Lieber Schnatterin als Zungenbrecher
Autor: Norbert Hohler
Kitzingen, Dienstag, 09. Februar 2016
Hast Du den Namen selbst ausgewählt? Oder ist das ein Künstlername?, fragte Oti Schmelzer das Schlappmaul. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ist Kummer mit ihrem Namen gewöhnt.
„Hast Du den Namen selbst ausgewählt? Oder ist das vielleicht ein Künstlername?“, fragte Oti Schmelzer, der Lappland-Rhöner, das neue Kitzinger Schlappmaul. Die Antwort blieb Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zwar schuldig, doch Kummer mit dem Zungenbrecher ist die FDP-Politikerin gewöhnt.
Ihr Name werde bisweilen despektierlich als „Schnarre“ verschandelt, verriet das neue Schlappmaul in ihrer Dankesrede an die Kitzinger Karnevals-Gesellschaft (KiKaG). Oti Schmelzer plädiert für „liebe Schnatterin“, während Laudator Wolfgang Kubicki anmerkte, für ihn klinge Sabine Leutheusser-Schnarrenberger nicht nach Politik („passt ja auch in keine Schlagzeile“), sondern nach Konsonanten-Olympiade.
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Kohl und Merkel
Zum klatsch- und schunkelfreudigen Publikum im Dekanatszentrum meinte der Mann aus dem hohen Norden: „Wer den Namen nach 23.30 Uhr noch schmerzfrei ausspricht, hat meinen Respekt.“ Vor seiner Parteikollegin „SLS“ zog er die Narrenkappe, weil sie 1992 als Bundesjustizministerin lieber zurückgetreten ist, als beim großen Lauschangriff mitzumachen. „Damals war Helmut Kohl noch Kanzler, und die Ministerin für Frauen, Jugend und Familie hieß Doktor Angela Merkel. Wäre sie das doch nur geblieben!“
An der euphorischen Reaktion im Saal war zu spüren: Die Bundeskanzlerin ist derzeit ziemlich unten durch. Bei Oti Schmelzer klang das so: „Gott schütze unser Land vor Bombenschmeißern. Und Pfarrerstöchtern, die Merkel heißen.“
Es spricht fürs neue Schlappmaul, dass sie sich an anderen abarbeitete. Etwa an „Sheriff Herrmann“, dem bayerischen Innenminister. „Seiner Sicherheit traut niemand. Die Bürger rüsten auf mit Pfeffersprays und Waffen aller Art – aber genau das wollen wir nicht.“ Schlappmaul-würdig auch ihre Abrechnung mit den Rassisten von Rechtsaußen, „den Predigern des Hasses, die durch die Lande ziehen, um uns die Gefahr des Fremden aufzuschwatzen.“
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Doch die gebürtige Mindenerin hatte auch eine Bitte an Allah: Er möge den Seinen den Mut schenken, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, sich nicht fremdsteuern lassen. „Lachen, Selbstironie, sich gegenseitig auf die Schippe nehmen, das sollten alle – Atheisten, Juden, Christen, Muslime, ohne Gefahr tun können. Sprich, einfach Mensch sein.“ Alles andere wäre ein Sieg der Terroristen und Fremdenfeinde, „und dann wäre auch kein Platz mehr für ein Schlappmaul. Ich will jedenfalls nicht das Letzte gewesen sein.“
Wie scharfzüngig die Frau sein kann, davon wusste auch der Laudator ein Lied zu singen. „Unvergessen ist, als sie nach einer erbittert geführten Bundesvorstandsitzung zu mir sagte: Herr Kubicki, Sie sollten nicht immer so arg auf eine Tonne hauen, die keinen Deckel hat.“