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Konfetti-Regen und Lauf-Begeisterung


Autor: Frank Weichhan

Sulzfeld am Main, Donnerstag, 27. Juli 2017

Er läuft und läuft und läuft: Der ehemalige Kitzinger Jason Greer hält laufend Kontakt zu seiner alten Heimat. Ein Gespräch über Begeisterung und einen Marathon-Gewinn.
Es regnet Konfetti: Der Moment, als Jason Greer (Mitte) vergangenes Jahr beim Weinhallalauf einen Marathon gewann.


Jason Greer stammt aus Kitzingen und lebt jetzt in Sankt Augustin, wo er als Lehrer arbeitet. Die Verbindung zur alten Heimat ist nie abgerissen – so nimmt er regelmäßig an verschiedenen Läufen wie zuletzt dem Schwanberg-Lauf teil. Auch beim Weinhallalauf in Sulzfeld ist er wieder mit von der Partie. Zu dem Lauf wollte der 42-Jährige eigentlich 362 Kilometer mit dem Fahrrad anreisten, aufgrund der Wetterlage nahm er jedoch kurzfristig von dem Plan Abstand. Vergangenes Jahr gewann er beim Walhallalauf sogar eine Marathon-Teilnahme in Köln – es gibt also einiges zu bereden.

Frage: Was hat Sie vergangenes Jahr zum Sulzfelder Weinhallalauf verschlagen?

Jason Greer: Wir, meine Frau, ein Lauffreund und ich, partizipierten bereits öfter an diesem interessanten Lauf. An einem der Vorbereitungsläufe hielten wir uns zufällig in der Heimat auf, sodass wir die Gelegenheit zu diesem nutzten. Die dortige Atmosphäre bewegte mich dazu, auch an der eigentlichen Veranstaltung teilzunehmen.

Wie haben Sie abgeschnitten?

Greer: Ich weiß es nicht mehr, auf jeden Fall schlecht, aber das ist irrelevant. Es ging darum, nach einem halben Jahr Erkältungspause wieder Läufe bestreiten zu können, vor allem, weil wir uns bereits für einen Marathon in Niedernhall angemeldet hatten. Beim Weinhallalauf kommt es vornehmlich auf das Erlebnis, nicht auf die persönliche Bestzeit an.

Wie kamen Sie an den Gewinn einer Teilnahme an Kölner Marathon?

Greer: Die Reise wurde aus den Startnummern aller Teilnehmer des Weinhallalaufes ausgelost. Als ich ins Ziel kam, ergoss sich ein Konfettiregen über mich, worauf mich die Veranstalter über Lautsprecher zum Gewinner des Sonderpreises erklärten.

Ihre Reaktion?

Greer: Ich freute mich riesig, insbesondere, weil wir während des Vorbereitungslaufes darüber scherzten, dass ich der ideale Empfänger für diesen Preis sei. Einhergehend damit traf ich 20 Sekunden später einen lieben Freund, zu dem ich etwa zehn Jahre keinen Kontakt mehr hatte, was das Glücksgefühl zusätzlich steigerte.

Wie liefen die Vorbereitungen für Köln?

Greer: Sehr abwechslungs- und abenteuerreich. Die Vorbereitungen brachten sie mich beispielsweise dazu, die Vier-Türme-Tour in Bad Ems oder die Strecke um die Siegburger Wahnbachtalsperre – von mir liebevoll: „Die grüne Hölle vom Wahnbachtal“ genannt – in großer Hitze zu laufen. Hinzu kam der Marathon in Niedernhall. Ich hatte nach Sulzfeld allerdings wenig Zeit, um für die Marathons in Form zu kommen. Um überhaupt die benötigte Distanz zu erreichen, absolvierte ich fast ausschließlich lange Läufe. Dies widerspricht jedem Trainingsplan. Erfolg und Misserfolg lagen oft nahe beieinander.

War es Ihr erster Marathon?

