Aufruhr im Gefängnis
Autor: Annette Schreiber
Ebrach, Mittwoch, 10. Mai 2017
Sirenen, Sankas, Feuerwehr und SEK. Ein Gefangenenaufstand in der Justizvollzugsanstalt (JVA) sorgte Mittwochnacht für einen Großeinsatz. 18 Inhaftierte, die sich im Zellentrakt frei bewegen durften, zündelten und weigerten sich, in ihre Zellen zurück zu kehren. Sie hatten Duschabflüsse verstopft, verschiedene Sachen beschädigt und waren nicht zu beruhigen. Da zogen die zuständigen Beamten die Notbremse und lösten Alarm aus. Zum Glück für alle Beteiligten, ging das Ganze ohne Verletzte aus. Für die Querulanten wird die Sache aber Folgen haben.
Auf Gefangenenmeuterei stehen Strafen von drei Monaten bis fünf Jahre, erklärt der stellvertretende Anstaltsleiter Ralf Hafner. Das wird seinen Gang nehmen. Froh ist Hafner in erster Linie darüber, dass der Aufstand für alle glimpflich und vor allem ohne Verletzte abgelaufen ist. Allerdings war für ihn am gestrigen Mittwoch kein Motiv für die ganze Sache zu erkennen. „Keine Forderungen, nichts.“ Anders als beim letzten Aufstand aus dem Jahr 2003, an den sich alle in der Justizvollzugsanstalt unweigerlich erinnert fühlten. Damals waren Forderungen wie größere Essensrationen, höhere Tabakmengen oder Wasserkocher der Grund gewesen. Verhandlungen hatten damals zur Aufgabe und einem gleichfalls unblutigen Ende geführt.
Die Wünsche von damals, die realistisch waren, sind inzwischen umgesetzt. Umgekehrt hat die Einrichtung bei den Sicherheitsvorkehrungen nachgebessert: Es haben nie mehr zwei Stockwerke miteinander Aufschluss, also freies Bewegen auf der Station.
Im zweiten Stock des aus den 60er Jahren stammenden Haus 2 waren 21 jugendliche Gefangene untergebracht, drei mussten wegen Disziplinarmaßnahmen in den Zellen bleiben, die anderen 18 im Alter um die 21 Jahre waren an dem Aufstand beteiligt, so Hafner; sieben wurden als Rädelsführer ermittelt.
Dem Dienst habenden Beamten war am Mittwoch, kurz vor 21 Uhr, aufgefallen, dass es raucht und stinkt. „Er entdeckte eine kokelnde Matratze auf dem Tisch des Aufenthaltsbereiches“, berichtet Hafner. Die Gefangenen sollten zurück in ihre Zellen, weigerten sich aber. Innerhalb von 20 Minuten schaukelte sich alles auf, „die Gefangenen flippten aus“, beschreibt Hafner die Situation. Alarm wurde ausgelöst.
Die Bewohner der anderen Stockwerke hatten sich anstecken lassen und beteiligten sich akustisch – „ein Schreien und Plärren“. Innerhalb kürzester Zeit war eine Vielzahl von Einsatzkräften vor Ort. Hafner selbst hatte noch gearbeitet und war gleichfalls zugegen.
Wie schon 2003 setzte man auf Verhandlungen und Beruhigung. „Wir haben den Gefangenen viel Zeit gegeben.“ Speziell geschulte oberfränkische Komunikationsbeamte der Polizei waren vor Ort. Das SEK stand derweil bereit. Die Feuerwehren aus Ebrach und Großgressingen hatten im Anstaltshof Position bezogen, deren Kollegen aus Gerolzhofen mit der Drehleiter am Marktplatz. Für alle Fälle war eine Vielzahl von Polizei und Sanitätsfahrzeugen vor Ort, auch Kreisbrandrat Bernhard Ziegmann, um bei Bedarf als Schnittstelle zwischen den verschiedenen Bereichen zu fungieren. „Wir hatten hier immerhin eine erhöhte Sicherheitslage.“ Seit der Großübung vor zehn Jahren haben die Wehren genauere Kenntnisse über diesen besonderen Einsatzort.