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Krankheit mit 1000 Gesichtern


Autor: kri

Marktbreit, Dienstag, 28. November 2017

Es begann am Maindreieck: unter diesem Leitmotiv eröffnete der Freundeskreis des Gymnasiums Marktbreit 2017 eine reizvolle Veranstaltungsreihe.
Sie freuten sich über den Vortrag in der Ochsenfurter Stadtbibliothek von Dr. Gerald Lehrieder (Bildmitte) von links: Stellvertretende Bürgermeisterin Rosa Behon, die Mutter des Referenten Maria Lehrieder, Altbürgermeister Peter Wesselowsky, die stellvertretende Schulleiterin des Gymnasiums Marktbreit Christiane Lehrieder, Josef Nusko und Anton Gernert vom Freundeskreis des Gymnasiums.WALTER MEDING


„Es begann am Maindreieck“ – unter diesem Leitmotiv eröffnete der Freundeskreis des Gymnasiums Marktbreit 2017 eine reizvolle Veranstaltungsreihe. Der neue Vorsitzende des Freundeskreises Toni Gernert erläuterte kurz die Zielrichtung dieser Reihe: „Wenn wir auf die Geschichte unserer Schule in den vergangenen Jahrzehnten zurückschauen, so begegnen wir mit Freude vielen ehemaligen Schülern, die nach der Ausbildung am Gymnasium Marktbreit erfolgreich ihren Lebensweg gestalten konnten. Mit unserer Veranstaltungsreihe wollen wir diese Persönlichkeiten zu Wort kommen lassen“.

„Schule“ muss sich in unserer Zeit immer neuen Herausforderungen stellen: Gerade deshalb sollte es reizvoll sein, so Anton Gernert, zu erfahren, welche Bedeutung die in Marktbreit vermittelte Ausbildung und Bildung für die ehemaligen Schüler hatte und hat. Nach dem erfolgreichen Auftakt mit Professor Dr. Bert Hölldobler folgten mit Klaus Ott ein renommierter Redakteur der Süddeutschen Zeitung und mit Dr. Felizitas Sagebiel, Universität Wuppertal, eine ausgewiesene Forscherin zur aktuellen Stellung der Frau in der Gesellschaft der Bundesrepublik.

Den Abschluss der diesjährigen Reihe bildete nun Dr. Gerald Lehrieder, Neurologe und Chefarzt der Kiliani-Klinik in Bad Windsheim. Er referierte zu einer Krankheit, die vielen Menschen bekannt ist, ohne dass sie die Hintergründe kennen: Multiple Sklerose (MS) - „Die Krankheit mit den 1000 Gesichtern“.

„Die Multiple Sklerose ist zwar weiterhin nicht heilbar, aber die therapeutischen Fortschritte der vergangenen 20 Jahre haben dafür gesorgt, dass die Diagnose MS ihren Schrecken verloren hat“, hielt Gerald Lehrieder bei einem Vortrag in Ochsenfurt fest. In einer auch für medizinische Laien verständlichen Sprache erklärte Lehrieder die Ursachen der MS. Er ging auf die unterschiedlichen Verläufe und Symptome ein, aber auch auf viele ungeklärte Fragen rund um die MS. Mit alltagspraktischen Vergleichen brachte er den Zuhörern die Auswirkungen der Entzündungsreaktionen im zentralen Nervensystem nahe.

Im gemischten Publikum fanden sich neben MS-Betroffenen auch Freunde und Weggefährten des gebürtigen Tückelhäusers in unterschiedlichen Lebensabschnitten, unter anderem Alt-Bürgermeister Peter Wesselowsky, die stellvertretende Bürgermeisterin Rosa Behon und die stellvertretende Schulleiterin aus Marktbreit Namensvetterin Christiane Lehrieder. In der Kiliani-Klinik gilt neben der Schlaganfall-Rehabilitation die Betreuung von Betroffenen mit Multipler Sklerose als wichtigster Schwerpunkt. Lehrieder erläuterte ausführlich die therapeutischen Maßnahmen, die zu wichtigen Verbesserungen der Prognose für Menschen mit MS geführt haben. Insbesondere Medikamente, die das Immunsystem, dessen Fehlregulation Ursache der MS ist, wieder auf die „rechte Bahn“ bringen sollen, spielen hier eine wichtige Rolle. Erst vor wenigen Tagen sei die bevorstehende Zulassung eines neuen Medikaments bekannt gegeben worden, das eine große therapeutische Lücke im „Waffenarsenal“ gegen die MS schließen soll.

Hier zeigte Lehrieder die aktuellsten medizinischen Fortschritte auf diesem Gebiet auf, vergaß aber auch nicht die wichtige Rolle der Universitätsklinik in Würzburg in der Erforschung der Multiplen Sklerose in den vergangen zwei Jahrhunderten.

„Werden Sie zu Spezialisten für Ihre Erkrankung“, sagte Lehrieder, denn ein gut informierter Patient habe erwiesenermaßen einen besseren Verlauf. Und die moderne Neurologie wünsche sich den aufgeklärten Patienten, der über seine Therapie Bescheid wisse und dann bei den oft jahrelangen Medikamentengaben „bei der Stange bleibe“.

Außerdem ermunterte Lehrieder, der selbst intensiv Ausdauersport betreibt, zur sportlichen Betätigung, denn auch Sport wirke sich bei der MS sehr positiv aus. „Es sind mit ganz geringen Einschränkungen alle Sportarten erlaubt, die dem Betroffenen Spaß machen und die ihm gelingen.“ Kein Wunder, dass bei so vielen Informationen das Interesse der etwa 40 Zuhörer sich in vielen Nachfragen äußerte, die Lehrieder gerne beantwortete.