Greer: Nein, ich versuche mindestens einen pro Jahr zu laufen, weshalb ich, glücklicherweise, von meinen Erfahrungen zehren kann. Es war lediglich mein erster Großstadtmarathon.

Wie ist es Ihnen in Köln ergangen, wie und wann kamen Sie ins Ziel?

Greer: Zunächst war ich sehr unsicher am Morgen des Marathons: Ich hatte eine leichte Erkältung, es sah nach Dauerregen aus. Das Wetter hielt, es lief wunderbar, die Stimmung, welche die Läufer hervorriefen, war toll, meine Frau feuerte mich mit unserer kleinen Tochter an – was will man mehr? Das Tagesziel lag bei unter vier Stunden, ich kam mit 3.48 Stunden an – Mission erfüllt.

Wann haben Sie das Laufen für sich entdeckt?

Greer: Vor etwa 20 Jahren, motiviert von den Lauftreffs der AOK, einem Freund, meiner Lauf-Ass-Schwester sowie der Suche nach einem Ausgleichssport zum Büro- und Schulalltag.

An welchen Veranstaltungen nehmen Sie teil?

Greer: Ich nehme regelmäßig am Würzburg-Marathon und in Niedernhall teil. Darüber hinaus laufe ich gerne regionale Läufe, nämlich: Lebkuchenlauf, Krankenhauslauf, Schwanberglauf, den Schlossberglauf in Altenschönbach, den Halbmarathon in Aschaffenburg und natürlich den Weinhallalauf. Dieses Jahr steht zudem, Ende Oktober, der Frankfurt-Marathon gemeinsam mit ein paar Freunden an.

Wann sind Sie aus dem Landkreis Kitzingen weggezogen?

Greer: Das war, berufsbedingt, vor eineinhalb Jahren.

Also war klar, dass Sie heuer wieder am Weinhallalauf teilnehmen würden?

Greer: Ich kann am Hauptveranstaltungstag wahrscheinlich nicht teilnehmen, da wir Anfang September unser zweites Kind erwarten. Ich komme aber auf jeden Fall zum Testlauf am 30. Juli. Eigentlich wollte ich mit dem Fahrrad anreisen. Aufgrund der schlechten Wetterlage verschiebe ich das allerdings in den Herbst. Ein kranker Vater nutzt einer werdenden Mutter nichts – sonst wäre ich auch bei diesem Wetter gefahren. Ich laufe gerne im Landkreis Kitzingen, weil ich meine mainfränkische Heimat liebe – jeder Lauf dort ist ein Genuss!

Was zeichnet den Sulzfelder Lauf aus?

Greer: Der Weinhalla ist ein vermeintlich kurzer Jedermannlauf. Er präsentiert sich anspruchsvoll, knackig mit etlichen Steigungen und findet zumeist bei großer Hitze statt – sieben Kilometer, die sich wie 13 laufen. Ferner wird auf pedantische Zeitnahme verzichtet, was der Veranstaltung ihre Menschlichkeit bewahrt. Diese findet ihre Abrundung durch die idyllische Landschaft sowie den Sulzfelder Charme, der bei einem Glas Wein, nach dem Haupt- oder während der Testläufe, zur Geltung kommt.

Und Fahrrad-begeistert sind Sie schließlich auch noch . . .

Greer: Ich unternehme gerne größere Trekking-Radtouren, bei denen ich meinen Gedanken freien Lauf lassen kann. Dreiviertel des Mainradweges hatte ich bei einer früheren Tour bereits befahren – eine wundervolle Reise, die nach einer Wiederholung verlangt. Nun ist es an der Zeit, das fehlende Stück zu ergänzen.

Was es sonst noch zu sagen gibt. . .

Liebe mainfränkische Familie, Freunde, ehemalige Kollegen, ehemalige Schüler, Bekannte, Einheimische: Die Greers mögen im Rheinland verweilen, aber im Herzen sind sie immer bei Euch!