Liebe fürs Holz: Endspurt bei der Renovierung
Autor: Andreas Stöckinger
Wiesentheid, Freitag, 07. Juli 2017
Im Oktober soll Schluss sein - nach fast vier Jahren nähert sich die Restaurierung der Mauritiuskirche dem Ende. Die Restauratoren entdecken immer noch Neues.
Im Oktober soll Schluss sein. Dann soll die umfangreiche Restaurierung in der Wiesentheider Mauritiuskirche, die seit 2013 läuft, abgeschlossen sein.
Das riesige Gerüst im Kirchenschiff ist auch schon weg, nun bestimmen noch die Restauratoren das Bild auf der Baustelle. Eleonore Schoenaich-Carolath und Stefan Demeter sind an der hölzernen Ausstattung, wie dem Hochaltar, „in der Endphase“, wie beide sagen.
Der Kreuzweg muss ausgebessert werden
Ihre Werkbank haben die Holzfachleute im Altarraum, direkt vor dem Eingang zur Sakristei aufgestellt. Daneben liegen die hölzernen Kreuzweg-Stationen fein-säuberlich gestapelt, die es ebenso an manchen Stellen auszubessern gilt. Eleonore Carolath-Schoenaich, die seit über einem Jahr in der katholischen Kirche in Wiesentheid beschäftigt ist, ist gerade an der Treppe zum Hochaltar zu Gange – „eine Schönheitsreparatur“, erklärt sie.
„Ich habe so etwas noch nicht gesehen“
Vor allem der Altar, den die beiden Restauratoren bearbeiteten, faszinierte sie. Der Kunstschreiner Johann Georg Neßtfell hat ihn um 1729 geschaffen. „Das sind sehr qualitätvolle Arbeiten“, sagt Carolath-Schoenaich und zeigt etwa auf den Tabernakel mit seinen herrlichen Einlegearbeiten, die die Offenbarung des Evangelisten Johannes auf der Insel Patmos darstellen. Elfenbein, Schildpatt, Perlmutt, Zinn und unterschiedliche Holzsorten verwendete der Meister, was auch heute noch begeistert. „Das ist wie ins Holz graviert, ich habe so etwas noch nie gesehen“, staunt die Fachfrau.
Schäden durch Sonnenlicht
Das Stück wies jedoch, wie viele weitere Holzgegenstände, zum Teil starke Schäden durch das Sonnenlicht auf. „Sie waren sehr vergilbt, man konnte die Einlegearbeiten aus Zinn kaum erkennen“, erläutert Stefan Demeter. Der Hochaltar, dessen Holz aus Mooreiche, Palisander, Ahorn und zumeist Nussbaum ist, wurde ebenso gereinigt. Der Lack, der von einer Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten Restauration stammt, wurde nur aufgefrischt, weil er gut erhalten ist. Es sei selten, dass man so alte Lacke noch auf Holzkunstwerken vorfindet, so Demeter weiter.
Den Originalzustand wiederherstellen
Er weist auf kleine Veränderungen hin, bei denen sich die Fachleute – wie überall im Gotteshaus – möglichst an den original Zustand anlehnten. So habe man die Säulen unten am Altar wieder versilbert, die zwischendurch vergoldet gewesen seien. „Silber hebt sich deutlich besser ab“, erklärt er.
Auch an den Logen, den so genannten Grafenstühlen, haben die Holz-Restauratoren gewerkelt. Sie wurden etwa um einen halben Meter in Richtung Chorraum versetzt, dazu kamen die Schiebetüren raus und wieder welche mit dem Mechanismus zum Aufklappen hin, wie einst. „Es ist ja unser Beruf, zu schauen, wie es früher war und das zu erhalten. Wir sollen möglichst keine Sachen dazu erfinden“, berichtet Demeter. An den Seitenaltären hat er mit seinen Leuten manches ausgebessert, ebenso an der Kanzel. Es galt, den Holzwurm zu vertreiben. Viel loses Furnier, Verschmutzungen und einige Fehlstellen habe man beseitigt.