Auf weltweiter Faschingsmission
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Dienstag, 08. Dezember 2015
Guido Immler war in Asien, Afrika, Süd- und Nordamerika, um den Fasching zu fotografieren. Seine Bilder gibt es ab sofort im Fastnachtmuseum zu sehen.
Er hat sie alle gesehen. Oder fast alle: Die Faschingszüge von Basel über Teneriffa bis hin nach Rio. Die farbenfrohen Masken in Trinidad und Tobago hat er genauso fotografiert wie die indigenen Motive in Bolivien. Guido Immler reist seit beinahe vier Jahrzehnten rund um den Globus. Sein Ziel: Spannende Faschingsmotive vor die Linse bekommen.
Mit zehn Jahren fing alles an. Der junge Guido sieht bei der Verwandtschaft in Baden-Württemberg die ersten alemannischen Faschingsmasken. Und ist sofort fasziniert. Gleichzeitig beginnt seine Liebe für die Fotografie. „Mit dem Malen hat es nie so recht geklappt“, erinnert er sich. Die Bilder, die er im Kopf hatte, hat er nie zufriedenstellend zu Papier gebracht. Also bekam er zu Weihnachten seine erste Kamera geschenkt. Die Ausrüstung dafür ist nach und nach gewachsen. Erst hat er dafür sein Taschengeld investiert, dann einen Teil seines Gehalts als Sozialpädagoge. Als Erwachsener hat er seine beiden Leidenschaften zusammengebracht. Eine dritte kam dazu: das Reisen.
In mehr als 20 Ländern war Guido Immler mittlerweile. In Spanien, Slowenien, Dänemark, Großbritannien Brasilien, Mexiko, Kanada, Haiti, auf den Philippinen und an vielen anderen Orten. „Natürlich schaue ich mir dort nicht nur den Karneval an“, sagt er. Aber der zentrale Anlaufpunkt ist das Faschingstreiben für ihn schon. Warum eigentlich?
Der 64-Jährige muss bei der Frage schmunzeln. Die verschiedenen Rollen, in die Menschen schlüpfen können, faszinieren ihn. Genauso wie die unterschiedlichen Bräuche, Kostüme und Masken. Weltweit wird der Fasching anders gefeiert. Und das auch zu völlig unterschiedlichen Jahreszeiten.
In der Karibik wird beispielsweise oft in den Sommermonaten gefeiert. Immler macht sich da nichts vor. „Damit mehr Touristen kommen“, erklärt der gebürtige Augsburger. „Das ist dort ein Riesengeschäft.“ Im Londoner Stadtteil Notting Hill wird ebenfalls aus Witterungsgründen im August gefeiert. Immler hat den Umzug fotografiert, als er noch ein Geheimtipp war. „In den letzten Jahren waren mehr als eine Million Besucher vor Ort.“
In Rio und auf Trinidad und Tobago ist der Karneval ähnlich bunt und lebensfroh wie in Rio. „Das erinnert schon an einen riesengroßen Laufsteg.“ In Bolivien, in den südamerikanischen Anden, geht es dafür deutlich ruhiger zu. In Quebec in Kanada werden zu Fasching Skulpturen aus Eis geformt, während sich die Bewohner von Haiti mit einfachen Federn schmücken. Im Südosten der USA, in New Orleans, steht beim Mardi Gras die Jazz- und Soul-Musik im Mittelpunkt, in Mexiko schmücken sich die Menschen mit Totenköpfen. Und auf den Philippinen werden Heiligenfiguren auf Wagen montiert und durch die Straßen gefahren. „In der einen Hand tragen die Zugteilnehmer dort eine kleine Heiligenfigur“, erzählt der Augsburger. „Und in der anderen Hand eine Schnapsflasche.“
Im letzten Jahr hatte Immler Kontakt mit dem Deutschen Fastnachtmuseum in Kitzingen aufgenommen. Dessen Leiterin Daniela Sandner war sofort Feuer und Flamme. „Es ist gar nicht so einfach, gute Bilder vom weltweiten Fasching zu bekommen“, sagt sie. Der Augsburger hat ihr eine ganze Reihe von Aufnahmen zur Verfügung gestellt, die jetzt eine kleine Wand im Museum schmücken.