Druckartikel: Klassik aus dem Notenschrank des Grafen

Klassik aus dem Notenschrank des Grafen


Autor: Andreas Stöckinger

Wiesentheid, Mittwoch, 25. Oktober 2017

Das hätte sicherlich auch Rudolf Franz Erwein von Schönborn gefallen. Zur Wiedereröffnung der Mauritiuskirche spielte ein Quartett Werke aus seiner Musiksammlung.
(huGO-ID: 37457025) Klassik zu den Wiesentheider Barocktagen bot ein Musikerquartett, das sich Werke von Platti, Bach und Vivaldi ausgesucht hatte. Sie alle stammten aus der Schönbornschen Sammlung.


Das hätte sicherlich auch Rudolf Franz Erwein von Schönborn gefallen. Zur Wiedereröffnung der Wiesentheider Mauritiuskirche spielte ein Quartett einige Werke aus der Musiksammlung des Adeligen. Just am Konzerttag vor 340 Jahren wurde der Graf geboren, durch dessen Heirat mit der verwitweten Gräfin von Dernbach im Jahr 1701 die Schönborns nach Wiesentheid kamen. Der Adelige besaß eine große Begeisterung für die Musik, spielte selbst Violoncello und sammelte viele Notenblätter.

Darüber sprach in der Einführung zum Konzert die Würzburger Musikwissenschaftlerin Frohmut Dangel-Hofmann. Sie betreut das Schönbornsche Musikarchiv in Wiesentheid seit Jahrzehnten. In ihm befinden sich rund 500 Handschriften und fast 150 Drucke von Werken großer Komponisten. Allein sieben Konzerte von Antonio Vivaldi sind darunter. Manche wurden zum Spielen bereits herausgegeben, manche nicht. Mit vielen Musikern und Komponisten war Graf Schönborn gut befreundet, Zum Geburtstag Klassik aus dem Notenschrank

Giovanni Benedetto Platti, etwa schenkte ihm sogar drei Hefte mit insgesamt über 60 Kompositionen. Beim Konzert in Wiesentheid, das unter dem Motto „Aus dem Musikschrank des Grafen Rudolf Franz Erwein von Schönborn“ stand, spielten die vier Musiker neben Werken von Platti auch aus einer Sonate von Antonio Vivaldi sowie aus einer von Johann Sebastian Bach. Mit Hannah Weimeister (Violine), Christoph Dangel (Violoncello), Sebastian Wienand (Cembalo) und Stefan Preyer (Violone) trugen vier Könner ihres Fachs, die aktuell in Basel leben, die Werke vor. „Es macht Spaß, solche Noten zu spielen. Es ist viel lebendiger, animiert einem mehr zum Gestalten“, sagte Sebastian Wienand nach dem Konzert.

Recht unterschiedlich, bisweilen typisch Barock, manchmal auch mit etwas schweren, fast melancholischen Klängen, präsentierten sich die Stücke. So fiel etwa die Sonate für Cembalo von Platti wunderschön filigran, fein und verspielt aus, dargeboten von Sebastian Wienand.

Höhepunkt des Abends war die Sonate von Johann Sebastian Bach, die Hannah Weinmeister als Solistin auf der Violine brillant und lebendig spielte.

Im zweiten Teil rückte bei der Sonata per Violoncello Christoph Dangel in den Vordergrund. Er, der bereits ein Soloalbum mit Cellosonaten aus der Wiesentheider Sammlung veröffentlicht hat, erwies sich bei den teils ruhigen Klängen als Meister seines Fachs.

Drei Zugaben erklatschte sich das hörbar angetane Publikum, auch den Musikern gefiel es, wie später Christoph Dangel zugab. Es sei schon etwas besonderes, diese Werke an dem Ort zu spielen, wo sie einst geschrieben wurden, sagte er.

Der Wiesentheider Tourismusreferent Jonas Schug bedankte sich zum Abschluss bei dem Quartett und überreichte jedem der Musiker ein Poster mit dem Deckengemälde der Kirche.