchte“, so Moser.
Die letzten Tage seien für alle Beteiligten extrem belastend gewesen, gibt Barbara Becker zu bedenken. Sowohl physisch als auch psychisch. „Aber nichts tun hätte der CSU mehr geschadet.“ Politik sei eben kein Ponyhof. Becker wünscht sich von ihrer Partei mehr Stolz auf das Geleistete. „Besonders Bayern zeigt seit Mitte 2015 Herz und Verstand bei der Aufnahme der Flüchtlinge und Asylbewerber/innen“, findet sie. „Behörden und Ehrenamtliche leisten dauerhaft hervorragende Arbeit.“ Ein wenig mehr Ruhe wäre jetzt angesagt. „Und dass wir über Landesthemen reden, die unsere Region betreffen: Bildung, Fachkräftemangel, Nahverkehr, Ehrenamt, Pflege und Gesundheitsversorgung.“
Ein Anliegen, das Stefan Güntner nur teilen kann. „Ich wünsche mir, dass die CSU-Führungsriege endlich über Themen spricht, für die der Landtag in erster Linie zuständig ist“, so der Bürgermeister von Kitzingen und Kreisrat. Es gehe darum, das Vertrauen der Bevölkerung zu erhalten, dass die CSU auch für die kommenden Jahre die richtigen Ideen für die Zukunft Bayerns habe.
„Die CDU/CSU sind Schwestern im besten Sinne.“
Sabrina Stemplowski, Vorsitzende Junge Union
Der Kompromiss, der in Berlin in Sachen Asyl gefunden wurde, geht für ihn in die richtige Richtung. Das Krisenmanagement sei allerdings nicht besonders gut gelaufen – weder von Seiten der CSU noch von Seiten der CDU. Das gelte insbesondere auch für die Kanzlerin. „Wenn ein Plan 63 Punkte enthält und immer wieder gesagt wird, dass sich Kanzlerin und Innenminister in 62,5 Punkten einig seien, ist es für niemanden nachvollziehbar, dass dann so ein Theater veranstaltet wird“, so Güntner. Und wo liegt die Ursache für so viel Theater? „Das kann ich mir eigentlich nur mit einem absolut gestörten persönlichen Verhältnis zwischen Kanzlerin und Innenminister erklären“, meint Güntner, der dennoch davon überzeugt ist, dass das Verhältnis der Schwesterparteien alles andere als zerrüttet ist.
„Die CDU/CSU sind Schwestern im besten Sinn“, bestätigt Sabrina Stemplowski, Vorsitzende der Jungen Union in Kitzingen. „Nach außen gemeinsam stark, nach innen bisweilen aber auch mal kratzbürstig.“ Das sei jedoch kein neues Phänomen. „Da haben sich die Schwestern schon nach größeren inhaltlichen Zickenkriegen wieder erfolgreich zusammengerauft“, sagt sie. Sorgen vor einem spürbaren Verlust bei der Landtagswahl hat sie nicht. „Dass die CSU jetzt den unsäglichen Zustand, dass jeder ungehindert in unser Land einreisen kann, wir abgelehnte Asylbewerber aber nicht abschieben können, beendet hat, werden ihr die Menschen positiv anrechnen.“
,, offensichtlich gestörten persönlichen Verhältnis....?" - Eher nicht!
Seehofer hat durch seine Vorschläge, die vor kurzem noch als ,,rechtspopulistisch, fremdenfeindlich und menschenverachtend" bezeichnet wurden, seinen und den Kopf von Merkel aus der Schlinge gezogen..... - vorläufig zumindest! - Dass CDU und CSU jetzt einen dermaßen radikalen Kurs einschlagen, radikaler als die ständig gescholtene AfD, das je vor gehabt hatte, zeigt, wie sehr die beiden Parteien um den Machterhalt kämpfen! - Jetzt, kurz vor der Wahl, will man offensichtlich die Wähler mit dem Parteiprogramm der AfD, auf das sinkende Unions-Schiff zurückbringen.... - Na dann!
MfG