And the winner is: Silvaner
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Mittwoch, 14. Oktober 2015
Die Weinlese ist gelaufen. Zumindest so gut wie. Nur noch vereinzelt hängen ein paar spätreifende Sorten in den Zeilen. Die vorläufige Bilanz fällt positiv aus.
Von einem sehr, sehr, sehr guten Jahrgang spricht der Präsident der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, Dr. Hermann Kolesch. Gerade bei den späten Sorten wie Weißburgunder oder Riesling sei die Qualität fantastisch. Als absoluten Gewinner des Klimawandels bezeichnet Dr. Kolesch allerdings den Silvaner. Auch die roten Rebsorten hätten teilweise geniale Voraussetzungen, wofür nicht nur ein Mostgewicht von bis zu 100 Grad Oechsle spricht. Ein Lob richtet Dr. Kolesch deshalb an die fränkischen Winzer. Trotz großer Herausforderungen hätten sie die Grundlage für einen großen Jahrgang gelegt.
Bewässert, ohne Ende
2014 mussten sich die Weinbauern noch mit der Kirschessigfliege und vielen Niederschlägen während der Erntezeit herumschlagen. In diesem Jahr bestimmte die Trockenheit die Arbeit in den Weinbergen. „Wir haben bewässert ohne Ende“, sagt Dr. Kolesch und untermauert diese Aussage mit einer beeindruckenden Zahl: 1000 von rund 6000 Hektar fränkischer Anbaufläche wurden in diesem Jahr beregnet. „Das war für die Winzer eine heftige Zeit“, erinnert der Präsident der LWG.
Die Trockenheit wird nach seiner Überzeugung ein bestimmendes Thema in Mainfranken bleiben. Die LWG forscht deshalb seit längerem an realistischen Lösungen für die künftige Bereitstellung von Wasser. „Im Frühjahr werden wir eine Versuchsanlage in Betrieb nehmen“, kündigt Dr. Kolesch an. Deren Grundprinzip: Ein Wasserspeicher wird oberhalb des Weinbergs angelegt, in den niederschlagsreichen Wintermonaten gefüllt und im Sommer zur Beregnung genutzt. In der Zwischenzeit behelfen sich die Winzer mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen. „Wir haben aus dem so genannten Jahrhundertjahrgang 2003 gelernt“, freut sich Dr. Kolesch. „Das Laubmanagement war deutlich besser als damals, die Trauben haben heuer weniger Sonnenbrand.“
Von „super reifen Trauben“ spricht Melanie Bickel-Stumpf vom Frickenhäuser Weingut, das gestern seinen letzten Lesetag einlegte. Die Winzerin betont aber auch die hohe Arbeitsbelastung und -Intensität in diesem Jahr. „Es gab Weinberge, in denen drei unterschiedliche Qualitäten gelesen wurden“, erzählt sie. Beeren- und Trockenbeerenauslesen waren in diesem Jahr auch dabei.
Die Trockenheit hat natürlich auch die VdP-Betriebe beschäftigt. Melanie Bickel-Stumpfs Lehre: Anlagen keinesfalls extensiv bewirtschaften, nicht alles aus den Rebstöcken rausholen: „Eine sanfte Landwirtschaft sorgt für langlebige Stöcke und Weine.“ Besonders froh ist sie über ihre Silvanerbestände, die teilweise älter als 40 Jahre sind. Die hochwertigen fränkischen Silvaner könnten mittlerweile mit den besten deutschen Rieslingen mithalten. „Wir sind da auf Augenhöhe“, versichert sie.
Auch bei Frankens größter Erzeugergenossenschaft, der GWF in Repperndorf, ist das Gros der Ernte eingefahren. Auch hier sind die Spätsorten laut Vorstandsvorsitzendem Andreas Oehm die „absoluten Gewinner“. Das gelte auch für den Silvaner. „Der zählte in den letzten Jahren niemals zu den Verlierern.“